Unsere Gesellschaft darf nicht verrohen

Erzbischof Schick: „Feiern Sie die Karwoche äußerlich und innerlich mit, sie bietet eine Medizin gegen Egoismus und Gewalt in unserer Welt.“ Christen sollen die Brücke sein zwischen Gott und der Welt.

(bbk) Zum Beginn der Heiligen Woche hat Erzbischof Ludwig Schick die Christen dazu aufgefordert, sich selbst, ihren Alltag und unsere ganze Welt zu verändern und mitzugestalten. „Ein echter lebendiger Christ muss heute in der einen Hand die Bibel und in der anderen Hand die Tageszeitung haben“, sagte Schick am Palmsonntag.

Die Bibel in der einen Hand stehe für Gott, sein Wort und seine Gebote, für Jesus Christus, seine Ideale und seine Liebe, die bis zum Tod gehe. Die Tageszeitung sei das Symbol für das Alltagsleben im privaten und im öffentlichen Bereich. „Die Welt 2011, wie sie sich in den Tageszeitungen oft erschreckend darstellt, braucht die Bibel, besonders die Schrifttexte und die Liturgie der Karwoche, nötiger denn je“.

Der Bamberger Oberhirte kritisierte die Verrohung der Sitten bei uns und weltweit. Im oberbayerischen Krailing seien zwei Mädchen offenbar aus Rache getötet worden, Babys müssten verhungern oder würden zu Tode gequält. Schick beklagte außerdem das „Cyber-Mobbing“ in den Schulen. „Über das Internet machen sich Kinder und Jugendliche so beleidigend und menschenverachtend nieder, dass sie krank werden.“

Die Verrohung der Sitten dürfe nicht so einfach hingenommen werden. In anderen Ländern und Kontinenten herrschten ebenfalls inakzeptable Missstände, z. B. Streubomben in Libyen, Flüchtlingsdramen in Tunesien und Lampedusa, Gewalt gegen Christen in Pakistan und vielen anderen Ländern.

Der Gegensatz dazu sei Jesus Christus. „Sein selbstloses, demütiges und menschenfreundliches Auftreten kann für unsere oft so hochmütige, arrogante und egomanische Gesellschaft eine heilsame Medizin sein“, sagte Schick in seiner Predigt am Palmsonntag.

„Die Heilige Woche sagt uns: Die wahren nachhaltigen Siege für Gerechtigkeit und Friede, für das Gemeinwohl und eine gute Zukunft werden durch ehrlichen selbstlosen Einsatz und nicht durch Macht und Schliche errungen.“ Die Fußwaschung am Gründonnerstag zeige, dass „Geben seliger macht als Nehmen, dass Dienen menschlicher ist, als sich bedienen zu lassen, dass Liebe das Heilmittel für eine bessere Zukunft ist.“

Der Karfreitag lehre, dass Gott keine Opfer, sondern Barmherzigkeit wolle, betonte der Bamberger Erzbischof. Christus habe alle menschlichen Opfer für Gott vollendet und sich selbst zum Opfer für uns gemacht. Das Osterfest stehe dafür, dass letztlich Liebe, Güte und der Einsatz für den Nächsten und nicht Selbstsucht und Unterdrückung, Gewalt und Tod siegen werden. Er rief die Gläubigen auf, die Karwoche intensiv mitzufeiern und auch für die Christen zu beten, die das nicht täten. Die Heilige Woche, besonders Gründonnerstag, Karfreitag und Ostern, könnten unsere Welt verändern.