Naturnahe Quellen und Bäche schwächen Hochwasser ab
Von Hochwasserereignissen sind nicht nur große Flüsse betroffen, auch entlang der kleinen Bäche richtet das Wasser immer wieder beträchtliche Schäden an. Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern e.V. (LBV) weist darauf hin, dass sich das Engagement zur Reduzierung von Hochwasserschäden nicht nur auf die großen Flüsse konzentrieren darf. Insbesondere an Bächen und Quellen müssen verstärkt Renaturierungsmaßnahmen durchgeführt werden.
Hochwasser ist ein natürliches Ereignis und entsteht, wenn mehr Wasser durch Niederschlag oder Schneeschmelze auf den Boden gelangt als versickern oder gespeichert werden kann. Durch menschliches Wirken in den Einzugsgebieten der Flüsse und an den Flüssen selbst haben sich die Hochwasserereignisse verschärft. In den vergangenen Jahrzehnten wurden zahlreiche Flächen versiegelt und die Landschaft wurde durch Flurbereinigungsmaßnahmen verändert. Moore wurden entwässert und Grünland wurde in Ackerland umgewandelt. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, dass weniger Wasser in der Landschaft gehalten werden kann und schneller abfließt. Außerdem haben flussparallele Deiche dazu beigetragen, dass Auen als Überschwemmungsflächen verloren gingen und der Fluss weniger Platz hat.
Bereits früh erkannte der LBV die Bedeutung der Auen nicht nur für die Biodiversität sondern auch für den Hochwasserrückhalt. So setzte sich der Verband unter anderem an der Schwarzach, dem Grenzfluss zwischen Mittelfranken und der Oberpfalz, für eine Wiederherstellung der verschwundenen Auenlebensräume ein. Gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt Regensburg wurde der Lauf der Schwarzach durch das Anlegen von Mäandern verlängert, Altwässer wurden neu angelegt und das Gewässerbett wurde aufgeweitet. Die Erhöhung des Strukturreichtums in der Aue führte letztlich auch dazu, dass das Wasser auf den Naturschutzflächen langsamer abfließt und Hochwasser reduziert wird.
Hochwasser – nicht nur bei großen Flüssen problematisch
Hochwasser entsteht nicht nur an den großen Flüssen, sondern auch an ihren Zuflüssen. Das Engagement zur Reduzierung von Hochwasserschäden darf sich daher nicht ausschließlich auf die großen Flüsse konzentrieren. Entscheidend für den Erfolg ist, dass ein Schwerpunkt bei der Wasserrückhaltung im ganzen Einzugsgebiet, also auch an den Bächen und Quellbereichen liegen muss. Durch geeignete Maßnahmen können bereits hier Hochwässer entschärft werden.
Die Wiederherstellung von Quelllebensräumen und der angrenzenden Quellbäche leistet einen wichtigen Beitrag zur Abschwächung von Hochwasserereignissen. Wird zum Beispiel der standorttypische Laubholzbestand um Quellen und entlang des angrenzenden Quellbachs wiederhergestellt, werden bedeutende Wassermengen in der Fläche zurückgehalten. Durch den Rückbau von Verrohrungen im Quellbach und durch die Aufweitung von Quellbächen reduziert sich die Fließgeschwindigkeit des Wassers und das Hochwasser fällt weniger stark aus. Der LBV setzt sich bereits seit mehr als 15 Jahren für den Schutz und die Renaturierung von Quellen und Quellbächen ein. Unter anderem wird derzeit in Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten AöR das Projekt „Quellschutz im Staatsforst“ durchführt. „Vom Waldumbau, dem Rückbau von Quellfassungen und dem Öffnen der Quellbäche profitieren nicht nur die sensiblen Quellorganismen, auch Hochwasserereignisse werden durch diese Maßnahmen abgeschwächt“ sagt Eva Schubert, Quellschutzexpertin beim LBV. „Auch die Renaturierung von Niedermooren, in denen sehr häufig Quellen entspringen, trägt wesentlich dazu bei, dass das Wasser in der Fläche zurückgehalten wird“, fügt Schubert hinzu.
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