Den Pfarrer im Tank: Pfarrer und Bürgermeister übten sich als Brauer
Ein knappes Jahr ist es her, dass im Hallerndorfer Brauhaus am Kreuzberg der erste Pilgertrunk von Pfarrer Matthias Steffel gesegnet wurde. Damals, im Mai letzten Jahres, schaffte es der caritative Gerstensaft bis in die Hände des Papstes und wurde eine kleine Sensation. Davon angestachelt, gingen der Pfarrer und Hallerndorfs Bürgermeister die Wette ein, dass sie beim Brauen des neuen Sudes 2011 selbst Hand anlegen und quasi für einen Tag bei Norbert Winkelmann in die Lehre gehen würden.
Die neuen Lehrlinge
Gesagt – getan. Ende Februar war es dann soweit, in den frühen Morgenstunden trafen sich Bürgermeister Heribert Weber, Pfarrer Steffel und Brauer Winkelmann im Brauhaus am Kreuzberg. Ein klassischer Brautag nahm mit ganz und gar untypischem Personal seinen Lauf. Vom Malz Abwiegen und Schroten am frühen Morgen über Einmaischen, Würzekochen und Abläutern einige Stunden später bis zur Hopfengabe, der Stammwürzebestimmung und dem Einlagern des fertigen Sudes im Gärtank am Nachmittag legten die beiden neuen „Lehrlinge“ selbst Hand an.
Neuland für den Pfarrer
Matthias Steffel, der die Pfarrei um den Kreuzberg seit September 2007 betreut, kannte die Vorgänge in einer Brauerei nur aus seiner Jugendzeit, als er für 25 Pfennig pro Kasten in den Ferien Flaschen abfüllte. Seit diesen Tagen bei der Brauerei Gradl in seiner Heimatgemeinde Leups sammelte er seine Erfahrungen mit dem Gerstensaft eher beim sonntäglichen Frühschoppen. So wird ihm wohl auch zumindest eines sicher in Erinnerung bleiben: Beim Austrebern, dem Entfernen der Malzrückstände aus dem Läuterbottich, musste er selber ran – und zwar IM Tank. Die Öffnung war gerade groß genug für die Hüften des Pfarrers, und schon fand er sich – sonst eher die große Weite von der Kanzel gewohnt – mitten in dem etwa eineinhalb Meter durchmessenden und einen Meter hohen Bottich wieder – mit der Bürste in der Hand!
Auch für den Bürgermeister eine neue Erfahrung
Heribert Weber, gestandener Landwirt und seit 1966 erst als Gemeinderat und ab 1972 als Bürgermeister für die weltlichen Belange der Hallerndorfer zuständig, vermutete zu Beginn einen eher lockeren Tag. Doch das sollte sich ändern. Schließlich war er zuständig für den Transport der Malzsäcke und auch des Trebers, beides keine leichte Aufgabe. Seine ersten Brauereierfahrungen sind etwa ein halbes Jahrhundert alt, als er bei Barnickels in Herrnsdorf als Bierfahrer jobbte. Nach dieser kurzen Episode widmete er sich eher dem Getreideanbau und konnte so nun einmal das andere Ende der Kette erleben, wenn die verschiedenen Körner als Malz in der Schrotmühle landeten.
Ein rundum gelungener Sud
Sowohl Norbert Winkelmann, als auch der aus Interesse dazugeeilte päpstliche Ehrenprälat Hans Wich, waren am Ende begeistert von der Arbeit der beiden Gemeindeoberen. So hatten sie sich auch die Karpfen verdient, die sie selbst fingen, und die anschließend von Winkelmann nach Brauhausart frisch zubereitet wurden. Der Pilgertrunk wird nun einige Wochen in Gär- und Lagertank reifen, bis sich zu Ostern alle vier wieder treffen und das Ergebnis verkosten. Winkelmann freut sich schon: „Die beiden haben sehr gut gearbeitet, da bin ich richtig stolz auf Pfarrer und Bürgermeister!“ Von jedem ausgeschenkten Liter des Pilgertrunkes aus Gerste, Weizen, Roggen, Dinkel, Hafer, Einkorn und Emmer gehen übrigens wieder 50 Cent als Spende an die Gemeinde. Diesmal zu gleichen Teilen an die vier Kindergärten in Hallerndorf, von denen zwei zur Kirche und zwei zur Gemeinde gehören.
Text und Fotos: Markus Raupach
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