Besuch der Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz beim Furnierhersteller „Mehling und Wiesmann“ im Spessart
Wie schmeckt ein „geriegelter“ Bergahorn?
Was passiert mit dem Wertholz aus der Fränkischen Schweiz, das bei der Submission verkauft oder auf Auktionen versteigert wird? Ein Großteil davon geht in die Furnierindustrie, wo aus dem Stamm Holzblätter mit einer Stärke von 0,3 bis 0,6 mm geschnitten werden. Diese werden dann als dekorative Oberfläche auf weniger wertvolles Nutzholz aufgebracht. Dabei sind die feine Maserung und der nahezu fehlerfreie Wuchs des Wertholzes entscheidend.
Waldbesitzer aus der Fränkischen Schweiz konnten sich bei einer Lehrfahrt zum Furnierwerk „Mehling und Wiesmann“ in Lohr am Main über die Produktion von hochwertigem Furnier informieren. Hier werden – hauptsächlich aus Eiche und Edellaubhölzern – ca. 2.000 Festmeter Furnier pro Jahr hergestellt. „Um dem Holz zunächst die natürliche Spannung zu nehmen, wird der Kern entfernt und das Holz in sogenannte Dämpfgruben eingelassen“, erklärt Verkaufsleiter Kurt Siedler. Anschließend wird das Holz in Blätter „gemessert“ oder gehobelt, getrocknet, zugeschnitten und geglättet. Je nach Baumart und Herkunft des Baumes entstehen unterschiedliche Strukturen und Farbtöne von hellem „Sand“ der Spessarteiche über verschiedene Brauntöne bis hin zu Lila- und Grünfärbungen exotischer Hölzer.
Das Furnierwerk hat sich auf die momentan hohe Nachfrage nach dunklem Furnier spezialisiert. Hierzu wird es in speziellen Kammern mittels Vakuum- und Überdruckverfahren unter Verwendung von Ammoniak kerngeräuchert. Es entstehen satte und glänzende Braun- und Schwarztöne, die alterungs- und lichtstabil sind. Durch diese Räucherkammern ging dieses Jahr auch ein besonders wertvolles Stück, ein 140 Jahre alter „geriegelter“ Bergahorn, der für den Weltrekordpreis von 35.000 EUR (13.300 EUR/fm) eingekauft wurde. Die „Riegelung“ beschreibt den wellenförmigen Faserverlauf des Holzes. Es entsteht durch einen seltenen genetischen Defekt, der beim Furnier zu hellen und dunklen Streifen führt.
Seinen Rohstoff bezieht das Werk überwiegend aus einheimischen Wäldern wie z.B. der Fränkischen Schweiz, aber auch aus dem angrenzenden Spessart, einem der besten Wuchsgebiete für europäische Eiche. „Durch die armen Bundsandsteinböden wächst die Eiche hier nur langsam und bildet feine, gleichmäßige Jahrringe“, erklärt Bernhard Rückert von der städtischen Forstverwaltung Lohr den Teilnehmern bei der anschließenden Waldführung. Durch intensive Bejagung wird eine ausreichende Naturverjüngung sicher gestellt.
Und so kann es sein, dass die Holzeinkäufer von „Mehling und Wiesmann“ den passenden Baum direkt vor der Haustür finden. Abnehmer sind Möbelhersteller im In- und Ausland, Designer und Architekten. 90 Prozent der Lohrer Furniere werden exportiert und u.a. für die edle Inneneinrichtung von Motoryachten, 5-Sternehotels und Privathäusern verwendet. Der „geriegelte“ Bergahorn wurde mittlerweile an einen amerikanischen Kunden verkauft. Als Erinnerung bleibt ein honiggelbes Elixier mit einem einzigartigen Geschmack nach Ahorn – ein Stück seines Furniers eingelegt in einer Flasche Kornbrand.
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