Gedanken zu Weihnachten
Die Anbetung der Hirten
Von weihnachtlichem Idyll ist nichts zu spüren auf diesem Bildausschnitt des Peringsdörfer Altars in der Nürnberger Friedenskirche, denn die Szene spielt hier in einer Ruine. Mitten in den Trümmern unseres Lebens will sich das Wunder der Weihnacht vollziehen, will Gott uns begegnen. Unser Leben zerbröselt ebenso wie unsere Gesellschaft. Werte und soziale Bindungen lösen sich auf; Krankheiten, Unglücksfälle, aber auch der Alltagsstress, die täglichen Gemeinheiten der Mitmenschen bedrohen, ruinieren uns; und mitten da hinein kommt Gott zu uns damals in einem hinfälligen Kind, heute durch seinen Heiligen Geist.
Im Hintergrund des Bildes erspähe ich eine Burg, Symbol für den Versuch, das Leben aus eigener Kraft zu meistern, die Ängste und Nöte der anderen abzuwehren. Doch wer sich hinter den Mauern seiner Selbstsicherheit verschanzt, hinter Vorurteil und coolen Sprüchen, bei dem wird es nicht Weihnachten.
Der Ochse in der Weihnachtskrippe symbolisiert ursprünglich die Last der Gebote Gottes, die, wirklich ernst genommen, immer nur die Schuld des Menschen vor Gott aufzeigen und so menschlicher Selbstüberschätzung einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Unter welchen Lasten aber geht uns die Lebenspuste aus? Streit in der Familie, Mobbing am Arbeitsplatz? Der Esel steht in der Krippe für das Heidentum. Welche Eseleien begeht der „moderne“ Mensch? Welche Götzen verehrt er? Geld? Sex? Spaß? Doch glücklich wird man damit nicht.
Nun kommen die Hirten herein, die Asozialen jener Zeit. Sie erleben das Wunder der Weihnacht vor den Königen , also vor den Mächtigen und Angesehenen. Damit stellt die Weihnachtsgeschichte unsere menschlichen Wertmaßstäbe und Ziele auf den Kopf. Folgen wir den Hirten oder bleiben wir passiv im oft beklagten, aber doch bequemen alten Trott? Die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach dem Heilwerden treibt die Menschen stets um. So entstehen Sekten, die familiäre Wärme und einfache Antworten in unserer orientierungslosen, hektischen Zeit vorgaukeln. Ich bete darum und arbeite darauf hin, dass unsere Christengemeinden echte Gemeinschaft bieten können, doch sind wir anders als die Sekten so ehrlich, unser Versagen, die Probleme und Konflikte des Lebens offen anzusprechen.
Über dem Haupt Mariens weist das galgenförmige Gebälk auf den Tod Jesu hin. Gott steigt hinab bis ans Kreuz, um uns nahe zu kommen. Die Philosophen aller Zeiten, ja auch die Meditationslehrer unserer Tage stoßen sich am Kreuz Jesu, überspielen aber damit die Härte des Lebens, die Schrecklichkeit so vieler Todesfälle, die Verquickung von Schuld und Leid.
Maria kniet und betet Jesus an. So nehmen wir das Wunder der Weihnacht an, nicht mit Grübeln und Dozieren, sondern mit empfänglichem Herzen. Joseph hatte zunächst Maria verlassen wollen, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr und so läuft mancher von uns weg, wenn es ernst wird, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Doch Joseph ließ sich anrühren, ließ sich ein auf diese seltsame Geschichte mit Gott, deren Ende er ebenso wenig vorhersehen konnte wie wir wissen, was aus uns, den Unsrigen noch werden soll.
Pfr. Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Die Anbetung der Hirten Von weihnachtlichem Idyll ist nichts zu spüren auf diesem Bildausschnitt des Peringsdörfer Altars in der Nürnberger Friedenskirche, denn die Szene spielt hier in einer Ruine. Mitten in den Trümmern unseres Lebens will sich das Wunder der Weihnacht vollziehen, will Gott uns begegnen. Unser Leben zerbröselt ebenso wie unsere Gesellschaft. Werte und soziale Bindungen lösen sich auf; Krankheiten, Unglücksfälle, aber auch der Alltagsstress, die täglichen Gemeinheiten der Mitmenschen bedrohen, ruinieren uns; und mitten da hinein kommt Gott zu uns damals in einem hinfälligen Kind, heute durch seinen Heiligen Geist. Im Hintergrund des Bildes erspähe ich eine Burg, Symbol für den Versuch, das Leben aus eigener Kraft zu meistern, die Ängste und Nöte der anderen abzuwehren. Doch wer sich hinter den Mauern seiner Selbstsicherheit verschanzt, hinter Vorurteil und coolen Sprüchen, bei dem wird es nicht Weihnachten. Der Ochse in der Weihnachtskrippe symbolisiert ursprünglich die Last der Gebote Gottes, die, wirklich ernst genommen, immer nur die Schuld des Menschen vor Gott aufzeigen und so menschlicher Selbstüberschätzung einen dicken Strich durch die Rechnung machen. Unter welchen Lasten aber geht uns die Lebenspuste aus? Streit in der Familie, Mobbing am Arbeitsplatz? Der Esel steht in der Krippe für das Heidentum. Welche Eseleien begeht der "moderne" Mensch? Welche Götzen verehrt er? Geld? Sex? Spaß? Doch glücklich wird man damit nicht. Nun kommen die Hirten herein, die Asozialen jener Zeit. Sie erleben das Wunder der Weihnacht vor den Königen , also vor den Mächtigen und Angesehenen. Damit stellt die Weihnachtsgeschichte unsere menschlichen Wertmaßstäbe und Ziele auf den Kopf. Folgen wir den Hirten oder bleiben wir passiv im oft beklagten, aber doch bequemen alten Trott? Die Sehnsucht nach Geborgenheit, nach dem Heilwerden treibt die Menschen stets um. So entstehen Sekten, die familiäre Wärme und einfache Antworten in unserer orientierungslosen, hektischen Zeit vorgaukeln. Ich bete darum und arbeite darauf hin, dass unsere Christengemeinden echte Gemeinschaft bieten können, doch sind wir anders als die Sekten so ehrlich, unser Versagen, die Probleme und Konflikte des Lebens offen anzusprechen. Über dem Haupt Mariens weist das galgenförmige Gebälk auf den Tod Jesu hin. Gott steigt hinab bis ans Kreuz, um uns nahe zu kommen. Die Philosophen aller Zeiten, ja auch die Meditationslehrer unserer Tage stoßen sich am Kreuz Jesu, überspielen aber damit die Härte des Lebens, die Schrecklichkeit so vieler Todesfälle, die Verquickung von Schuld und Leid. Maria kniet und betet Jesus an. So nehmen wir das Wunder der Weihnacht an, nicht mit Grübeln und Dozieren, sondern mit empfänglichem Herzen. Joseph hatte zunächst Maria verlassen wollen, als er von ihrer Schwangerschaft erfuhr und so läuft mancher von uns weg, wenn es ernst wird, wenn ihm etwas gegen den Strich geht. Doch Joseph ließ sich anrühren, ließ sich ein auf diese seltsame Geschichte mit Gott, deren Ende er ebenso wenig vorhersehen konnte wie wir wissen, was aus uns, den Unsrigen noch werden soll. Pfr. Dr. Christian Fuchs
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