Warum die Kaminkehrer Glück bringen
Handwerk bringt Glück
Handwerk bringt Glück. Besonders die Kaminkehrer. Egal ob als Postkartenaufdruck, als Marzipan- oder Keramikfigur – der Kaminkehrer ist das ultimative Glückssymbol zu Silvester. Und auch die Originale gelten als personifizierte Glücksbringer und sind gern gesehene Handwerker. Sie erleben oft außergewöhnliche Situationen und Geschichten in ihrem Arbeitsalltag.
Handwerk mit Glückstradition
Jedes Kind erkennt einen Kaminkehrer an der klassischen Montur: ein schwarzer Arbeitsanzug mit goldenen Knöpfen, den Kehrbesen über der Schulter und den Zylinder auf dem Kopf. Zum Jahreswechsel werden wieder unzählige winzige Nachbildungen von Kaminkehrern verschenkt, die nur einen Zweck erfüllen sollen: Glück bringen. Der Ursprung dieser Tradition geht bis ins Mittelalter zurück, in die Zeit ab Ende des 14. Jahrhunderts. Bedingt durch das Anwachsen der Städte wurde eine Vorrichtung zum Ableiten von Rauch und Ruß unerlässlich. Die neu entstandenen Kamine bedurften jedoch regelmäßiger Reinigung. Denn war der Abzug durch Ruß verstopft, war das für die Familie eine Katastrophe. Man konnte nicht kochen, es war kalt im Haus, außerdem konnten sich giftige Gase im Wohnraum sammeln oder es konnte sogar Feuer ausbrechen, das oft genug ganze Dörfer niederbrannte. Damals entstand der Beruf des Kaminkehrers. Wenn der Kamin verstopft war oder schlecht zog, was es ein wahrer Glücksfall, wenn der Kaminkehrer kam. Die Familie konnte wieder kochen und hatte wieder ihr warmes und sicheres Zuhause. Seitdem bewahren die Kaminkehrer durch ihre Kontrollen und die vorbeugende Reinigung der Kamine die Hausbewohner vor zukünftigem Unheil. Seitdem gelten die Kaminkehrer als Glücksbringer. und sehr oft kamen die Kaminkehrer früher am Neujahrstag und sprachen der Familie als erstes die Neujahrsglückwünsche aus, die Neujahrs- Gratulatiionskarte der Kaminkehrer steckte die Familie als Glücksbringer hinter den Spiegel. Außerdem wurden dem Ruß magische Kräfte zugeschrieben. Und in den Öfen vermutete man Dämonen oder Geister, die der Kaminkehrer austreiben konnte.
Ein Kaminkehrer darf nicht menschenscheu sein
Welch anderer Berufszweig kann schon von sich behaupten, allein durch seinen Anblick Menschen zu erfreuen? Das schätzen viele Kaminkehrer an ihrem Berufsbild. Sie dürfen aber auch nicht menschenscheu sein, denn in ihren schwarzen Kehranzügen ziehen sie nicht nur Blicke an. Passanten kommen ihnen gerne auch mal etwas näher, um das Glück abfärben zu lassen. Sie fassen unverblümt die Ärmel des Kaminkehrers an oder drehen ohne Rücksicht auf Verluste an den Knöpfen des Anzugs. Den rußbedeckten Handwerker zu umarmen, bedeutet im Volksglauben sich ein Stück von seinem Glück zu sichern. Gelingt es gar, ein Stück des Besens oder einen ganzen Goldknopf zu ergattern, soll einem das Glück für ewig hold sein.
Auch die oberfränkischen Kaminkehrer haben hier schon einiges erlebt und werden immer wieder unvermutet als beliebtes Fotomotiv für Touristen oder als Gratulant und Glücksbringer für Verlosungen, soziale Projekte, Richtfeste und andere Veranstaltungen eingeladen.
Kaminkehrer im Wandel der Zeit
So traditionsverhaftet die Kaminkehrer in ihrer Glücksbringerfunktion sind, so zukunftsgerichtet sind sie im Übrigen in ihren eigentlichen Tätigkeiten. Mit althergebrachten Klischeebildern hat die heutige Arbeit eines Kaminkehrers nur noch wenig gemein. Schwindelfrei muss ein Kaminkehrer zwar immer noch sein, denn nur so ist effektives Arbeiten möglich, wenn einem die Stadt zu Füßen liegt. Darüber hinaus sind aber vor allem fundiertes Fachwissen sowie Interesse an moderner Technik erforderlich. Gekehrt wird auch heute noch, es geht aber heutzutage um hochmoderne Heizungsanlagen, um Bauabnahme, den Energiepass, um Bau- und Energieberatung um Immissions- und Umweltschutz und um Klimaschutz.
Bei aller Vielfalt der Aufgaben, die Lieblingsbeschäftigung der Kaminkehrer bleibt es immer noch, Glück zu bringen – insbesondere an Neujahr.
Neueste Kommentare