Oberuferer Christgeburtsspiel aus dem Mittelalter begeisterte in der St. Anna Kirche in Weilersbach
Das Oberuferer Christgeburtsspiel, gespielt von der Laienspielgruppe „Erlanger Kumpanei“ der Christengemeinschaft Erlangen, in der St. Anna Kirche in Weilersbach begeisterte, was auch in den herzlichen Gruß- und Dankesworten des Odilia-Vorsitzenden Heinrich Kattenbeck der sozial-therapeutischen Wohn- und Arbeitsgemeinschaft, Langzeiteinrichtung für Menschen mit Behinderung und psychisch Kranke, deutlich zum Ausdruck kam. Der Förderverein von Haus Odilia unter Vorsitz von Klara Kiel, Forchheim und Eva Battilana, Ebermannstadt, dankte den Laienspielern der „Erlanger Kumpanei“, die für „Gottes Lohn“ spielten, mit einer bescheidenen Spende, ebenso die begeisterten Zuhörer.
Dank gab es für Pfarrer Möckel, der die Kirche für das Weihnachtsspiel zur Verfügung stellte, für Mesner Ernst Schneider, der die Kirche angenehm warm heizte und für Heinrich Knauer für die Organisation der vielen Vorberei-tungsarbeiten.
Iris Frick, Erlangen, führte die Regie und erläuterte einleitend, dass das Christ-geburtsspiel eines von drei Spielen der Oberuferer Weihnachtsspiele ist. Es liegt in der Mitte vom Paradeisspiel und dem Dreikönigsspiel.
Von einem Professor der Germanistik an der Universität Wien, Karl-Julius Schröer, wurden diese Spiele wieder entdeckt und 1862 aufgezeichnet. Er wurde auf die Spiele aufmerksam, als er für eine Zeit in Pressburg unterrich-tete. Die Spiele wurden von Bauern gespielt. Oberufer war eine deutsche Enklave von Donauschwaben, die ihre alten Überlieferungen pflegten. Historisch sind die Weihnachtsspiele aus Oberufer bis ins 11. Jahrhundert nachweisbar. Die Texte jedoch, wie wir sie heute kennen, haben ihren Ursprung vom 16. – 17. Jahrhundert.
Damals: Strenge Regeln für die Spieler
Einfache Bauern, die man für geeignet fand, wurden von einem Ältesten im Herbst, wenn die Feldarbeit ruhte, zusammengerufen. Alle Rollen auch die weiblichen, wurden nur von Männern gespielt. Es gab aber vier harte Bedingungen, die der Älteste, der allein im Besitz der Manuskripte war, von den Mitspielern während der Probenzeiten bis zur Aufführung verlangte:
Sie durften nicht zum Dirndl gehen. Sie durften keine Schelmenlieder siegen. Sie durften nicht ins Wirtshaus gehen, nicht saufen und sich nicht raufen, und sie mussten dem Ältesten gehorchen. Dazu kam, jeder Spieler musste seinen
Text selbst vom Manuskript abschreiben, um ihn daraufhin lernen zu können. Die Texte des Christgeburtsspiel bewegen sich entlang des Lukas-Evangelium.
Texte im Dialekt überliefert
Das Christgeburtsspiel beginnt mit dem Einzug aller Mitwirkenden und der Begrüßungsrede des Sternsingers: „und grüaßn ma a dö geistlinga Herrn, weils uns erlaubt hobn, das Spiel z-lern.“
Die Laienspieler bemühen sich sehr, das Stück in dem alten Dialekt zu spielen, weil die Texte im Dialekt überliefert sind. Es ist eine Mischung aus donau-schwäbisch und niederöstereichisch. Es war jedoch nicht zu überhören, dass sich bei den Laienspielern der „Erlanger Kumpanei“ eine Wandlung vom damaligen Dialekt hin zum Fränkischen vollzieht. Bei der Aufführung selbst kommt es jedoch nicht auf großartige schauspielerische Leistung an, sondern vielmehr auf die Ehrfurcht vor dem weihnachtlichen Geschehen und die Innigkeit, mit der dies umgesetzt wurde, was den Laienspielern der „Erlanger Kumpanei“ bestens gelang.
Die Musik von Erwin Schaller (sie ist eine von 12 verschiedenen Kompsitionen) wurde 1950 für das Christgeburtsspiel komponiert und hat auch die traditionellen Weihnachtsgesänge mit eingearbeitet. Die brillante musikalische Begleitung mit Blockflöten Sopran und Alt, Violine und Viola da Gamba war ein besonderer Ohrenschmaus, was mit einem langanhaltenden Beifall am Ende des Christgeburtsspiel sowohl an die Laienspieler als auch an die Musizierenden gedankt wurde.
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