Der Präsident des ZdK zur Diaspora-Aktion des Bonifatiuswerkes: "Glauben glaubwürdig leben"
Einen neuen Aufbruch innerhalb der katholischen Kirche verlangte in dieser Woche der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), sonst würde der Auszug der Kirchenmitglieder aus der Kirche weitergehen. Auf neue Aufbrüche der Katholiken setzt auch das Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken mit der Diaspora-Aktion 2010 unter dem Motto „Freiraum für den Glauben“. Mit Alois Glück, der die Festrede zur Eröffnung der Diaspora-Aktion hielt, sprach Alfred Herrmann über Diaspora und neue Freiräume für den Glauben.
Frage: Was heißt für Sie Diaspora und haben Sie persönlich schon einmal eine Diaspora-Erfahrung gemacht?
Glück: Als Christ in einem Milieu leben, dass nicht christlich geprägt ist. Das gilt heute für viele, wenn nicht die meisten Lebensbereiche. Aufgewachsen bin ich in einem katholisch-ländlich geprägten Milieu.
Frage: Wo braucht es in der Gesellschaft von heute Ihrer Meinung neue Freiräume für den Glauben?
Glück: Die Gesellschaft bietet grundsätzlich die Freiräume und der Staat garantiert die freie Religionsausübung. Es liegt an uns, ob wir diese Möglichkeiten nutzen und Gemeinschaften entwickeln und prägen, die Räume des Glaubens werden. Dafür braucht es Menschen die dafür Aktivität entwickeln und keine Scheu vor ihnen zunächst fremden Milieus haben.
Frage: In Ostdeutschland und mittlerweile auch in einigen westdeutschen Großstädten befinden sich die Christen teils deutlich in der Minderheit. Die Zahl der Konfessionslosen steigt. Welchen Auftrag erkennt das Zentralkomitee der deutschen Katholiken in dieser neuen Situation der Glaubensdiaspora?
Glück: Die erste und wichtigste Aufgabe ist, dass wir unseren Glauben auch glaubwürdig leben. Im Mittelpunkt unserer Überlegungen und Bestrebungen darf nicht die Institution Kirche oder Strukturen unserer katholischen Gemeinschaften stehen, im Mittelpunkt stehen die Menschen, für die die Botschaft Jesu Christi da ist. Wir dürfen uns da auch als katholische Laienorganisationen nicht nur auf bewährtes stützen oder gar nur organisatorisch Interessen schützen, wir müssen auch Neues wagen, dafür offen sein. Wie wir unsere Aufgabe sehen beschreibt das Motto des Katholikentages 2012 in Mannheim: „einen neuen Aufbruch wagen“.
Frage: Wie kann eine neue missionarische Pastoral aussehen?
Glück: Ich möchte dies mit Worten vom Pater Alfred Delp S J. sagen, der 1944 im Gefängnis schrieb: „Damit meine ich, dass Sich-Gesellen zum Menschen in allen seinen Situationen mit der Absicht, sie meistern zu helfen, ohne anschließend irgendwo eine Sparte oder Spalte auszufüllen. Damit meine ich, das Nachgehen und Nachwandern auch in die äußersten Verlorenheiten und Verstiegenheit des Menschen, um bei ihm zu sein genau und gerade dann, wenn ihn Verlorenheit und Verschwiegenheit umgeben. ,Geht hinaus‘, hat der Meister gesagt, und nicht ,setzt euch hin und wartet, ob einer kommt‘.“
Frage: Strukturveränderungen in den Bistümern und Missbrauchsdebatte: In diesem Jahr ist es für viele Katholiken nicht einfacher geworden, sich zu ihrer Kirche und zu ihrem Glauben zu bekennen. Wie machen Sie den Menschen Mut, trotzdem ihren Glauben öffentlich zu leben?
Glück: Ein glaubwürdiges Zeugnis wird immer respektiert. Generell gilt hier, dass Religion wieder einen weit höheren Stellenwert hat als etwa vor zehn Jahren. Wahrscheinlich waren noch nie so viele Menschen suchend nach Sinn und Orientierung für ihr Leben unterwegs als gegenwärtig. Was uns alle alarmieren muss ist, dass die Mehrheit dieser Menschen, das was sie suchen, nicht bei den christlichen Kirchen vermuten und suchen.
Frage: Welche Hoffnungen und Wünsche setzt das ZdK in die künftige Diaspora-Hilfe des Bonifatiuswerkes?
Glück: Aus der Erfahrung der Diaspora innovative Impulse für die Aufgaben der Kirche und die Art der Verkündigung der Botschaft Jesu Christi einbringen.
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