Sonntagsgedanken: Nur eine alte Geschichte?
Gebetswoche der Evangelischen Allianz 9. bis 16. Januar
Sie haben bestimmt schon einmal den Bestseller „Die Meuterei auf der Bounty“ gelesen oder zumindest eine der zahlreichen Verfilmungen gesehen. Die Mannschaft empört sich gegen den in Wahrheit gar nicht so schlimmen Kapitän Blight und irrt schließlich durch die pazifische Inselwelt, stets in der Angst, von englischen Schiffen aufgespürt zu werden. Das historische Ende des berühmten Dramas verschweigen freilich die Romane und Kinofilme.
Ein Teil der Meuterer geriet tatsächlich in Gefangenschaft und starb am Galgen. Die Übrigen versteckten sich auf einer abgelegenen Insel, wo die zügellosen Männer im Streit um Alkohol, im Kampf um die einheimischen Frauen sich gegenseitig totschlugen. Ein jugendlicher Kadett indes, nur zufällig in den Aufruhr hineingezogen, fühlte sich von diesem Treiben angeekelt, las regelmäßig in seiner Bibel und betete zu Gott um seine glückliche Heimkehr nach England. Die andern lachten über diesen harmlosen Spinner und trieben es nur um so schlimmer. Einer allein ließ sich anrühren von der Glaubenskraft des jungen Mannes. Nur John Adams ließ Gottes Heiligen Geist in sein Herz. Schließlich starb auch der Kadett an einer Krankheit.
Sein Beten war umsonst gewesen oder doch nicht? Gott erhörte sein Gebet anders, denn John Adams, der letzte Weiße, er baute in den folgenden Jahren ein vorbildliches christliches Gemeinwesen auf, unterrichtete die Einheimischen, alt und jung, im christlichen Glauben und Gott segnete sein Werk. Als nach langer Zeit englische Soldaten auf der Insel landeten und sie Adams Geschichte hörten, wunderten sie sich und sie verzichteten darauf, ihn zu bestrafen.
Diese Geschichte zeigt uns, was beten heißt, nämlich sich mitten im Durcheinander des Alltags vertrauensvoll Gott zuzuwenden, ihm die eigenen Sorgen, Wünsche und Zweifel vorzulegen und sich von Gott anrühren zu lassen. Nicht jeder Wunsch geht in Erfüllung, nicht jede Bitte erhört Gott. Dann aber kommt es darauf an, nicht hart, gleichgültig oder bitter zu werden. Gott ist der HERR, ich brauche nicht alles zu begreifen, was er tut, aber ich darf vertrauen darauf, dass er mich unbedingt liebt. Er möchte mir im Gebet die Ruhe, die Kraft, die Ausgeglichenheit, die Lebensfreude schenken, die ich brauche.
Im christlichen Glauben geht es letztlich also weder um Taten noch um Wissen, auch nicht darum, durch Meditationstechniken eine höhere Form des Bewusstseins zu erreichen, sondern schlicht darum, sich betend Gott anzuvertrauen, jeden Tag neu. Dass dieses Gebet nicht sinnlos ist, zeigt uns gerade auch das Schicksal Jesu.
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
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