Wilhelmine-von-Bayreuth-Preis 2011 für Madjiguène Cissè
Städtische Auszeichnung für die senegalesische Frauenrechtlerin wird am kommenden Freitag verliehen
Die Stadt Bayreuth zeichnet am kommenden Freitag, 11. November, die senegalesische Frauenrechtlerin und Gründerin des Frauennetzwerks für nachhaltige Entwicklung in Afrika Madjiguène Cissé mit dem „Wilhelmine-von-Bayreuth-Preis für Toleranz und Humanität in kultureller Vielfalt“ aus. Oberbürgermeister Dr. Michael Hohl wird die seit 2008 jährlich vergebene Auszeichnung im Rahmen einer Feierstunde im Audimax der Universität Bayreuth überreichen. Die Laudatio auf Cissé hält Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck.
Mit der Preisverleihung folgt die Stadt einem Vorschlag des Instituts für Afrikastudien der Universität Bayreuth. Sie wird im Rahmen des Bayreuther Zukunftsforums (11./12. November) stattfinden, das zum dritten Mal von Universität, Stadt und der Stiftung für Zukunftsfragen, einer Initiative von British America Tobacco, durchgeführt wird. Das „Zukunftsforum: Wissenschaft – Kultur – Gesellschaft“ wurde 2008 gegründet, um zukunftsträchtige Themen im Gespräch zwischen der akademischen Wissenschaft und Partnern aus Kultur, Technik, Wirtschaft und Politik zu reflektieren. In diesem Jahr trägt es den Titel „ÜberMORGEN! Trendsetter Afrika“.
Madjiguène Cissé
Die Senegalesin Madjiguène Cissé ist seit dem Jahr 2000 Direktorin der Frauenrechtsorganisation „Réseau des femmes pour le développement durable en Afrique“ (Refdaf) in Dakar, wo sie sich für die Verbesserung der Rechte von Frauen und somit auch für eine Verbesserung der ökonomischen Situation von Frauen in Westafrika einsetzt. Dies geschieht unter anderem durch Bildungsangebote, die Vergabe von Mikrokrediten und durch die Gründung einer Frauensiedlung. Zuvor war Cissé in Frankreich in der politisch-sozialen „Sans Papier“-Bewegung aktiv, die sich sowohl für die Aufenthaltsgenehmigung von Flüchtlingen und Migrantinnen in Westeuropa einsetzte als auch Missstände wie Ausbeutung in der Schwarzarbeit anprangerte. 2008 erhielt Cissé, die von 1974 bis 1976 im Rahmen eines Stipendiums Germanistik in Saarbrücken studierte, die Carl-von-Ossietzky-Medaille der Internationalen Liga für Menschenrechte.
„Mit Madjiguène Cissé würdigt die Stadt eine Persönlichkeit, die sich in besonderem Maße für Toleranz, Humanität und das Miteinander von Völkern und Kulturen einsetzt. Ihr Engagement für die Wahrung der Menschenrechte unabhängig von Geschlecht, Hautfarbe, politischer oder religiöser Überzeugung ist beispielhaft für das Zusammenwachsen des europäischen und afrikanischen Kontinents in einer globalisierten Welt“, so Oberbürgermeister Dr. Hohl.
Laudator Rupert Neudeck
Anlässlich der Preisverleihung wird Cap-Anamur-Gründer Rupert Neudeck die Laudatio auf Cissé halten. Weltweit bekannt wurde Neudeck 1979 durch die Rettung tausender vietnamesischer Flüchtlinge – sogenannter „boat people“ – im Chinesischen Meer mit dem Schiff „Cap Anamur“.
Rupert Neudeck wurde 1939 in Danzig geboren, studierte nach dem Abitur Philosophie, Germanistik, Soziologie und katholische Theologie. 1972 promovierte er zum Doktor der Philosophie mit der Arbeit „Politische Ethik bei Jean-Paul Sartre und Albert Camus“. Neben seiner Tätigkeit als Journalist gründete er 1982 zusammen mit seiner Frau Christel Neudeck und dem Schriftsteller Heinrich Böll die Hilfsorganisation Cap Anamur / Deutsche Notärzte e. V., deren Vorstand er bis 1998 war. Im April 2003 war er außerdem Mitbegründer des internationalen Friedenkorps Grünhelme e. V. und ist seitdem dessen Vorsitzender. Anlässlich des 30. Jubiläums von Cap Anamur brachte er die Motivation seines Handelns folgendermaßen zum Ausdruck: „Ich möchte nie mehr feige sein. Cap Anamur ist das schönste Ergebnis des deutschen Verlangens, niemals wieder feige, sondern mutig zu sein.“ Rupert Neudeck wurde für sein Engagement unter anderem 1985 mit der Theodor-Heuss-Medaille und 2006 mit dem europäischen Sozialpreis geehrt.
Der Wilhelmine-von-Bayreuth-Preis der Stadt Bayreuth
Madjiguène Cissé ist nach dem Literatur-Nobelpreisträger Wole Soyinka (2008), dem Dirigenten Daniel Barenboim (2009) und Prinz Hassan von Jordanien (2010) die vierte Preisträgerin des Wilhelmine-von-Bayreuth-Preises. Die von der Stadt Bayreuth gestiftete Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert. Sie wird im jährlichen Rhythmus an Personen oder Gruppen verliehen, die sich auf kulturellem, sozialem, politischem oder wissenschaftlichem Gebiet international um die kritische Reflexion gemeinsamer Wertvorstellungen und die interkulturelle Verständigung verdient gemacht haben. Der Wilhelmine-von-Bayreuth-Preis soll helfen, derartige Initiativen überregional bekannt zu machen.
Der Preis ist nach der Bayreuther Markgräfin Wilhelmine (1709 – 1758) benannt. Die Lieblingsschwester Friedrichs des Großen bescherte der Stadt Bayreuth ein Ensemble von Gebäuden und Parks, das europaweit einzigartig ist und aus dem das Markgräfliche Opernhaus besonders hervorsticht. Mit ihm bewirbt sich Bayreuth derzeit aussichtsreich um die Aufnahme ins UNESCO-Welterbe. 1731 wurde Wilhelmine mit dem Erbprinzen Friedrich von Bayreuth verheiratet. Die Markgräfin widmete sich intensiv der Kunst und schuf sich einen Musenhof, der europaweit ausstrahlte und die bedeutendsten Kunstschaffenden ihrer Zeit in Bayreuth versammelte. Wilhelmine starb am 14. Oktober 1758 im Neuen Schloss in Bayreuth und wurde in der Schlosskirche beigesetzt.
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