Sonntagsgedanken zum 31. Juli: "Urlaubsgedanken"
In der Hektik der letzten Urlaubsvorbereitungen, in der Vorfreude auf die kommenden freien Tage geht leider ein christlicher Feiertag völlig unter, der mittlerweile sogar offiziell aus dem kirchlichen Festkalender gestrichen wurde. Früher gedachte man am 1. August der Ketten des Apostels Petrus, die in der Kirche „Ad Vincula“ zu Rom ausgestellt wurden. Worin liegt die bleibende Bedeutung dieses Festes?
1. Petrus, der „Apostelfürst“, musste seine Ketten bis zur Hinrichtung tragen. Auch Christen bleiben also von Leid nicht verschont, leiden oft besonders unter der Rohheit ihrer Mitmenschen, weil man es als Christ seinen Widersachern nicht mit gleicher Münze heimzahlen darf.
2. Die Ketten, die wir tragen, sei es eine Krankheit, sei es ein ungelöster Konflikt in der Familie, am Arbeitsplatz, lassen sich auch im Urlaub nicht abschütteln. Gerade in der an sich schönsten Zeit des Jahres, wenn der Stress von uns abfällt, wir Zeit für uns und die Familie haben, brechen ungelöste Probleme oft mit Macht auf. Probleme darf man nicht unter den Teppich kehren, in sich hineinfressen, sonst vergiften sie unsere Seele, unsere Beziehungen. Ein reinigendes Gewitter tut auch im zwischenmenschlichen Bereich Not: Aber bitte besonnen und vernünftig bleiben!
3. Die Kirche legte das erwähnte Fest auch deshalb auf den 1. August, um einen allseits gefürchteten Unglückstag unschädlich zu machen.
Der Aberglaube feiert heute wieder fröhliche Urstände, obwohl der „moderne“ Mensch so stolz auf die nüchterne Wissenschaft ist. Angstvoll studiert mancher sein Horoskop und die Freunde asiatischer Religiosität markieren in ihrem Jahreskalender Glücks- und Unglückstage.
Als Christ fühle ich mich nicht dunklen Schicksalsmächten ausgeliefert, sondern ich weiß, dass der Herr der ganzen Welt mich persönlich, unbedingt liebt, auch wenn nicht alles so kommt wie ich es will. Gott hat jedem von uns Gaben geschenkt, die wir nützen sollten, hat uns Menschen anvertraut, für die wir und die für uns verantwortlich sind. Gott hat uns Zeit geschenkt, Zeit zum sinnvollen Arbeiten zuhause oder im Büro, aber auch Zeit, um Urlaub zu machen.
Allen, die unterwegs sind, wünsche ich wirklich erholsame Ferien. Die daheim bleiben müssen, könnten doch die Naherholungsgebiete aufsuchen: Wie schön sind z. B. unsere Fränkische Schweiz oder das Seenland! Die Forscher haben längst erkannt, dass ab und zu ein kleiner Ausflug dem seelischen Wohlbefinden mehr nützt als ein langer Jahresurlaub.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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