Einsatz für die Kirche und gegen den Nationalsozialismus

Dritter Band der Studien zur Bamberger Bistumsgeschichte beleuchtet katholische Jugend Bambergs während der Weimarer Republik

Autor Dr.  Alwin Reindl (Mitte) mit Archivdirektor Dr. Josef Urban (links) und  Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl.  Foto: Pressestelle Ordinariat 2010/Kleiner

Autor Dr. Alwin Reindl (Mitte) mit Archivdirektor Dr. Josef Urban (links) und Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl. Foto: Pressestelle Ordinariat 2010/Kleiner

(bbk) Ein Ziel der historischen Forschung ist es, Wissenslücken über die Vergangenheit zu schließen. Ein anderes, aus der Vergangenheit zu lernen. Beidem ist ein Buch verpflichtet, das jetzt im Archiv des Erzbistums Bamberg vorgestellt wurde. Dr. Alwin Reindl, Historiker und Studiendirektor im Ruhestand, hat in fünfjähriger Arbeit die Geschichte der katholischen Jugend Bambergs während der Weimarer Zeit (1918-1933) erforscht und aufgearbeitet. Das Ergebnis ist unter dem Titel „Vom Jugendpflegeverein zur Jugendbewegung“ auf 304 Seiten nachzulesen.

Neue Einstellung

Die Katholische Jugend, so der Autor bei der Buchvorstellung im Archiv des Erzbistums, lebte damals eine „neue, vertiefte und selbstbewusste“ Einstellung zum Glauben. Diese religiöse Schubkraft habe die katholische Jugend zur Jugendbewegung reifen lassen. Selbstbildung und Bereitschaft zum gesellschaftlichen und politischen Engagement seien weitere Merkmale der katholischen Jugend gewesen. Den bestehenden Staat, die erste deutsche Republik, habe man aktiv unterstützt und befürwortet.  Erbitterte Auseinandersetzungen mit dem immer stärker werdenden Nationalsozialismus blieben da nicht aus. Dies, so Reindl, gelte gerade für Bamberg, wo das liberale Bürgertum immer anfälliger wurde für das faschistische Gedankengut.

Wie hoch in Bamberg der Selbstbehauptungswille der katholischen Jugend gewesen ist, darauf verwies Archivdirektor Dr. Josef Urban. Beispielhaft nannte er den Fall eines Bamberger katholischen „Jungscharlers“, der während der NS-Zeit in der Kluft der katholischen Jugend geheiratet habe. Noch während der Hochzeitsnacht sei er verhaftet worden. Urban betonte den lokal- und regionalgeschichtlichen Wert der Arbeit Reindls. Der Autor habe dazu beigetragen, eine Forschungslücke zwischen dem Ende der Kaiserzeit und der nationalsozialistischen Herrschaft zu schließen. Weitere Erkenntnisse seien aber noch möglich durch im Diözesanarchiv einliegende Quellen sowie einer Vielzahl in Privatbesitz befindlicher Akten und Korrespondenzen.

Unterschiede sehen

Diözesanjugendpfarrer Detlef Pötzl meinte mit Blick auf das vorgestellte Werk, es sei gut in die Vergangenheit zu schauen und zu lernen. Heute gebe es wieder ein wachsendes rechtsradikales Milieu. Pötzl verwies auf vielfältige Parallelen zwischen der organisierten katholischen Jugend in Vergangenheit und Gegenwart. Sie habe stets jungen Menschen geholfen, ihren Platz in Kirche und Gesellschaft zu finden. Bei allen Vergleichen müsse man aber Unterschiede sehen und akzeptieren.

Alwin Reindl: Vom Jugendpflegeverein zur Jugendbewegung. Die katholische Jugend Bambergs in der Zeit der Weimarer Republik (= Studien zur Bamberger Bistumsgeschichte, herausgegeben von Josef Urban, Bd. 6), Bamberg 2010. 304 S. zahlr. Abb., ISBN 978-3-9808138-8-4

Das Buch ist erhältlich beim Archiv des Erzbistums Bamberg, Regensburger Ring 2, 96047 Bamberg, Tel. 0951/4074711, Fax 0951/4074750, E-Mail: archiv@erzbistum-bamberg.de