Leserbrief: "Umzug der Musikschule: Noch mehr Elterntaxi"

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Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hipelius, sehr geehrte Damen und Herren!

Mit einigem Erschrecken mußte ich der Presse entnehmen, daß die Musikschule vom jetzigen, ziemlich zentral gelegenen Standort auf den Michaelsberg umziehen soll. Die Begründung „Raumnot in der Gangolfschule“ kann ich aus eigener Anschauung heraus nur sehr begrenzt nachvollziehen.

Meine Tochter nimmt im zweiten Jahr am Gitarrenunterricht teil. Kurz nach Beginn des jetzigen Schuljahres wurde dieser in den im Keller gelegenen Werkraum verlegt, da das bis dahin genutzte Klassenzimmer der Gangolfschule für Hausaufgabenbetreuung benötigt werde. Es stand in der Folge allerdings, wann immer ich es feststellen konnte, zu den Zeiten des Gitarrenunterrichts leer – manchmal abgeschlossen, manchmal nicht.

Im Oktober stand eine Unterrichtsstunde bei einem vertretungsweise eingesprungenen Lehrer an. Zwar war den Kindern im Vorfeld mitgeteilt worden, daß der Unterrichtsraum zum selben Termin wechseln sollte. Es gab jedoch keinerlei Information, in welchen Raum umgezogen werde. Am fraglichen Tag fand sich dann auch kein Aushang, das Sekretariat war zu Beginn der Gitarrenkurse nicht besetzt. Der Vertretungslehrer wußte nicht, daß der Unterricht bis dahin im Werkraum stattgefunden hatte, konnte daher die Kinder auch nicht holen. Wertvolle, bezahlte (!) Unterrichtszeit ging verloren.

Nun stand der Werkraum während des Gitarrenunterrichts leer. Zwei Wochen später erfolgte wieder – kurzfristig zwei Tage zuvor via eMail angekündigt – der Umzug in den Werkraum. Auf Grund der Terminierung muß ich annehmen, dies hatte ausschließlich den Zweck, nun per Pressebild (Unterricht im Keller) die vorgebliche Raumnot zu dokumentieren. In mir keimt der Verdacht, die Musikschule solle durch derartige Schikanen einfach nur aus der Gangolfschule vergrätzt werden – wer auch immer treibende Kraft ist.

Die Gangolfschule ist aus allen Richtungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar: Vom ZOB und vom Bahnhof her bilden mehrere Buslinien einen dichten Takt. Auch per Fahrrad, wenngleich Bamberger Radverkehrsnetz (einschließlich der angeordnet wie auch widerrechtlich beparkten Gehwege, welche radfahrende Kinder benutzen müssen resp. dürfen) sowie die – dennoch oft nicht ausreichenden – Stellplätze der Schule angesichts des behaupteten Anspruchs, Bamberg wäre fahrradfreundlich, eher als Frechheit anzusehen sind, ist Erreichbarkeit grundsätzlich gegeben. Auf dem Michaelsberg fällt dieses Verkehrsmittel angesichts der starken Steigungen für Kinder weitgehend aus. Nur eine Buslinie führt zum vorgesehenen Standort, so daß ggf. hohe Zeitverluste durch Umsteigen die Folge sein werden. Offenbar hält die Stadt Bamberg – wie in anderen Fällen – das „Elterntaxi“ für das normale Verkehrsmittel. Kinder berufstätiger Elternpaare und allein erziehender Mütter und Väter wären stark benachteiligt.

Ob nun die anfallenden Mehrkosten am neuen Standort gerechtfertigt sind, ist ein anderes Thema. Daß ältere Musikschüler/innen (Jugendliche, Erwachsene) ihn selbständig erreichen können, will ich nicht bestreiten. Die Kinder jedoch, insbesondere die der musikalischen Früherziehung und im Grundschulalter, werden, wenn nicht ohnehin von ihren Eltern mit dem Pkw chauffiert, (auch begleitet) deutliche Nachteile in Kauf nehmen müssen. Warum ist nicht, falls tatsächlich Raumnot in der Gangolfschule existieren sollte, eine differenzierte Lösung möglich?

Mit freundlichen Grüßen
Wolfgang Bönig
Martin-Ott-Straße 8
96049 Bamberg-Gaustadt
Tel./Fax: 0951 63575