Erzbischof Dr. Ludwig Schick: Vorstellung von Band II des Buches von Joseph Ratzinger – Benedikt XVI. „Jesus von Nazareth“
Liebeserklärungen an Jesus von Nazareth – Empfehlungsschreiben für einen guten Freund
Mit diesen beiden ‚Etiketten’ kann man Inhalt und Absicht des Buches „Jesus von Nazareth“ beschreiben. Im zweiten Teil stellt Joseph Ratzinger – Benedikt XVI. Leben und Wirken Jesu Christi „vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung“ dar. Es ist wiederum ein stattliches Buch von ca. 330 Seiten geworden. Zum ersten Teil verweise ich auf mein Statement von 16. April 2007, das auch für Band II gültig ist (Anhang, PDF-Datei).
In einem Vorwort geht der Papst noch einmal auf die Absicht dieses Buches ein und wiederholt, was er im ersten Teil gesagt hat, dass es ihm „darum gehe, Gestalt und Botschaft Jesu“ darzustellen. Dann behandelt er in neun Kapiteln das Leben Jesu vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung von dem Tod. Mit einem Ausblick über „aufgefahren in den Himmel, er sitzt zur Rechten Gottes, des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit“ und den Literaturhinweisen schließt der Papst das Buch ab.
Eine Liebeserklärung an Jesus Christus ist das Buch, weil der Papst den darstellt, um den sich sein ganzes Leben und Amt dreht, den, den er liebt, wie Petrus seinen auferstandenen Herrn liebte (Joh 21,15-23). Empfehlungsschreiben kann man es nennen, weil Benedikt XVI. Jesus Christus den Menschen heute als ihren Weg, ihre Wahrheit und ihr Leben nahe bringen will; der Papst wirbt für Jesus.
Der Band II ist ebenso wie der erste, keine Schrift, die den biblischen Text historisch-kritisch analysiert, sondern durch den Text der Bibel hindurch und hinter den vier Evangelien die reale Person Jesus von Nazareth sucht, findet und den Lesern vorstellt. Wie Paulus will der Papst Jesus von Nazareth den Menschen vor Augen malen (vgl. Brief an die Galater 3,1), damit sie an ihn glauben, auf ihn ihre ganze Hoffnung setzen und ihn lieben. Das Christentum ist ja nicht wie der Papst in seiner Enzyklika „Deus caritas est“ schreibt: „ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person“, mit dem jeder Mensch zu allen Zeiten in Beziehung treten kann.
Das Buch des Papstes hat eine missionarische und seelsorgliche Absicht, wie sollte es beim Nachfolger des Apostels Petrus auch anders sein. Trotzdem ist es eine wissenschaftliche Schrift. Papst Benedikt XVI. war und ist Professor. Seine Methode der Bibelauslegung ist „intertextuell-narrativ.“ Das meint: Er sieht die ganze Bibel und auch die vier Evangelien als Einheit, die zwar verschiedene Aspekte von Jesus Christus darstellen, die aber wegen der einen Person, Jesus von Nazareth, um die es allen Evangelisten geht, eine Einheit bilden.
Bei den einzelnen Kapiteln spürt man die große Gelehrsamkeit des Papstes, der sich mit den Schriften des Neuen und Alten Testamentes umfassend auskennt. Zugleich kennt er auch die ganze Tradition der Kirche, besonders die Kirchenväter, ohne die die Bedeutung von Jesus von Nazareth nicht zu verstehen ist. Trotzdem ist der Text für jedermann verständlich zu lesen. Der Papst versteht es hervorragend ‚narrativ-erzählend’, die Leser zu Jesus Christus mitzunehmen. Der Papst ist auch in diesem Buch ‚erster Verkünder der Christenheit’ und Seelsorger für alle Menschen. Er verkündet das Zentrum des Glaubens: die reale Person Jesus von Nazareth; seine Seelsorge besteht darin, die Menschen zu Jesus Christus zu führen, damit sie mit ihm leben, wirken, sterben und auferstehen.
Der zweite Teil des Buches behandelt die zweite Phase des Lebens Jesu – Leiden, Sterben, Auferstehen. Die erste Phase, „das öffentliche Wirken Jesu mit seinen Predigten und Wundertaten“, wurde im Band I vor drei Jahren vorgestellt. Nun fehlt noch die Kindheitsgeschichte von Jesus. Der Papst will versuchen, bei seinem Versprechen zu bleiben und auch die Kindheitsgeschichte in einem „kleinen Faszikel“ vorzulegen, „wenn mir dazu noch die Kraft gegeben wird“, wie er schreibt. Es wäre schön und würde sicher viele viele freuen, wenn auch dieser Wunsch des Papstes in Erfüllung gehen würde und er uns die Darstellung der Kindheitsgeschichte schenken könnte.
Auch Band II von Jesus von Nazareth ist sehr lesenswert. Er gibt dem Glauben der Gläubigen neue Nahrung für ihr christliches Leben. Denen, die auf der Suche nach dem Sinn des Lebens sind, kann es Jesus Christus nahebringen, der ‚Worte des ewigen Lebens hat’ (vgl. Joh 6,68).
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