Karfreitagsgedanken
König Friedrich II. von Preußen, auch der „Große“ genannt, lud seine Minister und Generäle zu fröhlichen Tischgesellschaften ein. So war auch der Husarengeneral von Ziethen ein gern gesehner Gast. Einmal aber, es war der Karfreitag, ließ er sich entschuldigen, da er zum Abendmahl gehen wolle.
Bei der nächsten Zusammenkunft spitzte ihn der König deswegen an mit den zynischen Worten: „Na, mein Lieber von Ziethen, wie ist Ihm das Abendmahl am Karfreitag bekommen, hat er den Leib und das Blut Christi auch ordentlich verdaut.“ Die übrigen warteten gespannt auf Ziethens Antwort. Der aber sprach: „Königliche Majestät, Ihr wisst, dass ich bereit bin, auf Eueren Befehl alles einzusetzen … Aber es ist noch eine Majestät über Euch, die lasse ich nicht antasten …. Wenn Ihr dem Volk und den Soldaten diesen Heiland abspenstig macht, grabt Ihr Euch selbst das Grab …“ Der König erhob sich, legte seine Hand auf die Schulter seines Offiziers und erwiderte: „Von Ziethen, glücklicher von Ziethen, um einen solchen Glauben beneide ich ihn!“
Friedrich II. war ein Skeptiker, ein Spötter. Aber mit dieser Einstellung kommt man nicht weit, denn sie untergräbt Treue und Engagement, jedes Verantwortungsgefühl. Gott hat uns so geliebt, dass er Christus für uns geopfert hat. Schuld und Leid, Zweifel und Unglück können uns von Gott nicht mehr trennen, denn Jesus hat all das auch durchgemacht.
Wie hohl und armselig sind die Alternativen unserer „säkularisierten“ Mitmenschen! Unter „Säkularismus“ versteht man die Abkehr von der religiösen Bindung in der Neuzeit. Aber woran der Mensch sonst glauben soll, was ihm helfen kann, sein Los, die Gemeinheit der anderen zu ertragen, sein Versagen einzugestehen, den Alltag zu bewältigen, verrät diese Bewegung nicht.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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