30 Jahre Lehranstalt für Fischerei in Aufseß

„Dem Ruf der Forelle gefolgt“

Die Festredner

Festredner und Gratulanten

Freie Plätze waren Mangelware kurz vor Beginn des Festaktes „30 Jahre Lehranstalt für Fischerei“ in Aufseß. Über 200 Gäste waren gekommen, um die ersten 30 Jahre dieser Serviceeinrichtung des Bezirks Oberfranken zu feiern. „Als kompetentes Zentrum in Fragen der Fischzucht, des Fischartenschutzes und als Ausbildungsstätte hat sich die Lehranstalt einen hervorragenden Ruf erworben“, würdigte Bezirkstagspräsident Dr. Günther Denzler die Arbeit des Teams der Lehranstalt und der Fachberatung für Fischerei.

Der große Erfolg der Lehranstalt zeige sich allein an den vielen erfolgreichen ehemaligen Auszubildenden, so Denzler: „Die Besten waren bei uns!“ Diese traten im Laufe des Abends ans Rednerpult, um ihren ganz persönlichen Bezug zur Lehranstalt und deren Initialwirkung für ihre berufliche Tätigkeit zu schildern, unter anderem der oberfränkische „Karpfenflüsterer“ Alexander Krappmann, der in Aufseß seine Ausbildung zum Fischwirt absolvierte und heute als Fischwirtschaftsmeister einen der bedeutendsten Karpfenbetriebe Frankens leitet.

In seiner Zusammenarbeit mit der wissenschaftlichen Tätigkeit in Aufseß sei der Grundstein für seine Berufswahl, ja seiner Karriere begründet, versicherte Prof. Dr. Bernd Hänfling,  Abteilung Ökologie und Evolution der Universität Hull, Großbritannien. Die Lehranstalt sei ein unverzichtbares Bindeglied zwischen Forschung und Praxis und sorge  dafür, dass praxisrelevante Fragestellungen erörtert und anschließend auch richtig umgesetzt würden. Ein gutes Beispiel dafür sei der Artenschutz mit dem Wiederaufbau gefährdeter Fischarten wie Bachforelle, Rutte oder Äsche in der Lehranstalt.

Hänfling betonte, dass die Bedeutung der Teichwirtschaft aufgrund des gestiegenen Pro-Kopf-Verbrauchs an Fisch und der gegenwärtigen Krise in der Meeresfischerei weiter wachse. Regionaler Fisch brauche überregionale Kampagnen zur Vermarktung, denn gerade die Karpfenteichwirtschaft habe ein großes Potenzial, so der Festredner.

Vor 30 Jahren seien Viele der Meinung gewesen, eine solche Lehranstalt brauche man nicht, blickte der ehemalige Geschäftsführer des Bezirksfischereiverbandes Oberfranken, Peter Jensen, auf die Gründungsjahre zurück.

Teichwirte und Fischzüchter hätten damals eine Wettbewerbsverzerrung und Konkurrenz für die eigenen Betriebe befürchtet. Dies habe sich nicht bewahrheitet – dagegen würden die praktische Aus- und Fortbildung vor Ort sehr nachgefragt: „Viele Besucher folgten dem Ruf der Forelle nach Aufseß!“, resümierte Jensen. Schrittweise sei die ursprünglich als Beispielbetrieb angelegte Lehranstalt erweitert worden: 1991 mit dem Verwaltungsgebäude, 1994 mit dem neuen Lehrsaal, in den Jahren 2009 und 2010 schließlich wurden ein neues Verwaltungsgebäude und ein besucherfreundlicher Zugang angelegt. Auf zahlreiche Untersuchungsprojekte in den letzten 30 Jahren, die in Zusammenarbeit mit der Lehranstalt durchgeführt wurde, blickte der Diplombiologe Dr. Wolfgang zurück. Jüngstes Ergebnis dieser Zusammenarbeit ist die Studie zur Verträglichkeit von Fischerei und Artenschutz an Baggerseen.

Der Leitende Fischereidirektor Dr. Robert Klupp als Mitbegründer der Lehranstalt dankte vor allem seinen Mitarbeitern in der Lehranstalt wie in der Fachberatung für Fischerei des Bezirks, die stets engagiert und zuverlässig „in Sachen Fisch“ arbeiteten.

Info: Lehranstalt für Fischerei in Aufseß, Landkreis Bayreuth

Seit dem 1. Mai 1980 begleitet und unterstützt die Lehranstalt im Aufseßtal Teichwirte und Fischer in ganz Oberfranken. Die Anlage besteht aus einem Bruthaus, zehn Teichen, einem Fließkanal und sechs Rundbecken sowie verschiedenen Versuchsbecken und Hälteranlagen sowie einem Verwaltungsgebäude mit Labor.

Als Beispielbetrieb, Bildungs- und Forschungseinrichtung ist sie zentraler Ansprechpartner für Fischerei und Teichwirtschaft. Hauptaufgaben des sechsköpfigen Teams der Lehranstalt, die zur Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberfranken gehört, sind die gezielte Zucht von Saibling-Arten sowie die Vermehrung gefährdeter heimischer Fischarten wie Bachforelle und Äsche.  Aber auch Forschungsprojekte und Fortbildungen wie Fischverarbeitungskurse sind Arbeitsschwerpunkte.