Sonntagsgedanken: Halbgott in weiß?
Der lutherische Bischof Wilhelm Stählin erinnerte sich noch als alter Mann dankbar an das „Feuerwehrhausmännle“ seiner Augsburger Jugend: Dieser Außenseiter hauste in einem Raum des Feuerwehrhauses und konnte alles reparieren, was damals um 1900 im Haushalt so anfiel. Heute werfen wir weg, was wir nicht mehr brauchen, denn die Reparatur käme oft zu teuer. Mancher wirft wohl auch seine Hoffnungen weg, seine „Lebensabschnittsgefährten“; und doch möchten wir selbst repariert werden, wenn Krankheit und Unglück uns niedergestreckt haben.
Seit Jahren rangieren Ärzte wohl gerade deshalb auf der Skala der beliebtesten Berufe ganz oben und zahlreiche Fernsehserien tun das Ihre dazu. Ärzte „reparieren“ die Menschen und irgendwie ahnt wohl auch jeder, wie schwach, wie anfällig, wie hinfällig er selbst ist. Freilich, auch der beste Arzt kann nicht jede Krankheit vertreiben, muss früher oder später vor dem Tod kapitulieren. Früher galt unter Ärzten der schöne Spruch: „Der Arzt sorgt, Gott heilt.“ Damals wussten die Ärzte noch, dass sie nur an Nr. 2 stehen, dass Gott der Geber und Nehmer des Lebens ist. Gott will uns nicht bloß „reparieren“, er will uns heilen und dies meint viel mehr: Das unsäglich beschmutzte Wort „Heil“ bezeichnet den Zustand, den Gott uns schenken will: die tiefe, gelassene Mut machende Lebensfreude, die aus der Gewissheit quillt, dass nichts uns von der Liebe Gottes trennen kann. Christus hat die Macht des Bösen durch Kreuz und Auferstehung gebrochen, auch wenn der Augenschein dagegenspricht. Er wird uns zum ewigen „Heil“ bei Gott führen und diese Zuversicht schenkt auch den Ärzten, Schwestern und Pflegern die nötige Kraft, Geduld und Weisheit.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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