IHK-Konjunkturklimaindikator steigt auf historischen Höchstwert
Unternehmer weiterhin sehr optimistisch
Die oberfränkische Wirtschaft hat das Krisenjahr 2009 endgültig abgeschüttelt, wie die jüngste Konjunkturumfrage der IHK für Oberfranken Bayreuth zeigt. 52% der befragten Unternehmen sind mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden, nur 10% unzufrieden. Außerdem rechnet die Mehrheit der Befragten damit, dass sich die Geschäftslage in den kommenden sechs Monaten weiter verbessert: Nur 8% rechnen mit einer Verschlechterung, aber 38% mit einer weiteren Verbesserung. Der IHK-Konjunkturklimaindikator steigt gegenüber dem Januar um sieben auf 136 Punkte und damit auf einen neuen Höchststand. „Die oberfränkischen Unternehmen sind mit dem aktuellen Konjunkturverlauf sehr zufrieden, auch die Aussichten stimmen sehr optimistisch, Risiken sieht die IHK vor allem bei der Kostensteigerung von Energie und Rohstoffen sowie im steigenden Fachkräftebedarf“, so stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm.
Sehr zufrieden mit der Geschäftsentwicklung zeigt sich die oberfränkische Wirtschaft. „Dass Oberfranken nur wenige Monate nach den zum Teil existenzgefährdenden Umsatzeinbrüchen wieder so gut dasteht, ist auf die ausgewogene Wirtschaftstruktur sowie die familiengeführten mittelständischen Unternehmen zurückzuführen“, so IHK-Konjunkturexperte Peter Belina. „Die oberfränkischen Unternehmen sind zukunftssicher aufgestellt.“
Ein sehr ausgewogenes Bild ergibt die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage, die von 52% der rund 500 befragten Unternehmen positiv und von 10% negativ beurteilt wird: In allen Branchen überwiegt der Optimismus bei weitem. Besonders positiv fallen die Einschätzungen bei der Industrie aus, wo 54% der Befragten ihre Geschäftslage positiv einschätzen, aber nur 7% negativ, sowie im Tourismussektor mit 59% bzw. 13%. Auffallend ist, dass die Einschätzung bei Unternehmen mit 10 und mehr Beschäftigten positiver ausfällt als bei den kleineren Unternehmen. Im Januar wurde die Geschäftslage etwas zurückhaltender beurteilt, 43% der Befragten bezeichneten sie seinerzeit als gut, 9% als schlecht.
Diese positive Einschätzung ist in erster Linie auf die sehr positive Entwicklung des Auftragsvolumens zurückzuführen, wie Belina erläutert. Besonders positiv wird dabei die Geschäftsentwicklung mit dem ostsasiatischen Raum eingeschätzt. Das steigende Auftragsvolumen hat in den vergangenen Monaten auch zu einer deutlich verbesserten Auslastung geführt.
Trotz Aufschwungs geraten Erträge unter Druck
Kopfschmerzen bereitet den Unternehmen die Kostenentwicklung: 75% der Befragten beklagen eine deutlich spürbare Kostensteigerung. Noch stärker betroffen als der Durchschnitt sind vor allem Industrie und Handel. Hauptkostentreiber sind die Material- (83%) und die Energiekosten (82%). „Dies hat natürlich auch Auswirkungen auf die Ertragslage“, erläutert Belina. 30% der Unternehmen beurteilen diese trotz positiver Auftragslage und guter Auslastung schlechter als vor sechs Monaten und nur 22% besser. Besonders negativ sind die Einschätzungen dabei im Tourismussektor, wo 43% der Befragten die Ertragslage schlechter einschätzt als vor einem halben Jahr. Lediglich in der Industrie bleibt die Einschätzung der Ertragslage unverändert.
Aufwärtstrend setzt sich fort
Für die kommenden sechs Monate bleiben die oberfränkischen Unternehmen unverändert optimistisch. 38% der Befragten rechnen mit einer weiteren Verbesserung der Geschäftslage, nur 8% mit einer Verschlechterung. Zum Vergleich: Im Januar waren es 33% bzw. 9%. Noch etwas optimistischer als die anderen Wirtschaftszweige fallen dabei die Erwartungen beim Handel aus. Besonders ausgeprägt sind die positiven Erwartungen bei Unternehmen bis fünf Mitarbeitern, während die Unternehmen mit 100 und mehr Mitarbeitern etwas zurückhaltender sind.
Die Auftragsbücher sind voll. 44% der Unternehmen rechnen mit einem Zuwachs beim Auftragsvolumen, nur 9% mit einem Rückgang. Getragen werden die Erwartungen sowohl durch Aufträge aus dem Inland, als auch aus dem Ausland. Während die Erwartungen beim Amerikageschäft etwas zurückhaltender sind, rechnen die Unternehmen mit einem deutlich steigenden Auftragsvolumen durch Kunden aus der EU, Russland und dem ostasiatischen Raum.
Jedes fünfte Unternehmen will Mitarbeiterzahl erhöhen
Die bereits gute Kapazitätsauslastung wird sich nach Einschätzung der Unternehmen branchenübergreifend weiter deutlich verbessern. Dies führt letztendlich zu mehr Investitionen und der Einstellung neuer Mitarbeiter. „Ein Drittel der Unternehmen will sein Investitionsvolumen erhöhen“, so Belina. Darunter seien viele Unternehmen, die Investitionen aufgrund von Produktinnovationen oder einer Kapazitätserweiterung planen. Diese Investitionserweiterungen gehen vielfach mit Neueinstellungen einher. Insgesamt ist die Investitionsquote, also der Anteil der Unternehmen, die Investitionen plant, leicht rückläufig. Sie sank von 89% auf 86%.
Mehr als jedes fünfte Unternehmen will seine Mitarbeiterzahl erhöhen, nur 8% wollen diese reduzieren. Bleibt nur zu hoffen, dass der Fachkräftebedarf der Unternehmen befriedigt werden kann. Immerhin sieht ein Viertel der Befragten im Fachkräftemangel eines der Hauptrisiken der kommenden Monate. Zwei von drei Unternehmen bereitet die zum Teil extreme Kostensteigerung im Material- und Energiesektor Kopfschmerzen. Hier ist für die kommenden Monate sicherlich auch das größte Konjunkturrisiko zu sehen. Belina: „Der einzige Vorteil aus Sicht der Unternehmen ist der, dass die Hälfte aller Unternehmen davon ausgeht, diese Kostensteigerungen an die Kunden weitergeben zu können.“ Dadurch steigt dann aber letztendlich das Inflationsrisiko.
Kosten explodieren
Risiken sieht die IHK vor allem bei der Kostensteigerung von Energie und Rohstoffen sowie im steigenden Fachkräftebedarf, so stellvertretender IHK-Hauptgeschäftsführer Wolfram Brehm. „Ob die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf weiter so positiv bleibt, hängt letztendlich davon ab, ob es gelingt, die zwei größten Risikofaktoren zu bewältigen, die Kostenexplosion bei Energie und Rohstoffen sowie dem wachsenden Fachkräftebedarf.“ Auch wenn die IHK durch die Einführung der Arbeitnehmerfreizügigkeit für die Bürger aus den acht Beitrittsstaaten aus Mittel- und Osteuropa zum 1. Mai nicht mit einer großen Zuwanderungswelle rechnet, bietet diese Liberalisierung gerade den oberfränkischen Unternehmen aufgrund ihrer räumlichen Nähe in verschiedenen Fällen die Chance, auch in der Tschechischen Republik gezielt nach Fachkräften zu suchen. „Der Fachkräftemangel hat aber auch unseren Nachbarn längst eingeholt. Wir müssen daher vor allem auf Ausbildung und Fortbildung setzen.“
Brehm: „Von den Energiepreiserhöhungen ist Oberfranken überdurchschnittlich betroffen, schließlich verzeichnet die Region die zweithöchste Industriedichte Europas.“ Gerade die Industrie und dort vor allem die Hersteller von Glas und Porzellan, aber auch in der Metallerzeugung und –bearbeitung benötigen viel Energie und sehen sich einem hohen Preisdruck ausgesetzt. „Hier ist die Bundesregierung gefordert, auch bei einer Energiewende für bezahlbare Energie zu sorgen, andernfalls ist der Industriestandort Oberfranken in Gefahr.“
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