"Der Welthungertag muss unser Gewissen wachrütteln "
Erzbischof Schick: „Wir müssen alles tun, um den Hunger in der Welt zu überwinden – Lebensmittel im Müll sind eine Schande, Land- und Wasserkauf, um Geschäfte mit Lebensmitteln zu machen, ein Skandal“
(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat die Verschwendung von Lebensmitteln in den Industrienationen angeprangert, während weltweit rund eine Milliarde Menschen an Hunger leiden. „Es ist eine Schande, dass allein in Deutschland jedes Jahr etwa 20 Millionen Tonnen an Lebensmitteln im Müll landen“, sagte der wiedergewählte Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Ludwig Schick, anlässlich des Welthungertags am 16. Oktober.
Nach einer Studie der Welternährungsorganisation FAO verschwendet in Europa und Nordamerika jeder Mensch pro Jahr 115 Kilogramm an Lebensmitteln. Zugleich verhungert wegen fehlender Lebensmittel alle drei Sekunden ein Mensch.
Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche wies in diesem Zusammenhang auf die immer noch dramatische Situation in Ostafrika hin. Rund 13,3 Millionen Menschen sind nach Angaben von Caritas International in Somalia, Äthiopien und im Südsudan von Hunger und Dürre betroffen. Weltweit hungern nach den jüngsten Schätzungen rund eine Milliarde Menschen. Die Hungerkatastrophe in Ostafrika hätte verhindert werden können, wenn die Politik rechtzeitig Vorsorge getroffen hätte. „Der Hunger in der Welt kann überwunden werden, wenn alle sich anstrengen und zusammenarbeiten“.
Die Veränderung des Klimas sei eine der wichtigsten Ursachen, dass in zahlreichen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas Lebensmittel nicht produziert werden könnten, erinnerte Schick. In einigen Regionen gebe es immer weniger Wasser, während es in anderen Regionen zu Überschwemmungen komme. „Der Klimawandel, den wir in den Industrienationen verursachen, ist eine der wichtigsten Ursachen für den Hunger in armen Ländern“, stellte Schick fest. Deshalb muss jeder Einzelne, aber auch die Politik alles tun, damit die Erderwärmung gestoppt wird. „Die nächste Weltklimakonferenz muss konkrete Ergebnisse gegen den CO2-Ausstoß in den Industrieländern bringen“
Politisch müssen wir uns auch weltweit gegen die Monopolisierung der Lebensmittel einsetzen. Durch die Lebensmittelproduktion und den -handel in den Händen weniger, würden die Preise hochgetrieben, damit sich einige wenige dadurch noch mehr bereichern könnten. Ebenso gefährlich für die Versorgung mit Nahrungsmitteln sei der Kauf großer Landflächen und von Wasserressourcen z. B. im Amazonasgebiet. „Wenn Ackerboden, Nahrungsmittel und Wasservorräte zu Spekulationsobjekten der Reichen dieser Welt werden, sind die Armen die Totalverlierer. Elend, Hunger und Tod werden zunehmen. Das dürfen Sie nicht zulassen“, appellierte Schick an die Politiker weltweit.
Die Bekämpfung des Hungers sei ein Auftrag des Evangeliums. Hilfswerke wie Misereor oder Caritas International, aber auch die Kirchen vor Ort, die von deutschen Diözesen und Pfarreien unterstützt werden, leisteten „großartige Arbeit bei der Überwindung des Hungers.“
Schick forderte auch persönliche Konsequenzen von den Menschen in den Industrienationen: „Wir müssen alles tun, um das Klima nicht weiter zu verändern. Auch dabei kann jeder durch Energie sparen, bewusste Ernährung oder Verzicht auf überflüssigen Konsum einen Beitrag leisten.“
Der Welthungertag, der seit 1979 begangen wird, ist laut Erzbischof Schick nötig, „um jedes Jahr auf den Skandal des Hungers aufmerksam zu machen und die Menschen wachzurütteln.“ Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche erinnerte an das Milleniumsziel, bis 2015 den Hunger in der Welt zu halbieren. „Dieses Ziel wird nicht erreicht werden, muss aber dennoch in den nächsten Jahren mit allen Mitteln angestrebt werden“, fordert Schick.
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