Repräsentativbefragung der Universität Bamberg zu außen- und sicherheitspolitischen Fragen
Die Deutschen betrachten Einsätze deutscher Soldaten im Ausland mit einiger Skepsis. Sie lehnen den Einsatz militärischer Mittel nicht rundweg ab. Jedoch unterscheiden sie deutlich nach den Zielen eines Einsatzes, wie die Ergebnisse einer Befragung der Universität Bamberg zeigen.
Militäreinsätze zur Verteidigung Deutschlands oder von Bündnispartnern stoßen auf mehrheitliche Unterstützung. Militärische Eingriffe zur Beseitigung von Gewaltherrschern, wie etwa im Irak, lehnen die Deutschen mehrheitlich ab. Gar nur jeder zehnte Befragte befürwortet die Idee, wirtschaftliche Interessen mit militärischen Mitteln durchzusetzen. Diese These, die Horst Köhler scharfe Kritik eintrug und jüngst von Verteidigungsminister zu Guttenberg wieder vorgetragen wurde, ist vielen Deutschen fremd. „Bundeswehreinsätze, die leicht mit wirtschaftlichen Interessen in Verbindung gebracht werden können, lassen sich daher wohl auch künftig nur schwer vor der deutschen Öffentlichkeit rechtfertigen,“ folgert Prof. Dr. Harald Schoen, Inhaber des Bamberger Lehrstuhls für Politische Soziologie.
Kaum Vorbehalte gegen Bundeswehrreform
Die Bundeswehrreform ist kein Thema, das viele Gemüter erregt. Die Aussetzung der Wehrpflicht und der faktische Übergang zu einer Freiwilligenarmee stoßen bei Anhängern verschiedener Parteien auf mehrheitliche Zustimmung von etwa 60 bis 80 Prozent. Auch bei der angestrebten Verkleinerung der Bundeswehr ist nicht mit erheblichen Widerständen zu rechnen. Knapp die Hälfte der Befragten kennt die momentane Truppenstärke nicht einmal der Größenordnung nach, was auf geringes Interesse an der Bundeswehr hindeutet. Gefragt nach der gewünschten Truppenstärke, machen 20 Prozent der Befragten keine Angabe. Von den übrigen Befragten sprechen sich gut 10 Prozent für die vom Minister angestrebten 180.000 Soldaten aus, jeweils knapp 20 Prozent sogar für eine Reduzierung auf 100.000 oder 150.000 Soldaten. „In einem solchen öffentlichen Klima lässt sich nur schwer Widerstand gegen eine Verkleinerung der Bundeswehr organisieren. Das wird es etwa auch Kommunalpolitikern erschweren, einzelne Standorte zu verteidigen, wenn die Verkleinerung in die Tat umgesetzt wird“, schließt Schoen.
Distanzierte Haltung zu den USA
Die Bundesbürger betrachten die USA mit einer gewissen Distanz. Für eine möglichst enge Abstimmung in außenpolitischen Fragen mit den Vereinigten Staaten treten weniger als 20 Prozent der Deutschen ein. Lediglich ein Viertel der Deutschen unterstützt die Maßnahmen der USA zur Terrorbekämpfung. Die große Mehrheit meint, dabei würden die USA nur ihre eigenen Interessen und zu wenig die Interessen ihrer Verbündeten berücksichtigen. Daher erscheint es konsequent, dass drei von vier Deutschen dafür plädieren, gegenüber den USA deutsche Interessen selbstbewusster zu vertreten als bisher.
Deutsche reagieren gelassen auf Terrormeldungen
Auf die jüngsten Meldungen über Bombenpakete, Anschlagspläne und verschärfte Sicherheitsvorkehrungen reagierten die Deutschen insgesamt gelassen. Zwar stieg der Anteil derjenigen, die sich von Terroranschlägen in Deutschland bedroht fühlen, zwischenzeitlich merklich an. Das Sicherheitsgefühl vieler Deutscher scheint jedoch nicht wesentlich gelitten zu haben. Auch nach den Meldungen über Bomben und Anschlagspläne fühlen sich rund 70 Prozent der Befragten sicher. „Eine panische Reaktion sieht gewiss anders aus“, kommentiert der Bamberger Politikwissenschaftler.
Für die Untersuchung wurden vom Bamberger Centrum für Empirische Studien (BACES) zwischen 21. Oktober und 25. November 2010 1162 zufällig ausgewählte wahlberechtigte Deutsche telefonisch (CATI) interviewt.
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