Trotz Hitze kamen Tausende zum Heinrichsfest

Tropische Temperaturen verlangten von Veranstaltern und Besuchern gute Kondition – die „bunte Vielfalt kirchlicher Dienste“ sowie viele Verbände und Initiativen präsentierten sich rund um den Domplatz

(bbk) Mehrere Tausend Gläubige haben bei tropischen Temperaturen am Sonntag (11.07.2010)  in Bamberg das Heinrichsfest gefeiert. In seiner Predigt appellierte der Apostolische Nuntius von Deutschland, Jean-Claude Périsset, zu mehr Begeisterung für das Christentum. „Wir müssen Mut haben, christliche Werte in die Gesellschaft zu bringen“ sagte der Nuntius auf dem Bamberger Domplatz. Er erinnerte daran, dass Papst Johannes Paul II. vergeblich angemahnt hatte, den Gottesbezug in den Lissabon-Vertrag der Europäischen Union hinein zu schreiben.

Die Heiligen seien für die Christen Wegweiser und Beschützer für unser Leben, sagte der Nuntius. Der heilige Heinrich habe durch den Bau vieler Kirchen bezeugt, dass er die „Gegenwart des Himmels mitten in der Welt einpflanzen wollte“. Périsset nannte die Liebe zwischen dem heiligen Heinrich und seiner Gemahlin Kunigunde beispielhaft. „Sie ist ein Vorbild für die Beziehung in den Familien, zwischen Mann und Frau, zwischen Eltern und Kindern“, sagte der Nuntius in seiner Predigt.

Périsset ist seit 1924 der erste Nuntius (Botschafter des Vatikans in Deutschland), der Bamberg anlässlich des Heinrichsfestes besucht. Erzbischof Ludwig Schick hieß den gebürtigen Schweizer auf das Herzlichste willkommen. Bamberg fühle sich seit jeher besonders mit dem Heiligen Stuhl verbunden, sagte Schick und verwies unter anderem auf das Papstgrab im Bamberger Dom. Der Bamberger Domchor, Blechbläser der Bamberger Symphoniker und die Band „Variabel“ sorgten für die musikalische Umrahmung der liturgischen Feier.

Der Gottesdienst zum Heinrichsfest bildete im Erzbistum Bamberg gleichzeitig den Abschluss des Priesterjahres. „Beten wir, dass der Herr uns Priester und Ordensleute schenkt“, sagte Schick. Darüber hinaus erinnerte der Bamberger Erzbischof in einer Talkrunde am Nachmittag an die vielfältigen Möglichkeiten, ehren- und hauptamtlich in der Kirche mitzuarbeiten. „Wie im Fußball muss man sich einsetzen, trainieren und hergeben, wenn man Gott ins Spiel bringen will“, sagte Schick. Auch Praktika, um einen Einblick in einen kirchlichen Beruf zu bekommen, seien möglich. Pfarrer Robert Mayr stellte als Leiter der Diözesanstelle ‚Berufe der Kirche’ die breite Palette vom Religionslehrer über den Priester bis hin zur Ordensschwester vor und warb für kirchliche Berufe und Berufungen.

In einer weiteren Gesprächsrunde auf der Domplatzbühne stand das vom Erdbeben zerstörte Haiti im Mittelpunkt. Die Laienmissionarin Schwester Maria Pfadenhauer, die aus dem Landkreis Kronach stammt und seit über 40 Jahren in Haiti in der Krankenpflege und in der Glaubensunterrichtung tätig ist, erzählte eindrucksvoll von den ersten Tagen nach dem Beben, dem Chaos vor Ort, aber auch von den aus aller Welt nach Haiti gekommenen Hilfsmaßnahmen. Jeden Tag habe sie mit weiteren Helfern 250 bis 260 Kranke versorgt, berichtete Pfadenhauer. „Es war Stress“, erzählte die aus dem Frankenwald stammende Schwester. Bis nach Ostern seien die Kranken und Verletzen in Zelten versorgt worden. Nun wurde bereits mit dem Bau eines Gesundheits- und eines Übergangszentrums begonnen. Schwester Maria Pfadenhauer bedankte sich ausdrücklich bei den vielen Spendern aus dem Erzbistum Bamberg und bat, Haiti nicht aus dem Blick zu verlieren. So geht auch die Kollekte des Heinrichsfest-Gottesdienstes in den Wiederaufbau Haitis.

Anlässlich des Heinrichsfestes vergab das Diözesenjugendwerk den „Zündstein“. Dabei handelt es sich sowohl um einen Personen- als auch um einen Projektpreis für außergewöhnliche Jugendarbeit. Beide Preise sind mit jeweils 300 Euro dotiert. Mit dem Personenpreis wurde Ralf Lehnert, Religionslehrer an der Herzog-Otto-Schule in Lichtenfels, geehrt. Er bietet Hauptschülerinnen und Hauptschülern zunächst eine Bibelwerkstatt an und regt dann an, aus diesen Texten ein religiöses Musical zu erarbeiten. „Die Freude wird durch die Musik noch größer“, lobte Erzbischof Schick den Ansatz von Ralf Lehnert. Auch die Jury würdigte sein Engagement: „Wenn Jugendliche immer wieder dabei sein wollen und neue Mitwirkende dazu kommen, dann ist das ein Zeichen dafür, dass Ralf Lehnert bei den Jugendlichen einen Nerv getroffen hat, dass er begeistern kann.“ Der Projektpreis ging an das Musical-Projekt „Vivien´s Chance²“ für die Pfarrei St. Otto in Lauf an der Pegnitz. Dieses Projekt geht auf eine Idee von Gemeindereferentin Gabriel Netal-Backöfer zurück. Etwa 30 Jugendliche beteiligten sich an der Entwicklung und Umsetzung des Musicals. Dieses erzählt die Geschichte von der verlorenen Tochter – frei nach der Erzählung des verlorenen Sohns aus dem Neuen Testament. Die Firmlinge der Pfarrei konnte bei der Vorbereitung auf die Firmung das Musical-Projekt als „Küraufgabe“ wählen. „Vivien´s Chance²“ wird unter anderem am 10. Oktober beim „Tag der Gefirmten“ auf Burg Feuerstein zu sehen sein. Weitere Aufführungen sind in Bad Windsheim, Nürnberg und Lauf geplant.

Das diesjährige Heinrichsfest stand unter dem Motto „Gott ins Spiel bringen“. Das Heinrichsfest wurde mit der Vesper (Abendgebet der Kirche) um 17.00 Uhr abgeschlossen.