BG Frak­ti­on Bay­reuth will dass „Flö­ß­an­ger“ wie­der im Stadt­bild erscheint

Foto: BG Fraktion Bayreuther Gemeinschaft

Foto: BG Frak­ti­on Bay­reu­ther Gemeinschaft

Die BG Frak­ti­on Bay­reu­ther Gemein­schaft stellt fol­gen­den Antrag bei Ober­bür­ger­mei­ster Tho­mas Ebersberger:

der bis­he­ri­ge Weg (Teil­flä­che der Orts­stra­ße „Äuße­re Bad­stra­ße“) auf den Flur­num­mern 2047/2 und 2050/14 soll in der mor­gi­gen Bau­aus­schuss­sit­zung auf Grund­la­ge des Baye­ri­schen Stra­ßen- und Wege­ge­set­zes (Bay­StrWG) als Gemein­de­stra­ße gewid­met­wer­den. Die Abstim­mung ist beschließend.

Wir gehen davon aus, dass dies auf­grund des Ver­wal­tungs­vor­schla­ges ein­stim­mig so erfolgt und bean­tra­gen, dass die­ser kur­ze – dann gewid­me­te – Weg den tra­di­tio­nel­len Namen „Am Flö­ß­an­ger“ erhält. Zudem bean­tra­gen wir die Errich­tung einer Infor­ma­ti­ons­ta­fel über die­Bay­reu­ther Holz­flö­ßer: „Die Bay­reu­ther Stadt­flöß“. Der ehe­ma­li­ge Bay­reu­ther Stra­ßen­na­me „Flö­ß­an­ger“ (seit 1966 „Äuße­re Bad­stra­ße“) erin­ner­te dar­an, dass ab dem 15. Jahr­hun­dert über die Stein­ach und den Roten Main gro­ße Men­gen von Fich­ten- und Buchen­holz mit der „Bay­reu­ther Stadt­flöß“ aus den Wäl­dern rund um den Och­sen­kopf, der Königs­hei­de und des Kreuz­steins hin­ter dem Wagen­thal in die Stadt trans­por­tiert wur­den. Bei einem Spa­zier­gang am Roten Main oder an der Stein­ach kann man sich heu­te nur schwer vor­stel­len, dass frü­her Jahr­hun­der­te lang auf die­sem klei­nen Gewäs­ser gro­ße Holz­stäm­me trans­por­tiert wurden.

Im Grun­de ging das auch damals nicht. Das Flö­ßen konn­te nur in der was­ser­rei­chen Jah­res­zeit durch­ge­führt wer­den. Im Früh­jahr wur­den nach der Schnee­schmel­ze zahl­rei­chen Floß­wei­her am Gra­s­se­mann­bach, dem Moos­bach und an der Stein­ach bis Bay­reuth ange­staut. Dann schaff­ten die Flö­ßer das Holz unter­halb die­ser Wei­her in das Bach­bett und öff­ne­ten die Schleu­ßen, so dass das Holz mit den Was­ser­mas­sen Stück für Stück tal­ab­wärts bis Bay­reuth trans­por­tiert wer­den konn­te und am Flö­ß­an­ger gesta­pelt wur­de. Der bekann­te­ste Flöß­wei­her auf die­ser Strecke wird heu­te am Moor­bad Fleckl als Bade­wei­her genutzt.

Nach den Wor­ten des Lain­ecker Hei­mat­for­schers Erhard Peplau sind an die­sem Fluss­lauf nach Bay­reuth auch bei Fried­richs­thal noch zwei klei­ne­re Flöß­wei­her gut zu erken­nen. Ein eben­falls sehr bekann­ter Flöß­wei­her ist der klei­ne See neben der Aus­flugs­gast­stät­te Kar­ches aller­dings am Wei­ßen Main. Frü­her waren die Fich­tel­ge­birgs­bä­che wesent­lich was­ser­rei­cher. Dies lag an den stren­ge­ren Win­tern mit stär­ke­ren Schnee­fäl­len und natür­lich an der Trink­was­ser­ver­sor­gung für Bay­reuth, der den Bächen viel Was­ser ent­zieht. Ein Groß­teil des Was­sers fließt heu­te auf einer fast 30 Kilo­me­ter lan­gen Fern­lei­tung vom Löch­le­ins­tal bei Gra­s­se­mann nach Bay­reuth, wo es am Hoch­be­häl­ter an der Hohen War­te als Trink­was­ser auf­be­rei­tet wird. Die Fich­tel­ge­birgs­was­ser­lei­tung wur­de 1909 in Betrieb genom­men und bringt jähr­lich etwa 1,2 Mil­lio­nen Kubik­me­ter Trink­was­ser aus 71 Quel­len vom Och­sen­kopf­ge­biet in die Stadt Bay­reuth. Das Flö­ßen aus dem Fich­tel­ge­bir­ge wur­de mit dem Bau der Eisen­bahn eingestellt.

Es lie­gen Auf­zeich­nun­gen aus den Jah­ren 1446, 1484, 1692 und 1794 über das Flö­ßen auf den Fich­tel­ge­birgs­flüs­sen und über wohl sehr häu­fi­ge Unstim­mig­kei­ten zwi­schen den Mül­lern und den Flö­ßern vor:

Der Ans­ba­cher Mark­graf und spä­te­re Kur­fürst Albrecht Achil­les, er erb­te und regier­te nach dem Tod sei­ner Brü­der auch die Mark­graf­schaf­ten Kulm­bach und Bran­den­burg, war nur sel­ten in Bay­reuth. Aber immer­hin ver­dankt ihm die Stadt ihr Stadt­wap­pen (1457) und so schreibt der Bay­reu­ther Stadt­hi­sto­ri­ker Karl Müs­sel, bestä­tig­te er 1484 das Recht, aus dem Fich­tel­ge­bir­ge und den umlie­gen­den Wäl­dern wei­ter Holz nach Bay­reuth zu flö­ßen. Er ver­brach­te in die­sem Jahr 1484 eini­ge Wochen in sei­nem „Ober­land“ in Bay­reuth, weil rund um Nürn­berg und Ans­bach die Pest aus­ge­bro­chen war und konn­te nun wohl gut nach­voll­zie­hen, dass die Stadt das Holz aus dem Fich­tel­ge­bir­ge drin­gend braucht:. Das Flö­ßen muss hier viel älter gewe­sen sein, denn schon 1446 wur­de Holz aus den Stei­nach­wäl­dern nach Bay­reuth gelie­fert. Es wur­de dabei nicht nur Brenn­holz, son­dern auch Stamm­holz, soge­nann­te Blö­cher, an den Bestim­mungs­ort Bay­reuth gebracht.

In dem Auf­satz „Die Holz­trift auf den Fichel­ge­birgs­flüs­sen“ (www​.bay​ern​-fich​tel​ge​bir​ge​.de) fin­det sich zu Karl Müs­sels Fest­stel­lun­gen fol­gen­de Pas­sa­ge: Aus dem Jahr 1484 wird berich­tet, dass es wegen des Flö­ßens zwi­schen Bay­reuth und Wei­den­berg Unstim­mig­kei­ten gege­ben hat. In einem Revers heißt es, die Holz­flö­ßer soll­ten nicht behin­dert wer­den, wenn das Holz aus den Wal­dun­gen des Pfalz­gra­fen oder denen des Her­ren von Küns­berg stam­me. Viel Fich­ten- und Buchen­holz wur­de im lau­fe der Jahr­hun­der­te mit der „Bay­reu­ther Stadt­flöß“ auf der Stein­ach trans­por­tiert. Anschei­nend hat hier Kur­fürst Albrecht Achil­les ein Macht­wort gespro­chen. Magi­ster Will berich­tet im Jahr 1692, dass die Kal­te Stein­ach gute Forel­len trägt und all­jähr­lich viel har­tes und wei­ches Brenn­holz vom Fich­tel­wald nach Wei­den­berg, St. Johan­nis, Bay­reuth und noch wei­ter, wes­halb sie „ins­ge­mein der Flöß­bach genannt wird.“

Im August 1794 kam es zu einem hef­ti­gen Streit zwi­schen den Flö­ßern und Johann Georg Dörf­ler von der Unte­ren Müh­le: „14.8.1794 Aller­un­tert­hä­nig­ste Anzei­ge! Seim vor­gest­ri­gen Flö­ßen vor Ankunft des Was­sers, wur­de dem Mül­ler Dörf­ler zu Lain­eck ange­sagt, daß er sei­ne Grund­schüt­zen wie­der­ein­set­zen soll­te, es könn­te außer­dem, da das Was­ser, wenn sol­che außen blie­ben, unterm Wehr stark ver­kei­len und kann kein Holz übers Wehr gehen. Statt daß er sei­ne Grund­schüt­zen nach sei­ner Schul­dig­keit sel­ber hät­te ein­set­zen sol­len, muss­ten sol­ches die Flö­ßer tun. Davor beleg­te er sol­che mit Schümp­fen als Hunds­rit­ter, Sch … kerl, … und der­glei­chen. Da sol­che allein nicht ganz damit fer­tig wer­den konn­ten (Anm.: mit dem Ein­set­zen der Schüt­zen), kam unter­des­sen das Holz, und es stau­te vom Wehr an bis über die Stand­wel­len hin­auf (Anm.: Furt am Hir­ten­bühl, bei der heu­ti­gen Brücke zum Roders­berg). Damit nun das Holz über das Wehr zu brin­gen, muss­ten 5 Mann all­da blei­ben, zuletzt muss­te der Lain­ecker Vor­schlag bei … gutem Was­ser vor der Zeit zuge­setzt wer­den, da noch etli­che hun­dert Klaff­ter nach Bay­reuth zu hät­ten gelas­sen wer­den kön­nen. An die­sen meh­ren Floß­ko­sten, da anson­sten nur ein Mann bei sei­nem Wehr steht, ist der Dörff­ler Schuld und wegen sei­nes Sehimp­fens straf­fäl­lig. Die Mül­ler über­haupt zum Theil sind sehr grob, wenn die Flö­ße gehet und sol­che ihr Wehr auf­ma­chen müs­sen. Den ande­ren zur War­nung, dass sie aller­gnä­dig­ster Herr­schaft kei­ne ver­geb­li­chen Kosten ver­ur­sa­chen und nicht mit Schimp­fen gegen die Flö­ßer sich ver­ge­hen sol­len, habe ich die­ses Mül­lers, als eines schon bekann­ten gro­ben Man­nes, Ver­hal­ten hier­nach aller­un­tert­hä­nigst ange­zei­get nicht las­sen sol­len. Aller­un­tert­hä­nigst Gott­lob Rothe St. Geor­gen 6. 8. 1794“.

Die Flö­ße­rei ist der Trans­port von Holz auf dem Was­ser­weg. Ohne die Ver­sor­gung mit Floß­holz wäre die Ent­wick­lung vie­ler Städ­te undenk­bar gewe­sen. Durch die oft wei­ten Wege, die zwi­schen wald­rei­chen Regio­nen und dem Bestim­mungs­ort des Hol­zes zurück­ge­legt wer­den muss­ten, leb­ten und arbei­te­ten die Flö­ßer in der Ver­gan­gen­heit nicht sel­ten für Wochen mit­ein­an­der. In Deutsch­land wur­de zuletzt in den 1980er Jah­ren gewerb­lich geflößt, doch die Tra­di­ti­on lebt bis heu­te fort.

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