Hubert Forscht bei den Kirchehrenbacher Kulturwochen
Der gelernte Kunstschreiner Hubert Forscht kennt sich mit Holz aus. Zugleich weiß er als Satiriker, dass die Bretter, die jemand vor dem Kopf trägt, auch eine Welt bedeuten können. Forscht gilt als Experte für das politische und kulturelle Leben Forchheims und seine komischen Raritäten. Wo gibt es noch den cleveren Oberbürgermeister einer ins Wachstum verliebten Kleinstadt, der vor Gericht beteuert, mit dem Vorsitz eines Sportvereins überfordert zu sein?
Im Kirchehrenbacher Gasthaus Sponsel überbrachte Forscht als Kabarettist „Grüße aus Forchheim“. Allerdings behielt er bei seinem Auftritt dieses Leitmotiv zunächst in der Hinterhand und erheiterte das Publikum mit literarischen Parodien. Da reitet Kara Ben Nemsi an Karl Mays Zügel bei Nacht und Wind durch die Wüste und knallt unter Zuhilfenahme eines Rasierspiegels ihn verfolgende Beduinen ab.
Da enttarnt Bill Ramsey, ein Schlagerstar vor einem halben Jahrhundert, die Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe als das Freudenmädchen Elfriede aus Wuppertal, so dass Vorderer und Hinterer Orient staunen. Da veranstaltet der Kommissar Dimpfelmoser von der Polizeiinspektion Forchheim vor Ort im Kirchehrenbacher Gasthaus Sponsel einen Fress-Wettkampf mit sich selber und befriedigt sich oral an einem Riesenteller Bratkartoffeln mit Sülzen; nur das dunkle Bier aus Hetzelsdorf, das nicht zeitgerecht serviert wird, fehlt zum vollkommenen Glück.
So nebenbei löst der vom sanften Gesetz des Seins geprägte Dimpfelmoser einen Mordfall aus Eifersucht, noch bevor sein Vorgesetzter Oberkommissar Schimanski, aus dem Ruhrpott nach Franken strafversetzt, mit seinen Hau-Drauf-Methoden eingreifen kann.
Dann endlich der Song, der ins oberfränkische Herz trifft: Forchheim, die „Stadt ohne Mitleid“, seit dem gleichnamigen Film mit Kirk Douglas und Christine Kaufmann weltbekannt. Inzwischen ist daraus ein Chanson voller Nostalgie geworden. Man fährt an der neuen Erlanger Trabantenstadt nicht mehr schnell vorbei. Das einst ungeküsste Dornröschen wird von vielen potenten Freiern begehrt.
Die kommunale Kulturpolitik freilich, die Forscht aus jahrzehntelanger eigener Erfahrung kennt, verharrt noch in den alten Denkmustern. Erhellend, wenn zwei altgediente Stadträte ihren „Guldur“-Dialog führen. „Guldur“ ist schon wichtig. Aber sie ist mit vielen Schmerzen verbunden: für den Haushalt der Stadt, aber ebenso für das bei langen Konzerten auf harten Stühlen strapazierte Sitzfleisch ihrer Honoratioren. Wäre es da nicht besser, sich auf die materiellen und kulinarischen Aspekte von „Guldur“ zu verlegen?
Schon in der Mitte des 15. JHdt. rühmte der humanistische Autor Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II, das Forchheimer Weißbrot als in der Welt einmalig. Und wurde in dieser Stadt zwar nicht die Currywurst erfunden, aber die Knoblauchwurst-Produktion auf ein in der Weltgeschichte einmaliges Geschmacksniveau gebracht?
Der Höhepunkt der Forchheimer Kulturlandschaft aber liegt auf dem Schaufelkeller, wo Hubert Forscht plötzlich von den dunklen sprachlichen Leerformeln des einst als abendländischen Meisterdenkers überschätzten Philosophen Martin Heidegger überfallen wird. „Hier ist die Mitte und der Ausschank des Seyns, an dem das Seiende sein Seyn zugemessen bekommt. hier wird es gezapft … Ein Axiom des Glücks. Es macht dumm und das ist gut so.“
Betörend sang Forscht im letzten Drittel des Abends, durch seinen Freund Thomas Wenkemann mit präziser Musikalität begleitet, von dem ihm wohlvertrauten kalorienreichen Elend der Handwerker am Beginn des digitalen Zeitalters. Seine Parodien auf den „Jäger aus Kurpfalz“, den er in annähernd zwanzig Sprachen über die Prärie hoppeln ließ, fanden ein ausdauerndes, begeistertes Publikum.
Die nächste Veranstaltung im Gasthaus Sponsel ist am 2.12.2011: Das Duo Sörgel und Ottinger mit ihrem Programm „Advent, Advent, ka Lichla brennt …„. Beginn 20 Uhr, Eintritt: 16 Euro.
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