Universität Bayreuth: Prämierte Studie zur Rechtfertigung korrupten Handelns
(UBT) Dr. Tanja Rabl, wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Personalwesen und Führungslehre der Universität Bayreuth, hat eine international vielbeachtete Auszeichnung erhalten: den Emerald Outstanding Paper Award 2010. Prämiert wurde ein Beitrag zur Korruptionsforschung, den sie zusammen mit Prof. Dr. Torsten M. Kühlmann, dem Inhaber des Lehrstuhls, verfasst hat. Im Rahmen der Jahrestagung der Academy of Management in Montréal nahm Rabl die Auszeichnung vor kurzem entgegen. Emerald ist weltweit eine der führenden Verlagsgruppen für wissenschaftliche Journale, insbesondere in den Bereichen Ökonomie und Management. Jährlich wird für herausragende Artikel in den bei Emerald verlegten Fachzeitschriften der Emerald Outstanding Paper Award verliehen. Der jetzt preisgekrönte Artikel war 2009 unter dem Titel „Why or why not? Rationalizing corruption in organizations“ in der Zeitschrift „Cross Cultural Management“ erschienen.
Für ihre Dissertation, die sich mit Korruption in Unternehmen der Privatwirtschaft befasste, ist Dr. Tanja Rabl bereits 2009 mit dem renommierten Fürther Ludwig-Erhard-Preis ausgezeichnet worden. Die Ergebnisse ihrer Forschungen waren für die Praxis hochrelevant. Denn sie lieferten wertvolle Hinweise für Maßnahmen, mit denen Unternehmen korruptes Verhalten effektiv bekämpfen können. Korrupte Mitarbeiter – so hatte sich herausgestellt – rechtfertigen ihr Verhalten im Rückblick oftmals in der Weise, dass sie sich auf vermeintliche „höhere Unternehmensziele“ berufen. Andere Mitarbeiter wiederum orientieren sich an der Metapher eines Kontos. Sie reden sich nachträglich ein, aufgrund ihrer bisherigen Verdienste um das Unternehmen ein „Guthaben“ aufgebaut zu haben, das sie moralisch dazu berechtige, sich durch gelegentliche Korruption eigene Vorteile zu verschaffen.
Anknüpfend an diese Untersuchungen, die sich auf nachträgliche Rechtfertigungen korrupten Handelns richteten, haben Rabl und Kühlmann ihre Forschungen erweitert. In ihrem prämierten Artikel sind sie der Frage nachgegangen, ob die Gründe, die im Rückblick besonders häufig zur Selbstrechtfertigung eingesetzt werden, auch schon im Vorfeld korrupten Handelns relevant sind. Haben diese Gründe die Kraft, Unternehmensmitarbeiter zu korrupten Verhaltensweisen zu motivieren? Sind sie möglicherweise sogar ausschlaggebend bei der Entscheidung für korruptes Handeln? Die ersten empirischen Befunde, die Rabl vorlegen konnte, mahnen in dieser Frage zur Zurückhaltung. Sie scheinen eher darauf hinzudeuten, dass zwischen den personbezogenen Faktoren, die zu korruptem Handeln führen, und Rechtfertigungsstrategien allenfalls nur ein loser Zusammenhang besteht.
„Wir haben hier offensichtlich ein spannendes, aber auch komplexes Untersuchungsfeld vor uns,“ erklärt Rabl. „Eine Vielzahl weiterer Forschungsarbeiten sind erforderlich, bevor wir verlässliche Aussagen darüber machen können, inwieweit korruptes Handeln schon im Vorfeld von Rechtfertigungsstrategien bestimmt wird, die in Unternehmen oder im Unternehmensumfeld vorherrschen. Und auch die Frage, ob es einen kausalen Zusammenhang zwischen diesen Rechtfertigungsstrategien und den Antriebskräften für korruptes Handeln gibt, konnte durch unsere bisherigen Studien noch längst nicht geklärt werden. Insbesondere an diesem Punkt sollten weitere empirische Untersuchungen ansetzen.“
Veröffentlichung:
Tanja Rabl and Torsten M. Kühlmann,
Why or why not? Rationalizing corruption in organizations,
in: Cross Cultural Management: An International Journal, Vol. 16, No. 3, 2009, pp. 268-286
DOI: 10.1108/13527600910977355
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