Sonntagsgedanken: Trost im Leid

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Pfarrer Dr. Christian Fuchs

Die Frau des Farmers war gestorben. Nach einigen Tagen besuchte der Pfarrer den Witwer und traf ihn bei einer Flasche Whisky an. „Ist das Ihr einziger Trost?“ fragte der Geistliche mit einem leisen Vorwurf. „Nein“, erwiderte der Angeredete: „Ich habe noch vier Stück im Keller!“

So wie diesem unbekannten Mann geht es wohl vielen, die im Unglück keinen anderen Halt als die Flasche finden mit allen verheerenden Folgen. Da leidet die Familie unter dem betrunkenen, oft gewalttätigen Vater und häufig geht auch der Arbeitsplatz verloren, wenn die Trunksucht überhand nimmt. Wo finden wir denn Trost, wenn wir nicht mehr weiter können? Das Wort „Trost“ taucht immer seltener in unserer Umgangssprache auf, allenfalls negativ im Sinne von Vertröstung. Banale Floskeln etwa in der Art „Das Leben ist hart“ oder „Das ist eben Schicksal“ helfen niemanden weiter und der so Angeredete fühlt sich nicht ernst genommen, ja veralbert und denkt sich: „Die haben leicht reden!“

Juden und Moslems bleibt angesichts des Leidens nur die Unterwerfung unter den unbegreiflichen, unwiderstehlichen Willen Gottes. Wir Christen dürfen auf Jesus schauen: Der „Gottessohn“ musste schrecklich leiden, um unser Bruder im Leiden werden zu können, um unsren Tod am Ostermorgen zu überwinden. Das Leid trennt nicht von Gott, darf nicht als Prüfung oder Strafe Gottes verstanden werden. Es kann Zufall sein oder Folge menschlicher Schuld. Das Dunkle gehört nun einmal zu dieser alten vergehenden Welt dazu. Aber der Gott, der den so jämmerlich Gekreuzigten auferweckte, wird auch uns zum „ewigen Leben“ führen. Unsere erste und wichtigste Aufgabe ist es jedenfalls, dem Leidenden Wärme und Mitgefühl zu schenken, behutsam die Mauer aus Verbitterung und Resignation zu überwinden, die sich um sein Herz gelegt hat.

Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de