Bamberger Diözesanmuseum zeigt im Herbst Kunst im Spannungsfeld von Leben und Tod

Werke von Wolgemut bis Warhol

Imago Mortis von Michel Wolgemut (1434-1519) Foto: Uwe Gaasch

Imago Mortis von Michel Wolgemut (1434-1519) Foto: Uwe Gaasch

(bbk) Angstbesetzt, satirisch oder voller Hoffnung auf ein neues Leben. Wie verschieden sich Künstler mit dem Ende des Lebens auseinandersetzen, das ist Thema der Ausstellung „Vom Ende der Zeit. Totentanz im Wandel der Geschichte“, die von Freitag, 16. September, bis Freitag, 25. November 2011, im Diözesanmuseum in Bamberg zu sehen ist. Mehr als 250 Grafiken, Skulpturen und Gemälde erwarten die Besucher. „Die Ausstellung soll die Betrachter zur Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit anregen und sie den Sinn des Lebens neu bedenken lassen“, erklärt Domvikar Norbert Jung, Leiter der Hauptabteilung Kunst und Kultur im Erzbischöflichen Ordinariat Bamberg. Dazu habe man die Ausstellung bewusst breit gefächert und nicht auf klassische Totentanz-Darstellungen beschränkt.

Möglich wurde die Werkschau aus über 500 Jahren Kunstgeschichte durch die Exponate aus der Sammlung Richard H. Mayer. Die Werke stammen von namhaften Künstlern: Michael Wolgemut (1434-1519)  und Albrecht Dürer (1471-1528) gehören ebenso dazu wie Francisco de Goya (1746-1828), die Brüder Johann Jakob und Johann Conrad von Mechel (1764-1816 / 1764-unbekannt), Salvador Dalí (1904-1989), HAP Grieshaber (1909-1981), Friedensreich Hundertwasser (1928-2000), Andy Warhol (1928-1987) sowie Christo (1935) & Jeanne-Claude (1935-2009). „Unser Anliegen ist es, das Totentanz-Thema mittels moderner Kunst auf heutige Verhältnisse zu übertragen und Abwandlungen der klassischen Motive zu zeigen“, betont Organisator Richard H. Mayer. Für den Bamberger Kunstsammler ist es besonders spannend, zu zeigen, „wie die Künstler in ihren Arbeiten versuchen, die Angst vor dem Tod zu verwandeln“. Da solche Werke kaum in Privaträumen Verwendung finden, benötige es eine öffentliche Ausstellung, um auf das Thema Tod in der Kunst aufmerksam zu machen.

Die Auseinandersetzung von Künstlern und Literaten mit dem Tod ist in Bamberg seit jeher gepflegt worden. Hier schrieb Hugo von Trimberg sein Werk „Der Renner“ über die Todsünden, hier verlegte Albrecht Pfister den „Ackermann“ von Johannes von Tepl mit entsprechenden Holzschnitten, hier wird der Tod auch in den Bischofsgräbern im Bamberger Dom und in der Heiliggrabkapelle des Klosters Michelsberg dargestellt. Nicht zuletzt hat die Europäische Totentanz-Vereinigung seit 2006 ihre Geschäftsstelle in Bamberg.

Manche Werke der Ausstellung „Vom Ende der Zeit. Totentanz im Wandel der Geschichte“ machen es den Besuchern relativ einfach, Thema und Absicht zu erfassen. Zum Beispiel die letzte Mischausgabe „Todten-Tantz“ der Gebrüder von Mechel, die Dialoge von der Friedhofsmauer des ehemaligen Dominikanerklosters in Basel mit Holzschnitten von Gregor Sickinger (1558-1616) und anderen Meistern verlegten. So zieht auf dem Titelblatt der Tod in Gestalt eines Skeletts an einer jungen Frau. Auf anderen Drucken steht der Tod schon hinter dem Prediger auf der Kanzel, hinter der prächtig gekleideten Kaiserin oder er droht, dem König das Zepter zu entreißen. Modern umgesetzt findet sich der Baseler Totentanz bei HAP Grieshaber, bei dem der Tod ebenfalls neben Kaiserin und König steht. Nahezu in der Form einer Karikatur kommt dagegen die Zeichnung Francisco de Goyas von 1810 daher, die einen Esel mit Glassarkophag zeigt, vor dem sich die Menschen am Straßenrand verneigen. Der lapidare Untertitel lautet: „Seltsame Andacht!“ und will eine falsch verstandene Heiligenverehrung anprangern. Mehr Interpretationsspielraum bietet da die „Mastaba Rom“ von Christo & Jeanne-Claude von 1968. 4716 Metalltonnen, vor allem Ölfässer, baute das Künstlerpaar nach dem Vorbild einer altägyptischen Pyramide auf. Grabmal nach Art der Pharaonen? Ein Hinweis auf das drohende Ende der fossilen Brennstoffe oder die kaum mehr beherrschbaren Müllberge der modernen Gesellschaft? Ganz anders, nämlich mystisch-rauschhaft, zeigt Salvador Dalì mit seiner Zeichnung „Der Heilige Johannes vom Kreuz“ den Menschen zwischen Leben und Tod. In seinem „Manifeste mystique“ (1951) schreibt er: „Die mystische Ekstase ist superfröhlich, explosiv, gespalten … denn sie ist das ästhetische Aufblühen des größten paradiesischen Glücks, das ein menschliches Wesen auf Erden finden kann.“ Auf die Problematik staatlichen Handelns bezieht sich eine großformatig grafische Arbeit des prominenten US-amerikanischen Pop Art Künstlers Andy Warhol mit der Darstellung des sogenannten „Elektrischen Stuhls“ aus dem Jahr 1971, die auch auf dem Katalogumschlag erscheint.

Betrachter sollten nicht bei der Ikonografie des Todes stehen bleiben, sondern über das irdische Ende hinaus denken, wünscht sich Museumsleiter Norbert Jung. „Das Christentum gab und gibt mit dem Glauben an die Auferstehung Jesu Christi dieser Auseinandersetzung mit dem Tod eine neue Dimension. Der Tod hat für Christen nicht das letzte Wort. Vielmehr leben und sterben Christen hinein in die Ewigkeit Gottes.“

Die Ausstellung „Vom Ende der Zeit. Totentanz im Wandel der Geschichte“ findet vom 16. September bis 25. November im Diözesanmuseum Bamberg statt. Zum Ausstellungsraum gehört unter anderem der Kreuzgang, der den Domherren-Friedhof umschließt. Öffnungszeiten sind von dienstags bis sonntags von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt in die Ausstellung mit Besichtigung des Museums kostet fünf Euro. Sonderführungen sind nach Vereinbarung möglich. Zur Ausstellung ist ein Katalog erhältlich.

Das Diözesanmuseum im Internet: www.dioezesanmuseum-bamberg.de