Ein neues "Herz" für Litzendorf
In der Gemeinde Litzendorf soll ein Dorf- und Regionalladen entstehen
Ein Ortskern ohne Einkaufsmöglichkeiten – auch im Landkreis Bamberg mit seinen Gemeinden und zahlreichen Ortsteilen geht das Schreckgespenst des Ladensterbens um. Mehr und mehr Ortschaften haben zwar große Einkaufsmärkte in ihren Gewerbegebieten, Läden, die bequem zu Fuß erreichbar sind, fehlen jedoch zunehmend. Gerade für viele ältere Bürger und Familien ist dies eine problematische Entwicklung. Doch nicht nur die Kunden haben ein Problem. Fehlen Einkaufsmöglichkeiten in den Ortskernen, so veröden diese immer mehr.
Die Gemeinde Litzendorf will diesem Trend entgegenwirken und so ließen es sich Bürgermeister Wolfgang Möhrlein und Brigitte Weinbrecht, Leiterin der Regionalkampagne im Landratsamt Bamberg, nicht nehmen, die Gäste eines Workshops zum Thema „Dorf- und Regionalladen“ persönlich zu begrüßen. Die Gemeinde Litzendorf und die Agenda 21-Stelle des Landkreises hatten gemeinsam zu der Veranstaltung eingeladen. Bürgermeister Möhrlein machte Mut, dass es mit Hilfe der Regionalkampagne des Landkreises und des Programms „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ gelingen kann, in Litzendorf diese Entwicklung aufzuhalten.
Im Mittelpunkt des arbeitsreichen Abends stand die Idee, den bestehenden Lebensmittelladen im Zentrum Litzendorf zu einem Dorf- und Regionalladen weiterzuentwickeln. Hilfe holten sich die Regionalakteure von Wolfgang Gröll, der eigens aus dem Süden Bayerns angereist war, um mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Wolfgang Gröll ist ein auf den Lebensmitteleinzelhandel spezialisierter Unternehmensberater, der mittlerweile den Aufbau von rund hundert Dorfläden in ganz Deutschland betreut hat, die überwiegend Regionales mit größtem Erfolg vertreiben. Viele dieser Läden wurden mit Preisen ausgezeichnet.
Zur Einstimmung zeigte Gröll einige Musterbeispiele auf. So etwa ein florierender Laden, der, obwohl er in der Nähe von München liegt, sich mit dem Vertrieb regionaler Produkte wirtschaftlich erfolgreich gegen die in nur zwei Kilometer entfernten Discounter durchsetzen kann. Der kleine Laden brummt jedoch nicht nur
ökonomisch gesehen. Er hat sich zu einem Treffpunkt für die ganze Bevölkerung entwickelt. „Unser Ort hat wieder ein Herz“, wie es eine Kundin im gezeigten Filmbericht formuliert. Eine Entwicklung, die man sich so auch für Litzendorf wünscht.
Es ist also möglich, auch heute noch gegen die großen Discounter bestehen zu können. „Wenn das Herzblut stimmt“, so Gröll, und er meint damit die Kompetenz des Personals, „die Qualität und das Angebot, dann stellt sich der Erfolg ein.“ Und er fügt hinzu: „Ist der Kunde erst einmal im Laden, so greift er gerne zu den regionalen Produkten. Und dann passiert sogar etwas ganz Erstaunliches: der Kunde zahlt mehr für Waren aus der Region und die Billigangebote bleiben liegen.“
Angeregt diskutierten die anwesenden Regionalerzeuger, Unternehmer und Behördenvertreter über verschiedene Rechtsformen eines Dorf- und Regionalladens, Möglichkeiten der Finanzierung und die Einbindung der Bevölkerung. Die erste Einschätzung Grölls für eine solche Initiative in Litzendorf fiel sehr positiv aus. Er sieht gute Chancen, den bestehenden kleinen Lebensmittelladen zu erhalten und zu einem Geschäft mit regionalem Schwerpunkt auszubauen, in dem es sich für die Lizenznehmer des regionalen Gütesiegels „Region Bamberg – weil’s mich überzeugt!“ lohnt, ihre Produkte zu verkaufen und in dem es Spaß macht einzukaufen.
Die Anwesenden waren sich einig, dass der Workshop nun der Auftakt zu einer konkreten Umsetzung war. Die vielen noch offenen Fragen wollen sie aktiv klären, einen guten Standort für einen Regionalladen finden und die Bevölkerung für diese Idee begeistern.
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