Feiertagsgedanken: Epiphanias oder Die Weisen aus dem Morgenland
Da entdecken Menschen aus fernen landen unabhängig voneinander eine geheimnisvolle, sie magisch anziehende Sternenkonstelation und sie machen sich auf den Weg ins Unbekannte. Ich bewundere den Mut, die Ausdauer dieser Leute. Wir wissen ungleich mehr als sie, wir haben Gottes Wort, die ganze Frohe Botschaft von Jesus Christus in vielen preisgünstigen, verständlich übersetzten Bibeln vor uns liegen, aber lesen wir darin, machen wir uns persönlich auf den Weg zur Krippe, das meint, fragen wir heute nach dem Evangelium? Die „Weisen aus dem Morgenland“ vertrauten sich der Führung Gottes an, vertrauten darauf, daß er sie ans Ziel führen würde. Heute halten die scheinbar toleranten, weltgewandten Zeitgenossen uns entgegen: „Der Weg ist das Ziel!“ Der Mensch müsse stets auf der Suche, weltoffen sein. Aber ohne Ziel wird der Weg zum Irrweg, zur quälenden, sinnlosen Last.
Schließlich kommen die „Weisen“ nach Jerusalem zum König Herodes. Sie scheuen sich nicht, ausgerechnet den berüchtigten Herodes um Hilfe zu bitten, ihre eigene Schwäche, ihr Unvermögen einzugestehen. Wie schwer fällt uns das! Wir wollen stets stark und unabhängig erscheinen. Wie sehr lassen wir uns da unter Druck setzen!
Dieser Herodes aber ist ein Gewaltmensch. Er hat seine Stellung illegal mit gemeinen Tricks ergaunert. Das macht ihn mißtrauisch, unsicher. Solche Herodese gibt es auch heute genug, die Karieretypen, arrogant und spöttisch, aber doch ruhelos und unzufrieden, neidisch und aggressiv. Aus schlechtem Gewissen, um die „Leute“ zu beeindrucken, hat er den Tempel großzügig ausbauen lassen, vergleichbar den Drogenbossen, die sich heute als Wohltäter aufspieln. Die Kirche muss sich also heute genau überlegen, von wem sie Spenden annimmt, wie das gespendete Geld eingenommen wurde.
Nun aber die dritte Gruppe, die Schriftgelehrten. Sie kennen die Wahrheit und tun doch nichts. Sind sie gleichgültig oder feige, angepaßt oder korrupt? Heute finden wir diese Schriftgelehrten bei vielen kühl-vernünftigen Wissenschaftlern, die bedenkenlos für dubiose Weltkonzerne arbeiten, die nicht danach fragen, ob ihre Produkte Segen oder Fluch über die Menschheit bringen.
Möge das Fest der „Erscheinung des HERRN“, das bedeutet Epiphanias, auch in unseren Herzen das göttliche Licht aufstrahlen lassen. Ein Held, muß niemand von uns sein, aber wir sollten kritisch über uns nachdenken und dürfen uns im Gebet, beim Lesen in der Heiligen schrift von Gottes Geist anrühren lassen.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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