Vortrag in Kirchehrenbach: "Problematische Gesundheitsvorsorge im ländlichen Raum "
Die SPD-Bürgergemeinschaft konnte den gesundheitspolitischen Experten Dr. Horst Krömker zu einem Vortrag gewinnen. Dr. H. Krömker ist seit 2004 Mitglied im Bezirkstag Mittelfranken, im Verwaltungsrat der Bezirkskliniken engagiert und niedergelassener Neurologe und Psychiater.
Im vollbesetzten Nebenzimmer des Gasthauses zur Sonne referierte er über aktuelle Themen zur Gesundheitspolitik.
Interessiert hat natürlich die Problematik der Versorgung im ländlichen Raum. Dies stelle aber nur ein Teilproblem im Gesamtsystem dar. Das Grundproblem sei es generell Ärzte zu finden, die bereit sind, bei unregelmäßigen langen Arbeitszeiten, ungünstigen Arbeitsbedingungen und bei unsicherer Bezahlung, in die Klinik zu gehen oder eine Praxisnachfolge zu übernehmen.
Die Wirtschaft und das Ausland bieten weitaus lukrativere Angebote und Möglichkeiten
Die Attraktivität ausländischer Anbieter ist so groß, dass junge Ärzte es vorziehen abzuwandern und nicht in hiesigen Kliniken, Praxen oder anderen Bereichen tätig werden.
Die Probleme im Gesundheitswesen sieht er im jahrelangen Reformdruck und dem Glauben ständig reformieren zu müssen.
Die Gesundheitsausgaben haben sich im Vergleich zum Bruttosozialprodukt nicht erhöht. Sie liegen im Vergleich zu anderen Industriestaaten im normalen durchschnittlichen Bereich. Der Reformdruck und die Saga vom teuren Gesundheitswesen sind bewusst erzeugt, um Verunsicherung zu schaffen.
Es handelt sich um einen ausgesprochen großen Markt mit einem Finanzvolumen von 270 Milliarden Euro, die neu aufgeteilt werden müssen. Damit ist das Interesse der Konzerne und der Lobbyisten entsprechend groß, den „Kuchen“ unter sich aufzuteilen. Die Kostenstruktur im Gesundheitswesen hat sich nicht dramatisch verändert. Wenn eine Veränderung festzustellen ist, dann zu Ungunsten der normalen Haushalte.
In Deutschland werden höchste Preise für Arzneimittel bezahlt. Die Forschung findet nicht mehr im eigenen Land statt, sondern fast ausschließlich in den USA.
Für bildgebende Verfahren haben sich in den letzten Jahren die Zahlen dramatisch erhöht, die Leistungen steigen kontinuierlich an, sowohl für Computertomographie (CT), Magnetresonanz-Tomographie (MRT) oder auch für Coronar-Angiographien. In teure Geräte wird investiert, diese müssen sich allerdings amortisieren und deswegen rund um die Uhr laufen. Damit verbunden ist eine Kostenexplosion.
Die Schaffung neuer medizinischer Versorgungszentren führt zum Teil zu Rücküberweisungen, sodass eine neue „Wertschöpfungskette“ entsteht und die Kosten in diesem Rahmen zunehmen.
Ein grundsätzliches Problem ist die Verteilung der Gelder, sodass zuwenig für die Finanzierung sinnvoller Strukturen auf dem Land übrig bleibt. Der drohenden Mangelversorgung auf dem Land kann aber nur durch finanzielle Anreize begegnet werden
Als einen Hauptgrund für die Kostenexplosion nennt Dr. Krömker die zunehmende Privatisierung der Krankenhäuser und Versorgungszentren. Dort, wo private Anbieter den Markt beherrschen, nehmen auch die Kosten im Gesundheitssystem zu.
Hamburg zum Beispiel hat den höchsten Privatisierungsanteil und auch die höchsten Kosten im Gesundheitswesen.
Weitere Gründe sind die erhöhten Arzneimittelkosten und der Anstieg der apparativen Medizin, die zu einer wesentlichen Kostenerhöhung beitragen.
Nach Ansicht von Dr. Krömker ist es wichtig, die gewachsenen Strukturen zu belassen und nicht ständig einem Reformdruck zu unterziehen, denn das Gesundheitswesen in Deutschland ist eines der Besten und durchaus erhaltenswert.
Im gut besuchten Nebenzimmer blieb noch genügend Raum für die Diskussion und für viele Fragen.
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