Religion und Politik im Mittelalter – Deutschland und England im Vergleich
Die politische Relevanz des Religiösen, die Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen politischer und religiöser Sphäre sind von jeher bevorzugter Gegenstand der Mittelalterforschung. Bis in die Schulbücher hinein gilt die prinzipielle Untrennbarkeit beider Sphären als Signatur. Aber auch die Anfänge einer Differenzierung und relativen Eigenständigkeit von Religion und Politik, Kirche und Staat werden als wesentlicher Beitrag der Epoche zu einer typisch europäischen Entwicklung gesehen, die politisch-kulturelle Differenzen bis in die Gegenwart hinein prägt.
„Schon die überragende forschungsgeschichtliche Bedeutung, die dem Thema zukommt, macht es sinnvoll, die tradierten Fragestellungen immer wieder neu an den methodischen Konzepten der aktuellen Forschung zu überprüfen und die Relevanz der alten wie die Ergebnisse neuer Ansätze und Problemformulierungen zu diskutieren“, erklären die beiden Professoren der Universität Bayreuth, Dieter Weiß (Bayerische Landesgeschichte) und Ludger Körntgen (Mittelalterliche Geschichte), im Vorfeld der Öffentlichen Konferenz. Zusätzliche Impulse und besondere Dringlichkeit erhalte die Frage nach dem Verhältnis von Religion und Politik durch das aktuell gesteigerte Interesse am Phänomen der Religion und ihren verschiedenen kulturellen Kontexten sowie sozialen und politischen Wirkungen.
Die 29. Öffentliche Konferenz der Prinz-Albert-Gesellschaft e.V., Coburg/Bayreuth, will das spezifische Forschungsinteresse der Gesellschaft, das den deutsch-britischen Beziehungen und dem deutsch-britischen Vergleich gilt, als Fokus auf das Thema „Religion und Politik“ nützen. In vergleichender Perspektive sollen zum einen Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei der Wechselwirkung von Religion und Politik im ostfränkisch–deutschen, sowie im angel-sächsisch–englischen Raum genauer beschrieben werden. Zum anderen geht es darum, nationalgeschichtlich bedingte Engführungen der Forschungstraditionen festzustellen und Ansätze zu ihrer Überwindung auszuarbeiten.
„Das Thema bietet sich zugleich an, um entsprechend der Aufgabe und der Praxis der Prinz–Albert–Gesellschaft Probleme der deutsch–britischen Geschichte zu erforschen und öffentlich zu vermitteln“, so Weiß und Körntgen weiter. „Die Einladung zu unserer Konferenz richtet sich deshalb gleichermaßen an Fachwissenschaftler, Studierende und alle am Thema Interessierten.“
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