"Keine Angst vor dem 1. Mai" – IHK sieht Chancen in der Arbeitnehmerfreizügigkeit

Die Arbeitnehmerfreizügigkeit bietet für Oberfranken mehr Chancen, als Gefahren. Davon ist Georg Schnelle, Hauptgeschäftsführer der IHK für Oberfranken überzeugt. „Oberfranken ist auf gut qualifizierte Fachkräfte angewiesen. Die gezielte Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland ist eine der Stellschrauben, mit der die Region der demografischen Entwicklung entgegenwirken kann“, so Schnelle. Die vollständige Öffnung der Arbeitsmärkte ab 1. Mai 2011 sollte deshalb als Chance gesehen werden.

Ab dem 1. Mai 2011 gilt auch in Deutschland die vollständige Arbeitnehmerfreizügigkeit für acht EU-Beitrittsstaaten aus Mittel- und Osteuropa (MOEL-8). Nur Deutschland und Österreich hatten die maximal mögliche Beschränkung dieser Freizügigkeit von sieben Jahren in Anspruch genommen, das Vereinigte Königreich, Irland und Schweden hingegen öffneten ihre Arbeitsmärkte bereits 2004.

Mit einer großen Zuwanderungswelle ist jedoch aus Sicht der IHK nicht zu rechnen. „Es ist nicht so, dass Fachkräfte aus den Nachbarländern auf gepackten Koffern sitzen und nur darauf warten, in Deutschland arbeiten zu dürfen. Die gut qualifizierten und wanderungswilligen Fachkräfte sind schon längst in EU-Länder gegangen, die ihre Arbeitsmärkte früher geöffnet haben“, so Schnelle. Zudem können Akademiker dank einer Ausnahmeregelung ohnehin bereits seit zwei Jahren nach Deutschland kommen.

Hinzu kommt, dass sich die wirtschaftliche Lage in den Beitrittsstaaten in den vergangenen Jahren positiv entwickelt hat, was den Anreiz, auszuwandern ebenfalls verringert. Auch verläuft die demografische Entwicklung in den Beitrittsstaaten zum Teil ähnlich wie hierzulande. Die Erfahrungen aus den Ländern, die ihre Arbeitsmärkte früher geöffnet haben, deuten aus Sicht der der IHK keineswegs auf eine Migrationswelle hin. „Dort kam es weder zu großen Verdrängungen einheimischer Arbeitnehmer noch zu steigender Arbeitslosigkeit. Auch die vielfach befürchtete Lohnabsenkung gab es dort nicht“, so Schnelle.

Schnelle: „Wir brauchen eine Willkommenskultur“

Schnelle plädiert deshalb dafür, die Öffnung der Arbeitsmärkte als Chance für die Region zu sehen. „Wir sollten uns über jede qualifizierte Fachkraft freuen, die bei uns arbeiten möchte. Denn wenn Deutschland im Wettbewerb um die klugen Köpfe international vorne mitspielen möchte, braucht es dringend eine Willkommenskultur und dazu gehört auch die Offenheit gegenüber Fachkräften aus den neuen Beitrittsstaaten.“

Die Beschränkungen der Arbeitnehmerfreizügigkeit enden zum 1. Mai 2011 für Polen, Tschechien, Ungarn, Slowakei, Slowenien, Estland, Lettland und Litauen.