Nach Schneebruch lauern extreme Gefahren bei der Holzaufarbeitung im Forst
Nach dem Abschmelzen der Schneemassen in den oberbayerischen und fränkischen Wäldern stehen die Waldbesitzer nun vor der sehr gefährlichen Aufgabe, umgerissene und abgebrochene Bäume sicher aufzuarbeiten. Besonders unter Spannung stehendes Holz darf nur von Profis, die über ausreichend Wissen, Erfahrung und das passende Arbeitsgerät verfügen, aufgearbeitet werden. Wer sich diesen Gefahren nicht aussetzen möchte, dem empfiehlt die Land- und forstwirtschaftliche Berufsgenossenschaft (LBG) Franken und Oberbayern, diese Tätigkeiten an forstwirtschaftliche Dienstleister zu vergeben.
Eine Analyse der Schwerstunfälle und Unfälle mit Todesfolge bei der Waldarbeit ergibt, dass diese meistens mit einfachsten Mitteln zu vermeiden gewesen wären. Mangelnde Kenntnisse der richtigen Fälltechnik, Nichteinhalten von Sicherheitsabständen, Leichtsinn, Unkonzentriertheit und Selbstüberschätzung sind die Hauptgründe für diese Schicksale.
Grundregeln für sichere Waldarbeit beherzigen
Die LBG rät ihren Versicherten daher dringend, nur dann zur Arbeit in den Wald zu gehen, wenn sie wirklich körperlich fit und gut geschult sind. Dass bei dieser gefährlichen Arbeit die notwendige persönliche Schutzausrüstung wie Schnittschutzhose, Helm mit Gesichts- und Gehörschutz, Sicherheitsschuhe bzw. –stiefel mit Schnittschutzeinlage sowie Handschuhe zu benutzen ist, versteht sich von selbst.
Halten Sie sich unbedingt an die geltenden Unfallverhütungsvorschriften, wie zum Beispiel die Einhaltung des Sicherheitsabstandes (doppelte Baumlänge in jede Richtung um den zu fällenden Baum herum). Gerade wenn Sie zu zweit oder dritt arbeiten, muss sichergestellt sein, dass sich niemand während des Fällvorgangs im Gefahrenbereich aufhält!
Arbeiten Sie nur mit einwandfreien Maschinen und Geräten, die über funktionierende Schutzeinrichtungen verfügen. Nutzen Sie vor allem das flächendeckende Angebot an Motorsägenführerlehrgängen und erwerben Sie sich das notwendige Know-how! Dort lernen Sie verschiedene Schnitttechniken, die vor allem benötigt werden, wenn Sie unter Spannung stehendes Holz sägen müssen oder aber Hänger fachgerecht zu Fall bringen sollen.
Aufarbeitung von Schneebruch
Müssen gebrochene oder entwurzelte Bäume mit der Motorsäge aufgearbeitet werden, so sollte diese Arbeit wirklich nur von Profis ausgeführt werden. Die Gefahren beim Aufarbeiten sind nämlich um ein Vielfaches höher als bei ‚normalen’ Fällarbeiten. Zur Aufarbeitung müssen geeignete Greif- und Zugmittel, wie zum Beispiel eine Seilwinde mit vor Ort sein.
Vorsicht – Bäume unter Spannung!
Größte Gefahr besteht beim Abtrennen der Wurzelteller von unter Spannung liegenden Bäumen. Hier ist zunächst der Wurzelteller mittels Seilwinde zu sichern oder ein ausreichend langes Sicherungsstück zu belassen; dann sind die Spannungsverhältnisse zu ermitteln, ein sicherer Standplatz einzunehmen und mit der geeigneten Schnitttechnik der Trennschnitt zu führen. Sofern möglich sollte der gespannte Stamm zum Beispiel mit einer Seilwinde fixiert werden, um die Spannung abzufangen.
Bei hängen gebliebenen Bäumen müssen diese zunächst vom Wurzelteller getrennt und anschließend mit der Seilwinde abgezogen werden. Auch hier gilt es die Druck- und Zugverhältnisse vor dem Trennschnitt gut zu beurteilen. Bei Bäumen, deren Wipfel gebrochen sind und noch am stehenden Stamm hängen, sind die Wipfel vor der Fällung mit der Seilwinde abzuziehen.
Beim Fällen gebogener Bäume besteht immer die Gefahr, dass der Stamm aufplatzt und schlagartig den Motorsägenführer trifft. Vor dem Fällschnitt sind daher die Rückweichen besonders gründlich anzulegen und frei zu räumen. Zusätzlich ist eine geeignete Schnitttechnik (zum Beispiel Haltebandtechnik) anzuwenden, um das Unfallrisiko zu minimieren.
Liegende Stämme, die unter Spannung stehen, dürfen nur mit der richtigen Schnitttechnik eingeschnitten werden! Druckseite und Zugseite unbedingt beachten! Bei Seitenspannung immer auf der Druckseite des Holzes stehen. Droht der Stamm aufzuplatzen oder aufzureißen, dann empfiehlt sich beim Trennschnitt die Halteband-Technik.
Sorgen Sie dafür, dass Sie im Notfall eine Erste-Hilfe-Ausrüstung in Griffweite haben. Und stellen Sie sicher, dass die Zufahrtswege zu dem Waldstück, in dem Sie arbeiten, frei zugänglich sind, damit im Falle eines Unfalls die Rettungswägen durchkommen. Arbeiten Sie nie alleine beziehungsweise halten Sie geeignete Notrufsysteme vor. Informieren Sie im Unglücksfall am besten zusätzlich noch Feuerwehr oder Bergwacht, um eine schnelle Rettung sicherzustellen.
Einmal mehr gilt: Maschineneinsatz geht vor der motormanuellen Aufarbeitung! Das ist nicht nur wirtschaftlicher, sondern vor allem auch sicherer. Beauftragen Sie Forstprofis mit dieser gefährlichen Tätigkeit – diese verfügen über geeignete Maschinen wie Harvester, Seilwinden und die nötige Routine und Erfahrung. Eine Liste finden Sie in unserer Datenbank forstwirtschaftliche Dienstleister unter www.fob.lsv.de
Beratung und Informationsmaterial bei ihrer LBG
Die LBG Franken und Oberbayern bietet interessierten Waldbesitzern auch gerne eine Beratung vor Ort an. Interessenten können sich beim Dienstleistungszentrum Prävention der LBG Franken und Oberbayern melden unter den Rufnummern: 0921/603 -345 (für Ober- und Mittelfranken), 089/45480 -500 (für Oberbayern) und 0931/8004 -225 (für Unterfranken).
Unter diesen Nummern kann auch umfangreiches Informationsmaterial zur sicheren Waldarbeit und zur sicheren Sturmholzaufarbeitung angefordert werden. Weiterführende Informationen finden sie auch im Internet der LSV-Träger Franken und Oberbayern unter www.fob.lsv.de
Neueste Kommentare