Wasservögel auf dem Zug nach Süden – früher Wintereinbruch verkürzt Zwischenstopp

Zum 40. Internationalen Tag zum Schutz der Feuchtgebiete am 2.2.2011

Auf Bayerns Seen ist es derzeit ungewöhnlich ruhig: Nur wenige Langstreckenflieger wie Reiher- und Tafelenten oder die seltenen Singschwäne überwintern heuer in Bayern. Dies zeigt die diesjährige Wasservogelzählung der Vogelkundler des Landesamtes für Umwelt (LfU). Die Fachleute vermuten, dass die Tiere aufgrund des ungewöhnlich frühen und strengen Winters ohne längeren Zwischenstopp gleich weiter in südlichere Gebiete geflogen sind.

Das LfU organisiert die jährliche Wasservogelzählung seit 44 Jahren: Jeden Winter zählen 180 ehrenamtliche Ornithologen einmal im Monat die gefiederten Wintergäste – bei Wind und Wetter. Die Daten fließen in ein internationales Monitoring-Programm ein, mit dem Verbreitung und Häufigkeit von Vogelarten dokumentiert werden. Normalerweise steigen die Wasservogelzahlen spätestens im November deutlich an, wenn die Wintergäste aus Skandinavien, Nordeuropa oder Sibirien in Bayern eintreffen. Die Hochsaison reicht bis Januar, danach fliegen die ersten Tiere schon wieder Richtung Sommerquartier. Jährlich rasten bis zu 180.000 Wasservögel auf den 70 untersuchten bayerischen Gewässern. Die Zählungen werden im April abgeschlossen, die endgültigen Ergebnisse liegen im Sommer vor.

Während der Rastzeiten sind die Tiere sehr empfindlich gegenüber Störungen. Daher wurden zum Beispiel am Chiemsee spezielle Winter-Ruhezonen eingerichtet, um Störungen möglichst gering zu halten. Neue Sportarten wie das Kite-Surfen können allerdings die Tiere auch außerhalb dieser Ruhezonen aufscheuchen. Werden Vogelschwärme mehrfach aufgeschreckt, verbrauchen die Tiere zu viel wertvolle Energie, die sie für die Überwinterung und den kräftezehrenden Rückflug in die Brutgebiete dringend brauchen. Sogar der Bruterfolg kann durch diese Energieverluste verringert werden. Das Landesamt empfiehlt daher, auf die Wintergäste Rücksicht zu nehmen und den Schwärmen auch außerhalb der Ruhezonen möglichst auszuweichen.

Bayerns Seen sind für die durchziehenden Vogelarten wichtige Trittsteine, in milderen Wintern sparen sich viele sogar den kraftraubenden Flug über die Alpen. Besonders beliebt sind die großen Seen im Voralpenland und die großen Flüsse. Dabei machen die Tiere keinen Unterschied zwischen natürlichen und künstlichen Gewässern: Starnberger See, Ammersee und Chiemsee sind genauso beliebte Rastplätze wie der Ismaninger Speichersee nördlich von München oder die Staustufen des Unteren Inns.

Der Internationale Tag zum Schutz der Feuchtgebiete wird heuer zum 40. Mal begangen. Er erinnert an die 1971 unterzeichnete Ramsar-Konvention, das Übereinkommen zum Erhalt und Schutz der Feuchtgebiete. Ebenfalls von Bedeutung ist das Afrikanisch-Eurasische Wasservogelabkommen für wandernde Wasservogelpopulationen. Auch die jährliche Wasservogel-Inventur ist in ein internationales Netzwerk eingebunden, mit dessen Hilfe die Vogelzug-Routen und die Entwicklung der Bestände der Arten bestimmt werden können. Darüber hinaus sind die Ergebnisse wesentliche Bewertungsgrundlage für das europäische Naturschutz-Netz Natura 2000.