Erzbischof Schick kritisiert die "Entheiligung" von Weihnachten

„Wehe der Generation, der nichts mehr heilig ist. Weihnachten ruft auf, Gott, Mensch und die Schöpfung heilig zu halten“

(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die zunehmende Verweltlichung und Kommerzialisierung von Weihnachten beklagt. „Wenn wir den Sinn von Weihnachten verlieren, ist das nicht bedeutungslos. Dadurch werden das Leben und das Miteinander „entheiligt“, sagte der Bamberger Oberhirte zu Weihnachten.

Menschen, denen nichts mehr heilig ist, hätten keine Ehrfurcht vor dem Nächsten, seiner Würde, seinen Werten und seinen Rechten. „Neonazis, Rechtsextremen und Taliban ist das Leben anderer nicht heilig. Deshalb töten sie! Auch radikalisierten Jugendlichen und Bahnhofschlägern ist das Leben ihrer Mitmenschen nicht heilig, sie schlagen aus Kraftmeierei, Wut oder wegen einer Kleinigkeit andere halbtot“, sagte der Bamberger Erzbischof. Die U-Bahn-Schläger von Nürnberg im April 2010 oder von Berlin im Februar dieses Jahres seien abschreckende Beispiele dafür.

Die zunehmende „Entheiligung“ unserer Welt führe auch dazu, dass es weltweit zu viele Waffen und Kriege gebe, in denen unschuldige Menschen sterben müssten. „Wem das Leben, die Heimat und das Selbstbestimmungsrecht anderer Völker heilig ist, der führt keine Kriege.“ Wenn das Leben nicht mehr heilig sei, würden ungeborene Kinder abgetrieben und alte, kranke und demente Menschen abgeschoben und wenn die Schöpfung nicht heilig sei, werde sie unverantwortlich geschädigt, beklagte der Bamberger Oberhirte. „Wenn uns nichts mehr heilig ist, dann zerstören wir uns selbst.“

Erzbischof Schick fordert daher eine Besinnung auf die Heiligkeit Gottes, des Menschen und der Schöpfung, der Traditionen und Werte, die für die Gesellschaft in Deutschland und weltweit tragend seien. „Wir nennen Weihnachten „Heilig Abend“, „Heilige Nacht“ und „heilige Weihnacht.“ Wir brauchen Besinnung auf das heilige Kind in Bethlehem, von dem eine heilige Zeit ausgeht.“

Leider würden viele Menschen in Deutschland Weihnachten auf „Geschenketausch, gutes Essen, Urlaub und Fitness mit der Beigabe Lichterromantik, einlullender Weihnachtsmusik und Weihnachtsbaum beschränken. Mehr als die Hälfte aller Deutschen wollten selbst an Weihnachten keinen Gottesdienst besuchen, obwohl sich rund 75 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland zum Christentum bekennen würde, stellte Erzbischof Schick fest.

„Weihnachten richtig verstanden, gefeiert und erlebt, hat Heiliges, Heiles und Heilendes in sich und vermittelt es in die Gesellschaft hinein“, sagte Erzbischof Schick in seiner Predigt. Es sei dazu aber nötig, sich im Geist nach „Bethlehem zu versetzen und zu spüren, was der eigentliche Sinn des Weihnachtsfestes ist: Dass Gott in Jesus Christus Mensch wird, mit dem eine neue, heilige Zeit beginnt.“

Deutschland, aber auch weltweit, stünden die Menschen an einem Wendepunkt. „Weihnachten ist der Aufruf, sich zu besinnen auf das, was heilig ist, und uns heilig sein muss, damit wir eine gute Zukunft haben“, sagte Erzbischof Schick.

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  1. oxi sagt:

    Erzbischof Schick versteht die Nichtgläubigen einfach nicht.

    Man muss durchaus nicht gläubig sein, um ein guter Mensch zu sein.

    Wie armselig ist doch ein Glaube, der nur darauf beruht, dass mich eine überirdische Macht strafen wird, wenn ich falsch handle?

    Die Weihnachtsgeschichte, so falsch sie historisch betrachtet auch ist, lehrt uns eines: aus kleinem kann Großes erwachsen.

    In diesem Sinne: ein friedvolles Weihnachtsfest.

  2. Klaus Vogt sagt:

    Sehr geehrter Herr Erzbischof Schick.

    Erlauben Sie mir einige Bemerkungen zu Ihrer Weihnachtsbotschaft und der darin geäußerten Sorge um die „Entheiligung“ von Weihnachten.
    Generell möchte ich feststellen, dass Ihr Beitrag – verzeihen Sie mir bitte – eine sehr mangelhafte Gesellschaftskritik darstellt. Damit meine ich nicht, dass Ihre Sorge, im katholischen Sinne, unberechtigt sei. Ja, die christliche Botschaft von Weihnachten gerät mehr und mehr in Vergessenheit und fühlt sich nach Ihrer Meinung vielleicht berechtigt entheiligt. Allerdings nicht erst seit heute.

    Dennoch taugen die von Ihnen genannten Beweise für die Entheiligung, wie „radikalisierte Jugendliche“, „Bahnhofsschläger“, „Neonazis“, „Rechtsextremisten“, nicht wirklich. Sie taugen vor allem deswegen nicht, weil Sie, Herr Erzbischof, wie zig andere Gesellschaftkritiker, sich ebenso nur über die Folgen gesellschaftlichen Fehlverhaltens echauffieren, ohne auch nur im Ansatz nach Gründen für das Verhalten dieser Personengruppen zu suchen. Hätten Sie es getan, wären Sie nicht umhingekommen systemische Fragen zu stellen. Darauf komme ich später noch. Nur marginal möchte ich bemerken, dass Ihr Hinweis auf die „Taliban“ in diesem Zusammenhang völlig abwegig ist. Die gehören hier nicht her.

    Kurzum, den Kreis der tatsächlich Verantwortlichen für Ihr Dilemma erwähnen Sie nicht mit einer Silbe. So sprechen Sie z. B. von Waffen und Kriegen als eine „Entheiligung“ ohne zu erwähnen, dass Deutschland, unser Heimatland, der drittgrößte Waffenexporteur der Welt ist. Und somit auch Verantwortung für den Tod von tausenden von Menschen hat – und zwar tagtäglich -, egal auf welcher Seite einer kriegerischen Auseinandersetzung diese stehen oder standen. Hier fehlt beispielsweise der öffentliche und mutige Widerstand aller katholischen Christen, angeführt von deren Priestern und Bischöfen gegen diese „Entheiligung“.

    Und da sind noch mehr wichtige Gründe für die katholischen Christen und deren Obrigkeit, öffentlich und mutig, endlich wegen der inhumanen Missstände für Millionen von deutschen Leiharbeitern, Ein-Euro-Jobbern, Aufstockern, Arbeitslosen, Zeitarbeitern, Kurzzeitarbeitern, Hartz IV-lern etc. unseres Landes auf die Straße zu gehen.

    Aber wie können sie das, da selbst katholische Organisationen dieselben Spielchen mit ihren Arbeitnehmern treiben, ihnen unheilige Arbeitsverträge zumuten, sie erbärmlich bezahlen und damit ausbeuten! Ausbeutung und die Verarmung weiter Teile der Bevölkerung mitzumachen – also wie es alle der neoliberalen Ökonomie folgenden deutschen Unternehmen tun – ist ein zutiefst unheiliges (würdeloses) Verhalten!

    Ebenso ist es zutiefst unheilig, dass die Sorge um alte, kranke und demente Menschen heutzutage mehr und mehr privatisiert wird und diese Menschen zur Ware für eiskalte Geschäftemacher verkommen sind. Ihrer historischen Verantwortung für diesen Personenkreis hat sich auch die katholische Kirche in großen Teilen entzogen und agiert in einer Art und Weise, die man von Unternehmen kennt, die sich von unrentablen Geschäftsteilen durch Outsourcing trennen.

    Zum Thema Abtreibung verweise ich auf meine Perfomance, die Sie sich unter
    http://www.youtube.com/watch?v=DZUuQkEo0ow
    ansehen können. Dass der für Walsdorf zuständige katholische Priester sich weigerte das vor Kurzem in Walsdorf tot aufgefundene Baby zu beerdigen konterkariert allerdings die Position der katholischen Kirche zur Abtreibung.

    Für den kritischen Betrachter der katholischen Kirche erscheint ihm diese heutzutage ohnehin mehr oder weniger als ein Unternehmen mit einem ihm unbekannten Geschäftsziel. Oder einem Unternehmen, das seinen Geschäftszweck – den Menschen moralische Stütze durch beispielhaftes Verhalten zu geben – aus den Augen verloren hat oder/und z. B. durch die Missbrauchsskandale mutlos geworden ist.

    Durch die Missbrauchsskandale hat die katholische Kirche natürlich sehr stark als „Instanz von Moral und Ethik“ an Wertschätzung in der deutschen Bevölkerung eingebüßt. Zurecht wie ich meine. Aber diesen Vorwurf auf einen unbegrenzten Zeitraum aufrecht zu erhalten um ihn permanent als Stigma zu benutzen steht, zumindest meiner Meinung nach, auch den schärfsten Kritikern Ihrer Kirche nicht zu. Davon wird die Welt auch nicht besser.

    Egal. Diese gewisse, durch die Missbrauchsskandale entstandene, „Leichenstarre“ innerhalb der katholischen Kirche lässt sich aber nicht mit dem Erklärungsversuch von Begriffen wie „heilig und unheilig“ beenden. Das ist den meisten Menschen hierzulande zu abgehoben und viel zu weit weg von den tatsächlichen Sorgen und Nöten die sie in der heutigen schwierigen Wirtschaftslage plagen.

    Die katholische Kirche kann die vorgenannte Leichenstarre nur beenden, wenn sie sich wieder eindeutig auf die Seite der Schwachen dieser Gesellschaft stellt. Vorbildhaft beispielsweise ihren Beschäftigten wieder ihr Streikrecht zurückgibt. Seine Angestellten ordentlich bezahlt und das „Ora et labora“ im besten Sinne des Wortes wiederbelebt durch menschenwürdige Arbeitsverhältnisse in den eigenen Organisationen. Also den „unheiligen“ Umgang mit ihren eigenen Beschäftigten ein für alle mal beendigt und die ganze Agenda 2010 öffentlich als das bezeichnet was sie wirklich ist, nämlich ausschließlich menschenverachtend. Man fragt sich wirklich, wie die katholische Kirche tatenlos zusehen konnte – schlimmer noch, über Jahre hinweg sogar mitgemacht hat -, als mehr und mehr Menschen in Deutschland unverhohlen deren Würde genommen wurde und weiterhin noch wird.

    Aber da sind noch weitere, eminent wichtige Probleme, derer sich die katholische Kirche annehmen muss. Die wirtschaftliche Situation Europas läuft aus dem Ruder. Die Menschen resignieren total verängstigt, schalten ab ob des gewaltigen Drohszenariums das ihnen tagtäglich von den Medien vorgeführt wird. Das vollgestopft ist von Lügen und Halbwahrheiten. Die Menschen spüren quasi die Angst im Nacken, können diese aber nicht verbalisieren, also verarbeiten, weil es an qualitativer Aufklärung fehlt. Daher ist es keineswegs abwegig, wenn ich hier fordere, dass jene, die Priester werden wollen, neben Theologie auch keynesianische Wirtschaftslehre studieren müssen. Und die, die heute schon Priester sind, müssen sich „Um Gottes Willen“ wenigstens grundlegendes Wissen aneignen.

    Die Erde ist keine Scheibe. Und das derzeitige neoliberale Wirtschaften ist entgegen den Vorstellungen unserer Politiker, Wirtschaftsführer und der Finanzbranche keinesfalls als alternativlos, geschweige denn als von Gott gegeben von unserer Gesellschaft hinzunehmen, sondern es führt direkt und tiefer in die Knechtschaft des Kapitalismus. Und somit ist neoliberales Wirtschaften auch der Nährboden für das „unheilige“ Tun verantwortlich, das Sie, Herr Erzbischof, so beklagen. Wenn also die Kirche nichts unternimmt, wenn es so weitergeht, wird die Gesellschaft noch tiefer gespalten werden, noch mehr Menschen werden radikalisiert und der Wiedergeburt des Nazinalsozialismus der Weg geebnet. Die Kirchen sollten aus der Geschichte lernen, und nicht ein zweites Mal wegsehen.

    Aufklärungsarbeit, Massendemonstrationen gegen dieses „unheilige“ Tun zu organisieren wären heute die vornehmlichste Aufgabe der Kirchen. Von mir aus auch in Form von Prozessionen. Millionen von Menschen benötigen diesen Beistand und dürfen „bei Gott“ nicht alleine gelassen werden.

    Progressiv und laut und deutlich, wie einst Pater Leppich vor rund 50 Jahren – der damals das Maschinengewehr Gottes genannt wurde –, müssen die Kirchen auftreten.

    Und lauter und noch resuluter müssen die Kirchen auftreten, wenn es um das Thema Nahrungsspekulation geht. Diese muss schnellstens weltweit verboten werden. Nichts scheint mir „unheiliger“ als die Spekulation von Nahrungsmitteln an den Börsen.
    Sehen Sie dazu: http://www.zeit.de/online/2008/16/menetekel-hunger/seite-1

    Und nachfolgend die Rede von Jean Ziegler, schweizerischer Soziologe und Globalisierungskritiker mit der Überschrift zur Hungerkatastrophe die sich gegenwärtig in Ostafrika abspielt: „Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet!“ Alle fünf Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Und diese Katastrophe hätte abgewendet werden können, wenn weltweit die Nahrungsspekulationen geächtet wären und die europäischen Staaten nicht ihr Geld in der Hauptsache für die Bankenrettung ausgegeben hätten.

    Hier die Rede von Jean Ziegler: http://www.marx21.de/content/view/1490/32/

    Wenn also Ihre Annahme im letzten Absatz Ihres Briefes Herr Erzbischof stimmt, dass Deutschland, aber auch weltweit die Menschen an einem Wendepunkt stünden, und damit begännen sich darauf zu besinnen was dem Menschen heilig ist, kann ich ja sicherlich damit rechnen, dass Ihre Kirche tatkräftig daran mitarbeitet, dass wir eine gute Zukunft haben.

    Abschließend möchte ich erwähnen, dass ich prinzipiell für eine klare Trennung von Staat und Kirche eintrete.

    Doch wir stehen in Deutschland und weltweit vor so brandgefährlichen Situationen, dass alle verantwortungsvollen Menschen die guten Willens sind, aufgerufen sind, gemeinsam gegen die drohenden Unheile zu kämpfen. Es ist heute kein Platz für so genannte Lagerkämpfe zwischen Staat und Kirchen. Diese würden den Parteien nur unnötig Kraft und Energie für ihren gemeinsamen Kampf rauben.

    Mit freundlichen Grüßen
    Klaus Vogt

    Zu guter Letzt: Und wie bitte passt das denn zusammen?

    Meldung ARD Börese vom 11.07.2011 16:34
    Warum Griechen-Anleihen keine todsichere Anlage sind
    von Stefan Jäger 20, 30, gar 60 Prozent – mit solchen Renditen locken derzeit griechische Staatsanleihen. Glaubt man der Politik, sind zumindest die kürzeren Laufzeiten ein todsicheres Geschäft. Sind sie das wirklich?
    Gottvertrauen, das wird ihm niemand absprechen, Anselm Grün, Mönch und Vermögensverwalter des Benediktinerordens in Münsterschwarzach. Einen endgültigen Beweis seiner tiefen Frömmigkeit lieferte der Pater vergangenes Jahr, kurz vor Weihnachten. Da gestand er im Interview mit der Sonntagszeitung der FAZ, er habe Griechenlandanleihen erworben: „Die Anleihe läuft bis 2013, bis dahin ist das Geld durch den Rettungsschirm garantiert.“
    Seltsam, von den Märkten wird dieses Vertrauen nach wie vor kaum geteilt. Wie anders ist es zu erklären, dass trotz milliardenschwerer Rettungspakete Griechenlandanleihen mit Restlaufzeiten von zwei Jahren 28 Prozent Rendite versprechen und ein Kurzläufer, bis 20. August dieses Jahres, aktuell mit sagenhaften 61 Prozent Rendite protzt? …………… (aktuell gibt es für einjährige 376.4 für zweijährige 152.14 für fünfjährige 52.98 und für zehnjährige Griechenlandanleihen 34.95 Prozent – Angaben durch den Verfasser lt. Bloomberg) ……………………..

    Leider kann hier, wie im Originaltext das Bild von der Tempelaustreibung nicht eingefügt werden. Der Leser kann sich so eines sicher vorstellen.

    ………………..
    15 Da flocht er sich eine Geißel aus Stricken und trieb sie alle samt ihren Schafen und Rindern aus dem Tempel hinaus, verschüttete den Wechslern das Geld und stieß ihre Tische um.