Ein „Rucksack House“ für Bamberg
Stefan Eberstadt installiert Wohnkunstwerk in der Welterbestadt
Bamberg steht erneut ein ganz besonderes Kunstevent ins Haus. Der ehemalige Stipendiat des internationalen Künstlerhauses Villa Concordia wird sein „Rucksack House“ in Bamberg installieren. Möglich wird die Aufhängung des mobilen Wohnkunstwerks durch die Initiative des Freundeskreises des Internationalen Künstlerhaus Villa Concordia e.V.
Das „Rucksack House“ ist eine begehbare Skulptur, angesiedelt zwischen Kunst und Architektur. Es wird mit Stahlbändern an ein Gebäude am ZOB in Bamberg gehängt werden und dient als Raumerweiterung. Die Verankerung erfolgt über direkte Auflagerung in der Außenwand, es werden Stahlträger in die Außenwand eingebracht und über eine zweifache Stahlseilabhängung wie ein Rucksack dem Haus aufgesetzt. Das „Rucksack House“ ist ein schwebender, beleuchteter Raum, eine temporäre „Minimalskulptur“ die sowohl von innen als auch von außen eine ganz eigene städtebauliche und räumliche Qualität entwickelt. Das „Rucksack House“ wird am 11. April 2011 im Beisein des Künstlers und der Direktorin des Internationalen Künstlerhauses, Nora Gomringer offiziell eingeweiht.
Universell einsetzbar wie ein Rucksack kann das Minihaus von Stefan Eberstadt als zusätzlicher Raum an die Fassade eines jeden Wohngebäudes angehängt werden. Obwohl es von innen eine Erweiterung des persönlichen Lebensraums vermittelt, schwebt es außerhalb der Wohnungsmauern über dem öffentlichen Raum. Der Kubus ist mit einer Vielzahl an eingebauten Öffnungen aus Plexiglas durchbrochen und bietet so verschiedene Blickwinkel auf die Stadt. Das Innere ist neutral gestaltet. Die Nutzung wird von jedem Bewohner selbst bestimmt. Teile der Wände sind als Klappmöbel ausgeführt und können je nach Bedarf in einen Schreibtisch, in Regale, oder auch in eine Schlafgelegenheit umfunktioniert werden.
Die Konstruktion besteht aus einer geschweißten Stahlkabine, die mittels Stahlkabeln am Dach oder an der Fassade des Hauses befestigt wird. Innen ist die Kabine mit Birkenholzfurnier verschalt, während die Außenhaut mit wasserabweisendem Kunstharz beschichtet ist. Die Idee des „Rucksack House“ wirft auch die altbekannte künstlerische Frage auf, wie eine Skulptur außerhalb des Kunstkontexts funktionieren kann. Das Rucksack House war unter anderem 2006 im Deutschen Pavillon auf der 10. Internationalen Architekturbiennale in Venedig zu sehen.
Zwei Jahren hat Freifrau Fiona von Colberg, Vorsitzende der Freunde des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia e.V. gemeinsam mit der Architektin Ursula Sowa für dieses Projekt zwischen Kunst und Architektur gekämpft. Es galt eine geeignete Hauswand zu finden, den Eigentümer des Gebäudes für das ungewöhnliche Projekt zu begeistern, Sponsoren zu finden und alle bürokratischen Hürden zu bewältigen.
Lebenslauf: Stefan Eberstadt
(Quelle: Internationales Künstlerhaus Villa Concordia)
Stefan Eberstadt, der heute in München lebende bildende Künstler und Bildhauer, wurde 1961 in Hof an der Saale geboren. Er studierte Kunstgeschichte an der Münchener Ludwig-Maximilians-Universität und schloss sein Studium der Bildhauerei an der Akademie der Bildenden Künste in München 1988 ab. An der Akademie war er Meisterschüler des britischen Pop-Art-Künstlers Prof. Sir Eduardo Paolozzi.
Als Assistent für Bildhauerei war Eberstadt zwischen 1995 und 2001 an der Akademie der Bildenden Künste in München tätig.
Stefan Eberstadt erhielt zahlreiche Preise und Stipendien, u.a. den Debutantenpreis des Bayerischen Staatsministeriums für Unterricht, Kultus, Wissenschaft und Kunst 1992, das USA Reise-Stipendium des Freistaats Bayern 1994, den Artist-in-Residence, Edinburgh 1997 und den E.ON Kulturpreis Bayern 2007.
Viele seiner Arbeiten, die international gezeigt werden, beschäftigen sich mit der Synthese zwischen Kunst, Architektur und Design. Skulpturen und Installationen, die er gestaltet, haben oft einen sehr architektonischen Bezug, sind funktional, begehbar und raumgreifend. Eins seiner spannenden Werke ist das Rucksackhaus, eine begehbare Skulptur, die zugleich ein real existierender Wohnraum ist, war 2006 im Deutschen Pavillon auf der 10. Internationalen Architekturbiennale in Venedig zu sehen. Das Internationale Künstlerhaus Villa Concordia war für Stefan Eberstadt im Stipendiatenjahr 2008/09 Herberge und Wirkungsstätte.
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