Natur und Landschaft profitieren vom Hochwasser

Auen leisten wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz – Vögel, Libellen und Amphibien gewinnen

Kleinere Hochwässer sind für Natur und Landschaft ein Gewinn, so der Präsident des Landesamtes für Umwelt, Claus Kumutat anlässlich der aktuell erhöhten Pegelstände in Teilen Nordbayerns. Kumutat: „Auen sind die natürlichen Überschwemmungsgebiete der Flüsse und Bäche. Viele Lebensgemeinschaften sind dort auf eine zeitweise Überschwemmung angewiesen.“ Bei der aktuellen Hochwasserlage profitieren zum Beispiel die Auen des Roten Mains zwischen Kulmbach und Bayreuth, die Altmühl zwischen Ansbach und Treuchtlingen und die Wörnitz zwischen Dinkelsbühl und Wassertrüdingen von den Ausuferungen und Überflutungen. Kumutat betonte, Hochwasser werde erst dann zur Gefahr, wenn Siedlungen oder Infrastruktureinrichtungen bedroht sind. Bei kleineren und mittleren Hochwasserereignissen leisten Auen einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Besonders im Fokus sind derzeit die Donauauen bei Neuburg. Dort findet aktuell eine ökologische Flutung statt.

Auen sind besonders artenreiche Lebensräume und deshalb für die Biodiversität wichtig: Mehr als zwei Drittel aller Tier- und Pflanzenarten Bayerns kommen in den Auen vor. Für Vögel, Libellen und Amphibien sind diese Lebensräume besonders von Bedeutung. Die Lebensgemeinschaften der Auen sind angepasst an den Wechsel von Hoch- und Niedrigwasserständen, das gilt besonders für die Weichholzauen mit ihren Silberweiden und Grauerlen. In naturnahen Auen kann sich Hochwasser ohne größere Schäden ausbreiten und zum Teil in den Boden versickern. Damit wirken Auen als natürliche Rückhalteflächen für Hochwasser und entschärfen die Hochwassergefahr. Um den natürlichen Rückhalt in den Auen zu verbessern, werden nach den Worten Kumutats bayernweit Rückhalteräume gesichert oder wieder hergestellt, Flüsse und Auen wieder stärker vernetzt und Auwälder neu geschaffen.

Beispiele für Maßnahmen/Projekte

Zur Halbzeit des bayerischen Hochwasserschutz-Aktionsprogramms 2020 hat der Freistaat bislang rund 1,4 Milliarden Euro in den Hochwasserschutz investiert. Auen spielen eine wichtige Rolle in der bayerischen Hochwasserschutzstrategie: Das Auenprogramm ist Bestandteil dieses Aktionsprogramms.

Im natürlichen Rückhalt des bayerischen Hochwasserschutz-Aktionsprogramms wurden bislang 55 Kilometer Deiche rückverlegt und 24 Millionen Kubikmeter natürlicher Rückhalteräume wieder hergestellt. Paradebeispiele für eine gelungene Kombination von Gewässerrenaturierungen und technischen Schutzmaßnahmen mit positiven Auswirkungen für Natur und Hochwasserschutz sind die Isar von München bis Freising und die Iller.

In mehreren bayerischen Großprojekten werden die angrenzenden Auwälder wieder stärker mit dem Fluss verbunden. Aktuell werden die Donauauen bei Neuburg gezielt geflutet: Seit Sonntag und voraussichtlich bis Mittwoch sollen dort bis zu 30 Kubikmeter Donauwasser pro Sekunde in die Auen geleitet werden.

Rund 80 Prozent der Natura2000-Flächen in Bayern enthalten wasserabhängige Arten oder Lebensräume, die gezielt geschützt oder entwickelt werden sollen.

Weitere Informationen:
Hochwasserschutz-Aktionsprogramm 2020: www.lfu.bayern.de/wasser/hw_aktionsprogramm_2020/index.htm
Auen und Hochwasserschutz: www.lfu.bayern.de/natur/auenprogramm/index.htm