Forchheimer "Eghalanda Gmoi" wird 60

Die Eghalanda Gmoi begeht in diesem Jahr ihr 60jähriges Jubiläum. Am vergangenen Wochenende wurde das rund Jubiläum mit einem Festprogramm ausgiebig gefeiert.

Die Eghalanda Gmoi

Die Eghalanda Gmoi

Franz Christl (82) erinnert sich noch ganz genau an jenen 04. Oktober, als Adolf Hitler mit seinem Militär in Karlsbad einrückte. Christl war damals wie er selbst erzählte gerade einmal 17 Jahre alt. „Die Glocken haben geläutet und die Sirenen geheult“, denkt Christl noch zurück an jene Zeit, als man in Karlsbad Hitler und seinem Militär vom Straßenrand aus zujubelte. „Mein Vater war dieser Show nicht verfallen, als Adolf Hitler kam, legte er sich demonstrativ daheim ins Bett“, so Christl, dessen Eltern damals in Karlsbad erfolgreiche Unternehmer gewesen sind. Während seine Mutter eine Schneider mit 13 Arbeiterinnen führte, leitete sein Vater ein Haushaltswarengeschäft mit rund 20 Angestellten. „Das wird der schwärzeste Tag in unserem Leben“ prophezeite Christls Vater damals gegenüber seiner Familie und er sollte Recht behalten.

Familie Christl erlitt wie viele andere das Schicksal der Vertreibung. „Wir hatten das große Glück, dass wir den damaligen Bruder des Buckenhofener Bürgermeisters – zur damaligen Zeit gab es in Buckenhofen noch einen eigenständigen Bürgermeister – kannten, der uns dann – nachdem wir vertrieben worden waren – sehr half eine Bleibe in Buckenhofen zu finden, erzählte Christl. Buckenhofens Bürgermeister Knauer erteilte damals den Christls eine Zuzugsgenehmigung. Wir wurden damals mit offenen Armen von Bürgermeister Knauer empfangen, erinnert sich Christl, der sich zusammen mit seiner Familie in Buckenhofen gleich heimisch fühlte. Schon im Oktober des gleichen Jahres war er soweit integriert, dass er bei der Buckenhofener Kerwa gleich am „Betzn austanzen“ mit teilnahm. 1951 zog er dann nach Forchheim in die Kantstraße.

Doch zurück zur 60 Jahr-Feier der Eghalanda Gmoi Forchheim, die mit einem Festwochenende begangen wurde. Am Samstag traf man sich um 17 Uhr zum Totengedenken am Vertriebenen-Mahnmal am alten Friedhof. Nach einem Festgottesdienst am Sonntagmorgen in der Stadtpfarrkirche Sankt Martin, zelebriert durch Otto Donner und einem anschließenden Standkonzert, traf man sich dann am Nachmittag zu einem Volkstumsnachmittag im Schützenhaus auf den Kellern. Dort lies die Gmoivüarstäiharin – so wird die Vorständin bei den Egerländern genannt – die Geschichte der Gmoi Forchheim Revue passieren.

Alles begann am 23. Februar 1951 im „Hotel National“ an der Zweibrückenstraße. Das Haus wurde 1908 als Vereinshaus des Evangelischen Arbeitervereins errichtet und nach der Auflösung des Vereins in ein Hotel umgewandelt. Es besteht heute nicht mehr. Das Grundstück wurde in das Werksgelände der Folienfabrik einbezogen. An wurde die Forchheimer Gmoi durch die Gründungsmitglieder Eduard Ehret, Andreas Hasler, Adolf Köstler, Franz Kunz, Alfred Hopfner, Julius Pohl, Franz Prosch, Seppl Lang und Toni Lippert gegründet.

Über die Jahre hinweg wuchs der Mitgliederbestand von 37 Mitgliedern acht Tage nach dem Gründungsdatum kontinuierlich an und erreicht im Jahr 1990 seinen Höchststand mit 281 Mitgliedern. Seit dieser Zeit ist die Mitgliederanzahl rückläufig. 1961 wurde die „Egerländer Schützengilde“ als eigenständiger Verein eingetragen. Ab 1961 gestaltete die Sing- und Tanzgruppe unter der Regie von Richard Pecher in vielen Städten Bayerns gut besuchte Volkstumsabende. Seit 1964 wird als Mitgliederzeitung das „Gmoibladl“ regelmäßig herausgegeben.

Über lange Jahre hinweg veranstaltete die Gmoi den Egerländer Ball, der zu den beliebtesten des Forchheimer Faschings gehörte. Seit einigen Jahren wird anstatt des Balles ein Kappennachmittag mit Tombola veranstaltet. Des Weiteren sind gehören jährliche Muttertags- und Weihnachtsfeiern zum festen Bestandteil 1992 hat die Gmoi Forchheim die Patenschaft für die damals neu gegründete Gmoi Chemnitz.

Grußworte sprachen hier der Bundesvüarstäiha Alfred Baumgartner und für den Landesverband sprach Helmut Kindl. Auch Schirmherr Oberbürgermeister Franz Stumpf gratulierte zu diesem Jubiläum. Die befreundeten Gmoien aus Bayreuth, Kronach, Nürnberg, das Duo Schreiber und Frömel und das Frankenauer Quartett unter der Leitung von Reinhold Schmitt, sowie der Singkreis der Forchheimer Gmoi gestalteten die Veranstaltung musikalisch und gesanglich. Fränkisches „G´red“ gab es von Reinhold Schmitt. Fini Mrasek trug ein Gedicht vor.

Zu einer solchen Jubiläumsfeier gehören auch Ehrungen und auch die gab es an diesem Nachmittag. So konnten Franz Christl und Rudolf Leuchtner für 60jährige Mitgliedschaft geehrt werden, die beiden Vüahrstaiha Ulrike Baier und Alfred Lihl erhielten für ihr großes Engagement vom Bundesvorstand Ehrenurkunden überreicht. „Bei allem schrecklichen was die Vertreibung mit sich gebracht hat, schließlich haben wir damals alles verloren, gab es trotzdem ein was positives daran“, resümiert Franz Christl. „Ich habe hier meine Frau kennen gelernt“, so der 82jährige.

Es war ein nachdenkliches Jubiläum einer Volksgruppe die irgendwann einmal der Vergangenheit angehören wird und nur noch Geschichtsbücher über die Erlebnisse der Vertriebenen berichten. Aber soweit ist es noch nicht. Ulrike Baier macht Mut: „Da Eghalanda is woi d´Aichn, döi im Wasser verstoinern, owa niat waichn!“