LBV weist Forderung nach „Regulierung“ der Kormoranbestände zurück
Allianzen im Gewässerschutz wichtiger als billige Polemik
Der Landesbund für Vogelschutz in Bayern (LBV) weist die Forderung des Deutschen Fischerei-Verbands (DFV) zurück, die Hälfte aller Kormorane in Deutschland solle „von der Bildfläche verschwinden“. Diese aktuelle Forderung der Angler und Fischer auf dem Deutschen Fischereitag in München würde, so der LBV-Artenschutzreferent Andreas von Lindeiner, nur von den wirklichen Problemen im Gewässerschutz ablenken und den Weg zu Allianzen zwischen den Fischereiverbänden und anderen Naturschutzorganisationen verbauen, in denen sich weit drängendere Probleme im Gewässerschutz wirkungsvoll angehen ließen.
Der LBV erkennt das legitime Interesse der Fischer an der wirtschaftlichen Nutzung von Fischbeständen ebenso an wie die Notwendigkeit des Schutzes gefährdeter Fischarten. In der vom DFV geforderten radikalen Dezimierung der Kormoranbestände sieht der LBV aber keine Lösung für die beklagten Probleme: „Im Rückgang der Bestände mancher heimischer Fischarten spielt der Kormoran eine untergeordnete Rolle. Weit schlimmer wirken sich Veränderungen der Wasserqualität, verschwundene Strukturen in unseren Flüssen und Seen und die fortschreitende Gewässerverbauung aus. Und gegen die zweifellos möglichen hohen Verluste in Teichwirtschaften gibt es bewährte, gemeinsam mit den Fischereiverbänden entwickelte Abwehrmaßnahmen.“
Die Wirksamkeit der von der Fischerei immer wieder geforderten Verschärfung der Bejagung des Kormorans stellt der LBV-Artenschutzreferent dagegen in Abrede: „Schon seit 1996 werden in Bayern Kormorane geschossen – bis zu 8000 pro Winter. Europaweit sind es sogar 80000 Tiere, 10 Prozent der gesamten Population. Auf die Höhe der Bestände bei uns hat diese massive Verfolgung aber nicht den geringsten Einfluss.“ Dies belegt der LBV mit den Ergebnissen aus den seit Ende der 1980er Jahre durchgeführten regelmäßigen „Volkszählungen“ bayerischer Kormorane. Diesen zufolge sind die Kormoranbestände in Bayern seit mehr als 15 Jahren weitgehend konstant. „Die gemeinsam mit dem Landesfischereiverband Bayern erarbeiteten Zahlen lassen kaum einen Einfluss der intensiven Bejagung erkennen. Höchstens werden damit die Kormorane nach dem Floriansprinzip von einem Gewässer zum nächsten gescheucht. Und zeigen diese Daten, dass der Kormoran keineswegs mehr zunimmt, wie von Fischereiseite immer wieder behauptet.“
Gleichzeitig aber würden die mit der Kormoran-Bejagung einhergehenden Störungen viele andere Vogelarten massiv beeinträchtigen, für die im Winterhalbjahr Bayerns Gewässern wichtige Rast- und Ruheplätze sind – eine Tatsache, die dem LBV große Kopfschmerzen bereitet. Andreas von Lindeiner appelliert daher an Bayerns Fischerei, ihren Blickwinkel nicht auf den Kormoran als „Sündenbock“ zu verengen, sondern sich gemeinsamen Anstrengungen zu öffnen, die nach Ansicht des LBV weit gravierenderen, in Struktur und Qualität unserer Gewässer begründeten Probleme des Fischartenschutzes anzugehen und zu lösen.
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