Die Wallfahrerin
Fünfzig mal nach Vierzehnheiligen, Dreiunddreißig mal in die Oberpfalz nach Habsberg zu Maria Heil der Kranken und ungezählte Male nach Gößweinstein. Dies ist die Bilanz einer Wallfahrerin, Eti Kopp aus Kirchehrenbach. Dabei war es ihr egal, ob sie die Strecke bei sengender Hitze, wie dieses Jahr im Juli nach Vierzehnheiligen, oder bei Dauerregen, wie so oft im September nach Habsberg, bewältigen musste.
Wie Eti Kopp erklärt, hatte sie mit der Gößweinstein-Wallfahrt schon als Kind bzw. Jugendliche angefangen und da sie gerne läuft und eine christliche Einstellung hat, lag es irgendwann nahe auch nach Vierzehnheiligen zu wallen. Nach Habsberg wäre sie schon gerne öfters mit gegangen, aber da diese Wallfahrt am Freitag morgen startet und Montag abends wieder zurück kommt, war es ihr jahrelang nicht möglich hierfür Urlaub zu bekommen.
Da früher das Schuhwerk schlechter war, berichtet die Wallfahrerin von jeder Menge Blasen, 13 Mal in Folge ging ihr nach der Habsberg-Wallfahrt ein Zehennagel ab, und auf dem Heimweg von Habsberg sei sie einmal barfuss über den Regensberg gelaufen, weil sie in keinen Schuh mehr passte. Ähnliches ist ihr auch nach Vierzehnheiligen passiert, da hat sie dann ihre Sandalen im Hauptsmoorwald versteckt und wollte diese heimwärts wieder mitnehmen, aber mittlerweile hatte sich wohl ein neuer Besitzer gefunden.
Trotz aller Widrigkeiten, früher musste ja auch noch das Gepäck selbst getragen werden, die „innere Stärke“, welche man bei Wallfahren schöpft, hat Eti Kopp alljährlich geholfen es wieder anzugehen. Wie sie es ausdrückt: „es gibt einem etwas, man ist leichter und hat wieder mehr Kraft, außerdem ist es immer eine wunderschöne Gemeinschaft.“ Betend und singend ein Ziel zu erreichen macht Ihr Spaß und auf die Frage nach privaten Unterhaltungen meint sie: „den Berg hinauf kann man sowieso nichts sagen und zum Reden gibt es immer genügend Freizeit“.
Angst davor, es einmal nicht zu schaffen, hatte sie eigentlich nie, egal wie weit und wohin die Wallfahrt ging. Heuer hatte Eti Kopp laut Ihren Angaben erstmals leichte Zweifel, aber offensichtlich hätten ihr die 14 Heiligen doch geholfen, denn sie bewältigte die Strecke nach Bad Staffelstein und dann hoch zu Basilika doch recht gut. 40 Jahre, erzählt die Wallfahrerin, wurde sie nach Vierzehnheiligen von Ihrem Mann Siggi begleitet, erst ist man bis Bamberg gelaufen und dann mit dem Zug nach Staffelstein gefahren, später ging es dann bis Hirschaid und nun läuft man noch bis Buttenheim, und dann von Staffelstein nochmals hoch nach Vierzehnheiligen.
Leider, betont die Eti Kopp bedrückt, wird es heuer die letzte Wallfahrt gewesen sein, da es ihr nicht mehr möglich ist, mehrere Tage von Zuhause weg zu bleiben. Traurig werden darüber vor allem die Habsberg-Wallfahrer sein, denn hier hatte Eti Kopp alljährlich die Jubilare mit honorigen Gedichten bedacht. Zum Schluss noch einen Vergleich mit einem weltweit bekannten Wallfahrtsort, denn rein rechnerisch ist Eti Kopp in Ihrem Wallfahrerdasein ungefähr die gesamte Wegstrecke von Kirchehrenbach nach Santiago de Compostela und wieder zurück gelaufen.
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