Offener Brief des Bundes Naturschutz: Flughafenplanungen in der Metropolregion

Flughafen Nürnberg in Schieflage, Neubau in Coburg, Erweiterung in Bamberg? Bund Naturschutz schreibt an Ratspräsidenten Siegfried Balleis

Angesichts der finanziellen Schieflage des Flughafens Nürnberg und der abgesenkten Passagierzahl-Prognosen appellierte der Bund Naturschutz kurz vor Weihnachten an den Ratspräsidenten der Metropolregion Nürnberg, Dr. Siegfried Balleis, dafür zu sorgen, dass nicht weitere Flugplatzkapazitäten in der Region geschaffen werden. Diese würden nicht nur beim Bau, sondern auch beim Unterhalt viel Geld und Energie verschlingen und die Auslastung der bestehenden Infrastruktur verringern; vom unnötigen Landschaftsverbrauch ganz zu schweigen.

Der Bund Naturschutz bittet den Ratsvorsitzenden darin, in der Metropolregion ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept voranzubringen in der Überzeugung, dass dieses angesichts des Klimawandels keine neuen Flugplatzkapazitäten erfordert.

Der offene Brief im Wortlaut:

„Sehr geehrter Herr Ratspräsident,

seit Wochen können wir verfolgen, wie die finanzielle Schieflage des Flughafens Nürnberg mit Steuermitteln in erheblichem Umfang ausgeglichen werden muss.

Alle Prognosen zur Fluggastentwicklung mussten deutlich nach unten korrigiert werden. Die Abwanderung von Air Berlin ist möglich.

Gleichzeitig wird in der Metropolregion seit wenigen Jahren in Coburg der Neubau eines Flughafens für ca. 35 Mio. EUR geplant, vorangetrieben v. a. durch die Firmen Brose und Kapp aus Coburg gegen den zumeist einstimmig erklärten Willen aller Landkreisgemeinden, wo Standorte im Raumordnungsverfahren vorgesehen wurden. Aktuell wird das Planfeststellungsverfahren eingeleitet.

Coburg hat einen funktionierenden Verkehrslandeplatz (Brandensteinsebene) der unseres Erachtens für den Werksflugverkehr ausreicht. Auch dieser Flugplatz muss jährlich mit Steuermitteln subventioniert werden; jeder Start wird mit 2600 EUR bezuschusst.

Bitte sorgen Sie dafür, dass in Coburg nicht eine weitere überdimensionierte Infrastruktur geschaffen wird, die nicht nur beim Bau, sondern auch beim Unterhalt viel Geld und Energie verschlingen und die Auslastung der bestehenden Infrastruktur verringern würde; vom unnötigen Landschaftsverbrauch ganz zu schweigen.

Dass Herr Stoschek, Inhaber der Firma Brose, vor wenigen Jahren eine Charterfluggesellschaft eintragen ließ, verstärkt die Gefahr weiterer Verlagerungen vom bestehenden Flughaben Nürnberg, sollte in Coburg ein Neubau realisiert werden.

Auch der zweite in Oberfranken-West (und in der Metropolregion) bestehende Verkehrslandeplatz in Bamberg (Kramersfeld) soll nach dem Willen der Fa. Brose (Hallstadt) großzügig ausgebaut werden.

Wir meinen, dass die Metropolregion mit dem Flughafen Nürnberg eine ausreichende Flugverkehrsstruktur besitzt. Firmen und Urlauber aus dem westoberfränkischen Raum haben die Möglichkeit, per Bahn und U-Bahn, per PKW über A73, A3 und B4 oder – im Falle besonderer Eilbedürftigkeit – mit privatem Hubschraubershuttle zum Flughafen Nürnberg zu kommen.

Wir bitten Sie, in der Metropolregion ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept voranzubringen in der Überzeugung, dass dieses angesichts des Klimawandels keine neuen Flugplatzkapazitäten erfordert.

Wir erlauben uns, dieses Schreiben auch an die Öffentlichkeit zu geben.

Mit freundlichen Grüßen

Richard Mergner

Landesbeauftragter“