Vortrag auf Burg Feuerstein: "Patente auf Leben zerstören unsere bäuerliche Landwirtschaft"

International anerkannter Experte zu Gast in Ebermannstadt

Eine beispiellose Flut von Patentanträgen auf alles pflanzliche und tierische Leben überschwemmt die Patentämter. Dabei geht es um alles, was überhaupt auf unserer Erde wächst, lebt und der Erzeugung von Lebensmitteln, Rohstoffen und Energie dient (auch Bio-Sprit, Bio-Gas …). Grundlage dieser Patentanträge sind aber keine Erfindungen oder Züchtungsleistungen, sondern zunehmend bloße Beschreibungen biologischer Daten und Zusammenhänge. Dass das löcherige Patentierungsverbot der EU für Pflanzen und Tiere auf diese Weise unterlaufen werden kann, ist vermutlich kein Zufall sondern das Ergebnis entsprechender Lobby-Arbeit.

Auf Einladung des Bundes Naturschutz in Forchheim und Bamberg, der Katholischen Landvolkshochschule und der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) Oberfrankens hielt der international anerkannte Experte zur Patentierung von Leben, Dr. Christoph Then am 23. Feb. auf  Burg Feuerstein einen Vortrag über die umstrittene Patentierung von Pflanzen und Tieren. Die dabei aufgezeigten Tatsachen waren erschreckender als ohnehin befürchtet. Die Saatgut-Konzerne versuchen mit ihren Patentanträgen, nicht allein am Saatgut zu verdienen, sondern sich alles anzueignen oder abzukassieren was überhaupt nur denkbar ist. Das beginnt mit den erzeugten Lebensmitteln und geht bis hin zu den Motoren, die mit Bio-Treibstoffen arbeiten. „Bio-Piraterie“ ist ein zu schwacher  Begriff für das was sich hier entwickelt hat. Wenn wir dieses weiter dulden, dann werden sie unseren Bauern und Gärtnern das Saatgut bald nur noch leihweise überlassen und die ihnen patentrechtlich (!) zustehende Ernte wegnehmen. Zusammen mit dem Aufkauf zahlloser Saatgutfirmen, die sich mehrere 100.000 € teure Patente nicht leisten können, entwickeln sich Monopole.  Heute schon beherrschen 10 Konzerne über 70% des Saatgut-Marktes und  patentiertes Saatgut darf nicht mehr von anderen Züchtern benutzt werden, um weitere Verbesserungen einzubringen. Dadurch schrumpft die Sortenvielfalt und gefährdet die Chancen, unsere Nutzpflanzen mit dem heute noch vorhandenen Erbgut dem Klimawandel anzupassen.

Einzelne Patente abzuwehren, reicht nicht aus, um diese Entwicklung zu stoppen. Sie wird von wenigen Konzernen (Monsanto, Bayer etc.) und dem Einfluss ihrer Lobby auf die Politik gesteuert. Ob die Politiker in Bund und EU überfordert waren, die Folgen der Ausdehnung des Patentrechts  zu erkennen, oder ob Sie andere Motive hatten, bleibt offen. Jedenfalls muss eine Rechtslage wiederhergestellt werden, die verhindert, dass wenige Konzerne die Preise von Lebensmitteln und anderen Bio-Rohstoffen bestimmen. Neue Gesetze müssen gewährleisten, dass Landwirte und unabhängige Züchter die Pflanzen und Tiere wie bisher weiterentwickeln können.

Alle Bundestagsfraktionen erklärten, anlässlich der Grünen Woche 2011, die Patentierung von Leben verbieten zu wollen. Verbraucher-Organisationen, Bauern-Organisationen und Kirchen  in Oberfranken müssen aber unsere Politiker, im Bund und in der EU immer wieder auffordern, die Patentierung von Leben tatsächlich zu stoppen und dabei keine Schlupflöcher zuzulassen. Anderenfalls gehen bäuerliche Betriebe bei uns in den Bankrott und bei Lebensmitteln droht uns dieselbe Preisentwicklung wie heute schon bei Strom und Benzin.