App, Navi, GPS, Internet: 50 Brauereiwanderungen für Oberfranken
Bierkennerwettbewerb, ein je 600 Seiten umfassender Biergarten- und Brauereiführer, Präsentationen auf dem Tag der Franken und im Bayerischen Landtag, Genussfeste: der Verein Bierland Oberfranken war auch im Jahr 2010 mehr als aktiv, so das Fazit bei der Jahreshauptversammlung. Der Verein, dem mittlerweile 200 Brauereien aus Oberfranken, inzwischen auch aus Unterfranken angehören, hat seine Strategie, die Bierkultur und Brauereivielfalt Oberfrankens bekannter und vor allem auch für Außenstehende erlebbar zu machen, wieder ein Stück weiter umgesetzt.
„Bei der Vereinsgründung im Jahr 2004“, so der Kulmbacher Landrat Klaus Peter Söllner, gleichzeitig Erster Vorsitzender von Bierland Oberfranken, „gab es kaum Fotos zum Thema Bier und Bierkultur in Oberfranken. Mittlerweile haben wir es mit maßgeblicher Unterstützung der Handwerkskammer geschafft, dass alle oberfränkischen Brauereien und 600 oberfränkische Biergärten im Internet, aber auch in Buchform in Text und Bild vorgestellt sind.“ Das Ergebnis sind 300.000 Internetbesucher und 2,4 Millionen Seitenaufrufe pro Jahr bei www.bierland-oberfranken.de. Die Zahl der Seitenaufrufe hat sich seit Inbetriebnahme der Biergarten- und Brauereidatenbank in nur eineinhalb Jahren damit verdoppelt.
Handwerkskammer- Hauptgeschäftsführer Horst Eggers erinnerte an die ersten Imageaktionen von Bierland Oberfranken auf der handwerksmesse in München. Der Bayerische Bierstreit in München und die Präsentationen in Mailand, so Eggers waren damals der Durchbruch für die Brauereien. Die umfassende Bestandsaufnahme aller oberfränkischen Brauereien und der schönsten Biergärten in Oberfranken mit Text und Bild ist die Grundvoraussetzung“, so Handwerkskammer- Hauptgeschäftsführer Horst Eggers, „um die oberfränkische Bierkultur über die Region hinaus touristisch vermarkten zu können. Eine Werbung ohne professionell gemachte, emotionale ansprechende Bilder funktioniert heutzutage nicht mehr.“
Was dem Verein und seinen 200 Mitgliedsbrauereien besonders wichtig ist und auch im Internet absolute Pflicht ist: „Alle gesammelten Daten und Informationen über die Brauereien und Biergärten in Oberfranken bleiben auf Dauer aktuell“, so der geschäftsführende Vorstand Christof Pilarzyk vom Brauereigasthof Grosch in Rödental. Der Verein Bierland Oberfranken hat dafür in den letzten Jahren professionelle Partner gewonnen: als Internetprovider die Agentur TMT, Bayreuth, und für die permanente Aktualisierung der inzwischen mehrere Tausend Seiten umfassenden Internetdarstellung die Agentur guidemedia, Bamberg, die übrigens auch die Biergarten- und Brauereiführer heraus gibt.
Das Projekt Brauereien, Wandern und Kultur: 50 Brauereiwanderungen für Oberfranken
„Guidemedia“, so Pilarzyk, „ist auch unser Partner für das nächste Großprojekt, das wir im November gestartet haben, und das unsere 200 Mitgliedsbrauereien ein weiteres Stück nach vorne bringen wird.“ Oberfranken hat die höchste Brauereidichte der Welt, dieser Weltrekord hat auch Auswirkungen auf besondere touristische Angebote rund um das Thema Bier. Oberfranken ist weltweit die einzige Region, in der man Brauereiwanderungen, also Wandern von Brauerei zu Brauerei, anbieten kann. „Dieses Potenzial wurde bisher zu wenig ausgenutzt. Erfolgsbeispiele sind Aufseß, Waischenfeld und inzwischen auch Gräfenberg, das wir selbst als Pilotprojekt mit angestoßen haben. Gräfenberg ist von Nürnberg aus direkt mit dem Zug erreichbar. Durch das gemeinsame Vermarktungskonzept sind die dortigen Brauereigaststätten und damit auch die Brauereien bis heute deutlich höher ausgelastet und es konnten neue Kundengruppen erschlossen werden“, erläutert Pilarzyk.
Das neue Projekt, das ab sofort bis Juli 2011 umgesetzt werden wird, nennt sich „Brauereien, Wandern und Kultur“. Ziel des Projekts ist es, flächendeckend für ganz Oberfranken nach einem einheitlich hohen tourístischen Qualitätsstandard 50 Brauereiwanderungen zu entwickeln, einschließlich der Hinweise auf besondere kulturelle und landschaftliche Sehenswürdigkeiten Oberfrankens. „Denn“, so Pilarzyk, „wir wollen unsere Gäste nicht nur in unsere Biergärten und Wirtshäuser locken. Unsere Routen sind so angelegt, dass die Gäste ein Angebot bekommen, mit dem sie einen ganzen Tag in Oberfranken verbringen können. Zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto, je nach Situation vor Ort. Unser Ziel ist: alle oberfränkische Brauereien sollen eingebunden sein, auch zum Beispiel im Raum, Hof- Wunsiedel.“ Bestehende Brauereiwanderungen werden bei der Routenentwicklung berücksichtigt, vor allem aber werden viele neue Wanderungen entwickelt. „Wichtig“, so Christof Pilarzyk sowie Bastian Böttner, Markus Raupach und Markus Schneider von der Agentur guidemedia, Bamberg, „ist dabei die Qualität. Nicht nur, dass alle Routen persönlich abgelaufen und mit einem eigenen GPS- Gerät digital erfasst werden. Wir legen großen Wert auf eine eindeutige Wegeführung, und vor allem auf alle Informationen, die unsere Gäste benötigen, um die Brauereiwanderung genießen zu können. Dazu gehören beispielsweise Hinweise auf Öffnungszeiten, sehr gutes Kartenmaterial, eine eindeutige Wegeführung, die Nutzung bestehender Wegemarkierungen und kurze, aber prägnante Hinweise auf die Sehenswürdigkeiten und landschaftlichen Besonderheiten während des betreffenden Brauereiwanderwegs.“
Die 50 Brauereiwanderungen werden ab April 2011 Stück für Stück der Öffentlichkeit zunächst für mobile Endgeräte, als App, für Navis oder über das Internet, später auch in gedruckter Form zur Verfügung gestellt. Das Projekt wird von der EU und der Oberfrankenstiftung gefördert.
Hallo,
schön zu lesen, dass sich auch endlich der Verein „bierland-oberfranken“ um die (GPS-)Wanderer kümmern will.
Mit blumigen, aber nichtssagenden Worten „nach einem einheitlich hohen touristischen Qualitätsstandard“ werden 50 Wanderungen angekündigt, die eine Werbe-Agentur ausarbeiten soll. Leider wieder einmal nur in Oberfranken und (sicherlich) nur zu Vereinsmitgliedern.
Der Anstatz „Zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto, je nach Situation vor Ort.“ ist meiner Meinung nach grundsätzlich falsch. Eine Bierwanderung wird für Verkehrsteilnehmer und besonders Autofahrer nicht besonders sinnvoll sein. Aber es ist natürlich billiger ein paar Euro in einen Internetauftritt zu stecken, als den an Wochenenden vielerorts brachliegenden ÖPNV zu entwickeln.
Bierwandern macht meiner Meinung nach erst richtig Sinn und Spaß wenn man auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein kann.
Ich kümmere mich nun schon 10 Jahre mit bierwandern.de rein privat darum Wandertouren der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, die auch an Wochenenden ohne Auto durchzuführen sind. Ohne ein wenig Eigeninitiative geht das aber für die Wanderer natürlich nicht.
Es hat aus eigener Erfahrung noch keiner Brauerei und Region gut getan wenn organisierte „Bierwandertouren“ angeboten werden und Horden von „Wanderern“ wie die Lemminge durch die Gegend rennen und zwischendurch in die meist winzigen Gaststuben einfallen. Die Stammgäste danken dies dann meist mit Abwanderung in ruhigere Gefilde. Zudem ist den meisten Teilnehmer solcher fragwürdigen Unternehmungen weder klar wohin sie laufen, noch welches Bier sie gerade trinken. Überzeugen kann man sich im Sommer persönlich davon um Aufsess, um Waischenfeld und um Thuisbrunn…
Klar geht auf einer privaten Seite alles nicht so schnell und ich bin seit dem Neustart 2008, der durch meinen GPS-Logger ausgelöst wurde, gerade mal auf 17 Wanderungen auf bierwandern.de gekommen, aber dafür verbrauche ich auch keine Mitgliedsbeiträge und EU-Fördergelder.
Die Brauereidatenbank von Bierland-Oberfranken ist zwar ganz interessant (ich nutze sie auch für Brauereien ohne eigenen Internetauftritt), aber ersetzt nicht einen aktuellen, eigenen Internetauftritt der jeweiligen Brauerei. Hier wären die EU-Fördermittel besser aufgehoben.
Ich hoffe nur, dass das neue Projekt den Brauereien nützt, ohne sie zu überrennen und dass man sich bei den Beschreibungen und den Infos ein wenig mehr Mühe gibt als bei den bisherigen Wanderungen auf der bierland-oberfranken.de Seite.
Viele Grüße
Rainer Kastl