Gruß­wort der Regio­nal­bi­schö­fin bei der Akti­on „Wals­dorf blüht“

Blühende Kornelkirsche
Blühende Kornelkirsche

Blüh­pakt-Akti­on in Wals­dorf am 3. Mai 2024 – Gruß­wort der Regio­nal­bi­schö­fin Dr. Greiner:

Sehr geehr­ter Herr Bür­ger­mei­ster Wolff, lie­be Gemeinderäte,

sehr geehr­ter Herr Pfar­rer Mey­er, lie­be Mit­glie­der des Kirchenvorstandes,

sehr geehr­ter Pater Severin,

lie­be Kin­der und Chor­lei­te­rin Spindler,

lie­be Anwesende,

Got­tes Gar­ten blüht im Mai ganz beson­ders schön. Es ist ein Segen, was Gott wach­sen und gedei­hen lässt: So haben wir und alle Tie­re Nah­rung. Wir haben Freu­de an Duft und Far­ben, am Sum­men und Brummen.

Manch einer meint, „schön“ wäre gleich­zu­set­zen mit „ordent­lich“. Dann wird gemäht, geschnit­ten, gestutzt – die Natur wird kurz­ge­hal­ten. Doch zur Schöp­fung Got­tes gehört eine unend­li­che Viel­falt. Wer zu viel stutzt, zer­stört die Schön­heit der Schöpfung.

Schöp­fungs­freun­de und ‑freun­din­nen machen es dar­um anders! Das fällt auf! Ein erbo­ster Nach­bar einer evan­ge­li­schen Kita mit Blüh­wie­se im Osten Ober­fran­kens – stell­te tat­säch­lich ein­mal ein Pro­test-Schild auf: „Hier hat Wild­wuchs Kir­chen­asyl“. „Ja, genau“, sage ich da; sehr gut; er hat es ver­stan­den – auch wenn er noch nichts Gutes dar­in sehen kann! Die Schöp­fung braucht Asyl, braucht Schutz, braucht unse­ren Einsatz!

Wenn wir die Arten­viel­falt der Schöp­fung Got­tes erhal­ten wol­len, dann müs­sen wir unse­re Pra­xis anzu­pflan­zen und zu mähen umstel­len. Es wird sich schnell sicht­bar lohnen!

Dass es tat­säch­lich mög­lich ist, die Arten­viel­falt zu erhal­ten oder sogar zurück­zu­ge­win­nen, ist am Bei­spiel des Pfarr­gar­tens der Deka­nin in Thur­n­au zu sehen. Ihr Mann berich­te­te mir bei­spiel­haft von drei bedroh­ten Insek­ten­ar­ten, die sich in ihrem insek­ten­freund­lich ange­leg­ten Gar­ten neu ange­sie­delt haben: Der Trau­er-Rosen­kä­fer, der Brau­ne Feu­er­fal­ter und die Heu­schrecken-Sand­wes­pe. Letz­te­re galt in den 80er und 90er Jah­ren in der Bun­des­re­pu­blik als aus­ge­stor­ben. Bei Fami­lie Beck in Thur­n­au fin­det sie Wil­den Majo­ran („Gewöhn­li­cher Dost“), „Gewöhn­li­chen Thy­mi­an“ und eben Heu­schrecken, von denen die Lar­ven ernährt wer­den. So ist die Heu­schrecken-Sand­wes­pe dort seit vier Jah­ren wie­der boden­stän­dig, weil sie dort auch san­di­ge Flä­chen für ihre selbst­ge­gra­be­nen Nester hat.

Mal schau­en, wel­che Insek­ten sich in weni­gen Jah­ren in Wals­dorf neu ange­sie­delt haben. Viel­leicht gibt es unter Euch, lie­be Kin­der, Natur­for­scher und ‑for­sche­rin­nen, die das beob­ach­ten und doku­men­tie­ren wol­len – und Erwach­se­ne, die es ger­ne unter­stüt­zen. Eure Ent­deckun­gen wer­den Euch freu­en und ande­re ermutigen.

Eine bewusst unge­mäh­te Blüh­wie­sen mit­ten im Ort ist nicht unge­pflegt. Inzwi­schen erken­ne ich, wel­che Flä­che der Rege­ne­ra­ti­on der Natur dient und freue mich dar­an viel, viel mehr als an einem eng­li­schen Rasen. Durch Schöp­fungs­be­wusst­sein ver­än­dert sich, was wir schön fin­den. Wir wer­den acht­sam und freu­en uns, wenn wir im Wald eine Els­bee­re ent­decken, einen sel­te­nen hei­mi­schen Baum, den wir heu­te auch im Kirch­wald pflanzen.

Die Evan­ge­lisch-Luthe­ri­sche Kir­che in Bay­ern ist seit Mai 2021 Part­ner der Blüh­pakt-Alli­anz des Frei­staa­tes Bay­ern. In Bad Alex­an­ders­bad unter­zeich­ne­te ich mit Staats­mi­ni­ster Thor­sten Glau­ber die Blühpakt-Allianz.

Seit­dem sind vie­le Kir­chen­ge­mein­den und dia­ko­ni­sche Ein­rich­tun­gen Teil des Pro­jek­tes „Got­tes Gar­ten“ gewor­den: Sie haben begon­nen, Flä­chen natur­nah zu gestal­ten. Dabei wur­den sie mit Bera­tung und finan­zi­ell unterstützt.

Hier in Wals­dorf geschieht etwas ganz Bemer­kens­wer­tes: Kom­mu­ne und Kir­che wir­ken zusam­men, gestal­ten gemein­sam ihre Flä­chen neu! Die­ses Gemein­schafts­werk ver­dient beson­de­res Lob! Sie sind damit ein Vor­bild für ande­re Kir­chen­ge­mein­den und Kommunen.

Gera­de in Wals­dorf bie­tet sich das Gemein­schafts­werk auch an. Denn der Fried­hof gehört zu etwa glei­chen Tei­len der poli­ti­schen und kirch­li­chen Gemein­de. Dan­ke, dass Sie sich zusam­men­tun, zum Wohl der Schöp­fung. Ihr geht den rich­ti­gen Weg in die Zukunft.

Wenn Ihr ‚Prai­se Kids‘ singt, ist immer eine Bom­ben­stim­mung. Euer Gesang macht fröh­lich, weil Ihr fröh­lich schaut, schön singt und weil Ihr Gott, unse­ren Schöp­fer lobt. Lau­da­to si – damit habt Ihr auf­ge­ru­fen, dass auch wir Gott, den Schöp­fer loben.

Durch Euch ist nicht nur eine Bom­ben­stim­mung da, son­dern durch Euch wer­den heu­te auch Bom­ben gewor­fen. Aller­meist zer­stö­ren Bom­ben Leben. Eure Bom­ben dage­gen schen­ken Leben. Es sind Blüh­bom­ben mit Samenpaketen.

Ange­steckt von Euch Kin­dern loben wir heu­te Gott für sei­ne wun­der­schö­ne Schöp­fung. Und wir loben heu­te auch die Kom­mu­ne und die Kir­chen­ge­mein­de und alle im Umwelt­schutz Enga­gier­ten, weil sie dazu bei­tra­gen, Got­tes schö­ne Schöp­fung zu erhal­ten. Dan­ke für Ihre/​Eure Mit­wir­kung. Die Blüh­pakt-Alli­anz ist auch eine Alli­anz mit dem Schöpfer.

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