Ungewöhnliche Bauaktivität eines Kleibers
Eine interessante „Baugeschichte“ dokumentierte Fred Schneider aus Langensendelbach bei der Deponie Gosberg: die Niststätte eines Kleibers und ihre Veränderungen. Der kaum sperlingsgroße Kleiber („Kleber“) baut selbst kein Nest, sondern verkleinert mit Lehm die Eingänge von Spechthöhlen auf seine Größe, um seine Brut vor Nistplatzkonkurrenten, Eierdieben und Zugluft zu schützen.
Im vorliegenden Fall hat sich der kleine Baumeister einen Waldkauznistkasten ausgesucht und während zweier Brutperioden nach und nach seinen Bedürfnissen angepasst. Dass er neben dem eigentlichen Einflugloch und einem Luftspalt auch völlig unnötig den gesamten Marderschutzgiebel zugemauert hat, zeigt, dass hier offensichtlich ein reines Triebverhalten vorliegt. Das ungebremste Löcherverschließen wurde wohl durch die Umgebungsbedingungen gefördert, denn in unmittelbarer Nähe steht an einem Waldweiherufer ständig feuchter Lehm zur Verfügung.
Die Bauleistung bleibt aber trotz der geringen Transportstrecke beachtlich, denn für ein Kilogramm Lehm benötigt der gerade einmal 25 Gramm schwere Kleiber rund 600 Flüge! Nach der Kleiberbrut wurde das Einflugloch durch einen Buntspecht wieder erweitert. Man darf gespannt sein, welche Veränderungen der bauwütige Hausherr im nächsten Frühjahr an seiner Wohnung vornimmt …
Thomas Baum-Nägel (Foto: Fred Schneider)
Neueste Kommentare