Gedanken zum Gründonnerstag
Am Bamberger Dom ist eine Darstellung des Jüngsten Gerichts in Stein gehauen. Der Gerichtsengel hält in der Hand die Waage. Auf der einen Waagschale liegen dicke Bücher, offenbar die Sündenregister, die Bücher, wo alles Leid, alle Tränen der Menschen verzeichnet sind. Teufel hängen sich an diese Schale und versuchen, sie nach unten zu ziehen. Aber sie schaffen es nicht, obwol die andere Schale fast leer ist. In ihr steht nur ein kleiner Abendmahlskelch.
Christi Blut wieg schwerer. Er sühnt die Schuld der gesamten Menschheit, trägt unser aller Leid. Im Abendmahl, das Jesus am Abend des „Gründonnerstags“, also wenige Stunden vor seiner Hinrichtung einsetzte, dürfen wir Gemeinschaft mit ihm haben, ganz egal ob wir nun arm oder reich sind, jung oder alt, gesund oder krank. Das Abendmahl durchbricht die alte Weltordnung, wo man Menschen nach ihrem Äußeren, ihrer leistung, ihrem Geldbeutel beurteilt. vor dem Richterstuhl Christi braucht niemand Angst zu haben, der auf Christus vertraut. Resignation und Selbstzufriedenheit kommen freilich auch nicht in Betracht, denn Christus schärft uns immer wieder unsere Verantwortung ein. Die gebote Gottes gelten unbedingt.
Was aber ist am „Gründonnerstag“ „grün“? Dazu gibt es verschiedene Deutungen: Vielleicht hieß er ursprünglich „Grein-Donnerstag“ zum Gedenken daran, dass die Jünger über die Verhaftung Jesu „greinten“, also weinten. Ich denke, dass Gott oft über uns Menschen „greint“. Der Gott Jesu hat echtes Mitgefühl mit seinen Geschöpfen, auch das ein wichtiger Unterschied zwischen dem christlichen glauben und anderen Religionen.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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