Sonntagsgedanken: Ohne Gott ist alles nichts
Bei Willy Grüninger las ich folgendes:
„Wir verlieren unser Menschsein erst dann, wenn wir das verlieren, was uns ja erst zu Menschen macht: unsere Gemeinschaft und unseren Zusammenhang mit Gott. Ohne ihn können wir einen großen Betrieb machen…Aber das sind keine Früchte, die bleiben. Das ist die eigentliche Not, dass wir die Not überhaupt nicht mehr fühlen. Wir sind nur noch Räder, aber keine Reben mehr. Entsprechend ist auch das Ergebnis: Wir haben da und dort gewisse Erfolge, Augenblickserfolge, aber wir haben keinen Segen mehr.“
Können wir Grüninger zustimmen? Ich größtenteils schon. Problematisch ist freilich seine Anfangsbehauptung, die Beziehung zu Gott mache das eigentliche Menschsein aus. Es gibt auch gottlose Menschen, die human, sozial miteinander umgehen, wie es ja auch Menschen gibt, die trotz ihres christlichen Glaubens arrogant, stur und verständnislos auftreten. Und doch hat Grüninger Recht: Der Glaube, das Vertrauen auf Gott, bilden Fundament, Maß und Ziel echten, tiefen Menschseins. Schon vor Jahrzehnten hat der große jüdische Religionsphilosoph Martin Buber erklärt, die Gottvergessenheit sei die seelische Hauptkrankheit des „modernen“ Menschen. Ohne Gott kann man natürlich einiges bewerkstelligen. Aber liegt auf all dem wirklich Segen? Warum steigt wohl die Zahl der Scheidungen in unserem Land? Warum klagt man immer häufiger über Mobbing am Arbeitsplatz, über die „soziale Kälte“? Warum wohl die unendlichen Skandale in Politik und Wirtschaft? Wo aber die Liebe Gottes in unserem Leben Gestalt gewinnt, vielleicht ganz unscheinbar in der Nachbarschaftshilfe, beim rücksichtsvollen Verhalten im Straßenverkehr, vielleicht den handelnden Personen selbst unbewusst, da bringt unser Leben rechte Frucht. Gott will uns segnen, uns begleiten, tragen, das Positive in uns stärken.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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