Erzbischof Schick würdigt die Patronin Europas als große Frau der Kirchengeschichte

„Heilige Edith Stein ist Friedensstifterin zwischen den Völkern“

(bbk) Erzbischof Ludwig Schick hat die heilige Edith Stein als große Frau der Kirchengeschichte gewürdigt. „Sie zeigt, wie wichtig Frauen in Kirche und Welt sind“, sagte der Bamberger Oberhirte am Gedenktag (09.08.11) der heiligen Edith Stein bei einem Gottesdienst anlässlich des Generalkapitels der Dillinger Franziskanerinnen in Bamberg. Immer noch würden Frauen nicht die entsprechende Würdigung und Anerkennung erfahren. Der Einsatz für die gleiche Würde und die gleichen Rechte der Frauen sei ein Auftrag Edith Steins an uns heute.

Der Bamberger Oberhirte wies auf die Brückenfunktion hin, die Edith Stein in ihrem Leben ausübte. Als gebürtige Jüdin ließ sie sich am Neujahrstag 1922 im Alter von 30 Jahren taufen und trat zwölf Jahre später als Schwester Teresia Benedicta a Cruce in den Orden der Karmelitinnen ein. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde Edith Stein am 9. August 1942 in den Gaskammern des Konzentrationslagers Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordet. Unmittelbar vor Ihrer Ermordung soll sie zu ihrer Schwester Rosa, die mit ihr vergast wurde, den Satz gesagt haben: „Lass´ uns für unser Volk gehen!“

„Sie ist eine Märtyrerin der Nazizeit“, sagte Erzbischof Schick über Edith Stein, die am 11. Oktober 1998 von Papst Johannes Paul II. heilig gesprochen wurde. „Als Märtyrerin verurteilt sie allen Rassenhass und jeden Mord.“ Edith Stein mahne uns auch heute „nie wieder Pogrome zuzulassen, Judenfeindlichkeit im Keime zu ersticken und mit allen Völkern ein gutes Verhältnis zu pflegen“, sagte der Bamberger Oberhirte. Als Christen müssten wir uns für die Anerkennung und Würde eines jeden Menschen, unabhängig von Rasse, Religion und Einstellung einsetzen und darin nie unaufmerksam werden, betonte Schick. „Rassenhass und Genozide drohen auch heute und zu allen Zeiten.“

Die Ordensfrauen rief Schick auf, zum einen die Rechte der Frauen in Kirche und Gesellschaft zu fördern und zum anderen für Versöhnung und Frieden in der Welt einzustehen. „Das gilt im Blick auf das Judentum, auf den Islam und alle anderen Religionen.“

Edith Stein sei zudem eine der großen Gottessucherinnen der Moderne. Von ihr stamme das Wort: „Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht“. Der Bamberger Oberhirte bemängelte die große Oberflächlichkeit, die es in unserer Zeit gebe. Zu viele würden nicht ihr Leben nach Tugenden und Werten, nach der letztgültigen Wahrheit und nach Gott ausrichten. „Die Suche nach der verbindlichen Wahrheit für alle ist aber wichtig für ein friedliches und engagiertes Leben.“

Letztlich zeige auch hier die heilige Edith Stein, die zusammen mit Katharina von Siena und Birgitta von Schweden als Patronin Europas verehrt werde, den Weg. „Christus ist unser Leben“, schrieb Edith Stein. Mit diesem Wissen und den Worten „Jesus ist auch hier mitten unter uns“ habe Edith Stein den Weg in die Gaskammer gehen können und ihren Mitmenschen in der schwersten Stunden ihres Lebens Trost geschenkt, sagte der Bamberger Oberhirte.

Erzbischof Schick rief deshalb dazu auf, die heilige Edith Stein als Vorbild zu nehmen, sich von ihr inspirieren zu lassen und so in der Nachfolge Jesu zu leben. „Nicht Gewalt, Terror, Kriege und Waffen erlösen die einzelnen Menschen und die Menschheit, sondern das Kreuz Christi“, sagte Schick.