"Raus" aus der Atomenergie, "rein" in einen bescheideneren Lebensstil
Erzbischof Schick: Jeder Einzelne muss zur Umstellung bereit sein
(bbk) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat sich „ohne Wenn und Aber“ für einen unverzüglichen, geordneten Ausstieg aus der Atomkraft ausgesprochen. Das müsse aber weltweit erfolgen. Wer sich – angesichts der Atomkatastrophe in Japan – diesem Appell anschließe, „muss aber mit dem „Raus“ aus der Atomenergie auch ein „Rein“ in einen bescheideneren Lebensstil verbinden“, sagte Schick am Sonntag, 20. März, bei der diözesanen Eröffnung der Misereor-Fastenaktion in Burgebrach (Lkr. Bamberg). Anders sei ein „Raus“ aus der Atomenergie verlogen und letztlich ein sinnloser Appell, der in der Vergangenheit schon oft ergangen sei.
Wegen des ständig steigenden, maßlosen Energiebedarfs der Industrienationen seien die Atomkraftwerke gebaut worden, so der Bamberger Erzbischof. Deswegen müsse jeder Einzelne zur Umstellung bereit sein und Ansprüche zurückschrauben. „Anders wird ein „Raus“ aus der Atomenergie nicht funktionieren“, sagte Schick wörtlich. Als konkrete Schritte auf diesem Weg nannte der Bamberger Erzbischof die Bereitschaft, so weit wie möglich bei Lebensmitteln auf regionale Produkte zurückzugreifen – das reduziere den Transport – ein klares Bekenntnis zu Niedrigenergiehäusern, aber auch weniger energieverbrauchende Schwimmbäder und andere öffentliche Gebäude sowie weniger Bräunungs- und Fitnessinstitute. „Auch die Autoindustrie kann sich umstellen“, so der Bamberger Erzbischof. Es sei schon jetzt möglich benzinsparendere Autos herzustellen. Mit einer derartigen umfassenden Lebensumstellung würden nach Auffassung des Bamberger Erzbischofs auch viele neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Mit dieser Umstellung schone man auch das Klima und helfe damit den von Dürre- oder Flutkatastrophen betroffenen Menschen in den Entwicklungsländern.
Schick wies darauf hin, dass die Fastenzeit eine Zeit der Umkehr und Neuausrichtung darstelle. „Stellen wir uns um“, appellierte der Bamberger Erzbischof, „helfen wir auch als Christen, dass sich unsere Bevölkerung umstellt. Wir brauchen größere Bescheidenheit in allem, was wir tun, in allem, was wir verbrauchen, auch in allem, was wir reden.“ Es gelte, die Dinge, „die wir eingesehen haben, auch durchzuführen – bei uns und weltweit.“ Schick erinnerte an das Motto der Misereoraktion „Menschenwürdig leben. Überall!“ Mittels Langzeitprogrammen gelte es, die Ungerechtigkeit des Nord-Süd-Gefälles zu beseitigen. Eine Veränderung des Lebensstils helfe auch den Menschen in den Slums der Entwicklungsländer. Es sei „höchste Zeit“, bei allen Entscheidungen, die ganze Welt in den Blick zu nehmen. Dazu solle die Misereor-Fastenaktion 2011 dienen.
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