Worte in die Zeit: 2. Advent
Egal ob Diskette oder CD (Compact Disc) – diese kleinen flexiblen Scheiben mit magneti-scher Beschichtung enthalten ein Programm. Ein Betriebssystem, bestehend aus endlos langen Befehlsketten, das vielfältige Abläufe zur Datenverarbeitung steuert. Und jeder, der mit einem Computer arbeitet, liebe Leserinnen und Leser, liebe Mitchristen, weiß, dass ohne ein solches Programm „nichts läuft“.
Das Programm unseres Lebens aber – unser Lebensprogramm – kann man nicht auf einer Diskette oder einer CD fassen, es ist auch keine bedienerfreundliche Software für die Prob-leme des Alltags, sondern eine „denkwürdige“ Größe – eine Größe, die es wert ist, darüber nachzudenken.
Ist unser Lebensprogramm eine Gleichung mit mehreren Unbekannten? Läuft es unauffällig hinter den Pflichten und Zwängen von Familie und Beruf, Karriere und Vergnügen? Steuert es unsere Wünsche, Träume Hoffnungen? Läuft es wirklich nur so ab – unauffällig, gesteuert von außen, beeinflusst von gesellschaftlichen Zwängen? Die Werbung läuft doch auf Hoch-touren: Das muss man kaufen, um gesund zu bleiben; jenes muss man haben, um glücklich zu sein; dies muss man mitmachen, um Erfolg zu haben; jenes muss man essen, um zu den besseren Leuten zu gehören.
Zu diesem Lebensprogramm gibt uns Johannes der Täufer im heutigen Evangelium ein Kon-trastprogramm. Er fordert uns auf, zu adventlichen Menschen zu werden.
Johannes, eine asketische Gestalt, in der Wüste. Er trägt ein Gewand aus Kamelhaaren und ernährt sich von Heuschrecken und wildem Honig.
Wüste – das heißt: Not, Entbehrung, auch Gefahr. Wüste – das heißt aber auch: Ort der Nähe Gottes. Israel hat nach der Befreiung aus Ägypten in der Wüste Gottes Hilfe und Führung erfahren.
Johannes erhebt nun seine Stimme in der Wüste. Die Menschen seiner Zeit hören sie und spüren, hier ist mehr als nur die Stimme eines Menschen. Und viele „zogen zu ihm hinaus; sie bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan taufen.“
Das ist religiöser Aufbruch – hier geschieht Erneuerung, Änderung von Lebensprogrammen. Mitten in der Wüste! Das ist Advent.
Für uns heute kann nur Advent werden, wenn wir die Wüste unseres Lebens und unsrer Welt aushalten, wenn wir nicht in die Scheinwelt der Zerstreuung, der Ablenkung, der Sensationen fliehen. Mitten in unserem Alltag mit seinen vielen Rätseln und Ungereimtheiten – da ist für uns der Ort, wo wir die Stimme hören, die uns sagt, was alle lauten Stimmen, die täglich an unser Ohr dringen, nicht sagen.
Um Umkehr geht es. Wenn das Wort „Umkehr“ bei Johannes dem Täufer in erster Linie mehr im Zeichen des Gerichtes gesprochen ist, so dürfen wir als Jünger Jesu das mithören, was Jesus damit ausdrückt: Erbarmen und Liebe.
Sich also nicht an dem orientieren, was uns täglich fesselt und gefangen hält. Davon müssen wir wegkommen!
Ist das nicht unmöglich, werden manche von ihnen fragen. Ich denke, es wird für uns möglich – aber nur dann, wenn wir uns in diesen Tagen immer wieder sagen lassen, dass es eigentlich Gott selber ist, der umkehrt, der also nicht bei sich und für sich bleibt, sondern sich uns in Liebe, Güte und Barmherzigkeit zuwendet – was seinen Höhepunkt zunächst in der Nacht von Betlehem und später dann auf Golgota findet.
Dadurch sind wir in eine ganz andere, ganz neue Situation gekommen. Wenn Gott sich uns schenkt, was müsste und was könnte uns dann mehr interessieren als er? Dieses Interesse an Gott – das ist unsere Umkehr. Sie zeigt ihre Frucht darin, dass wir uns ganz auf Gottes Wort einstellen, dass wir es aber nicht nur hören, sondern auch tun. Das macht aus uns ad-ventliche Menschen – über diese Zeit hinaus.
Warten, bereit sein, umwenden, umkehren: Advent. Wie ein Funke soll diese Gesinnung überspringen. Es ist die alte und immer wieder neue Botschaft zur Umkehr, die Einladung Gottes, ihn einzulassen in unseren Alltag. Das Reich Gottes ist nahe – das ist der Entwurf eines Lebensprogrammes, dessen Faszination darin liegt, dass es scheinbar nicht von dieser Welt ist.
Wir nehmen das Evangelium beim Wort: Kehrt um und glaubt!
Im Klartext heißt das: Die ausgestreckte Hand Gottes, sein Entgegenkommen, sein Ja zum Menschen gilt, ist nicht nur so daher gesagt. Umkehr ist dann keine lästige Vorbedingung, sondern unsere Überlebenschance. Es gibt keine Sackgasse, weil das Umkehr-Angebot Gottes ein lebenslanger Ausweg bleibt.
Die Frohe Botschaft wird für alle zur Lebensaufgabe. Auch wenn es zuweilen scheint, als erlebten wir die Hölle auf Erden, als käme der große Knall – es liegt an uns, diese Welt ein Stück heil zu machen, unser Dasein und das der Mitmenschen ein wenig liebenswerter zu machen. Das ist Umkehr, das ist Advent – auch für uns.
Ich wünsche uns allen einen solchen Advent – gesegnet durch die Begegnung mit unseren Mitmenschen und ruhig in Gott, der auf dem Weg zu uns ist.
Ihr Hubert Treske, Don Bosco Forchheim
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