Vor­trag über die Macht digi­ta­ler Wor­te am GFS Eber­mann­stadt – „Tat­werk­zeug Handy“

Tatwaffe Handy - Vortrag am GFS © Janina Gebelein
Tatwaffe Handy - Vortrag am GFS © Janina Gebelein

In einem lebens­welt­na­hen Vor­trag am Gym­na­si­um Frän­ki­sche Schweiz in Eber­mann­stadt sen­si­bi­li­sier­te Rich­te­rin Chri­stia­ne Hansl­bau­er Schü­le­rin­nen und Schü­ler der zehn­ten Klas­se für die Bedeu­tung digi­ta­ler Kom­mu­ni­ka­ti­on und die poten­zi­el­len recht­li­chen Kon­se­quen­zen von Online-Akti­vi­tä­ten. Der Schwer­punkt lag dabei auf dem The­ma „Tat­waf­fe Han­dy“, wel­ches die zuneh­men­de Rol­le digi­ta­ler Gerä­te bei der Bege­hung von Straf­ta­ten beleuchtete.

Chri­stia­ne Hansl­bau­er, die bereits bei der Staats­an­walt­schaft Bam­berg im Bereich Cyber­crime gear­bei­tet hat, berich­tet, dass die Jugend­straf­ta­ten mas­siv zuneh­men. Dies lie­ge aber nicht an einer schlim­me­ren her­an­wach­sen­den Gene­ra­ti­on, son­dern dar­an, dass den Jugend­li­chen oft das Unrechts­be­wusst­sein feh­le. Juri­sten unter­schei­den jedoch nicht zwi­schen „Real-Life“ und Inter­net, denn das Straf­ge­setz­buch gilt überall.

Gera­de des­we­gen ist es wich­tig, die Schü­le­rin­nen und Schü­ler im Rah­men des Wirt­schaft- und Recht­un­ter­richts auf­zu­klä­ren, wes­halb die Lehr­kraft Jani­na Gebel­ein die­sen Vor­trag orga­ni­sier­te. Wäh­rend man in einem per­sön­li­chen Gespräch eini­ges an Mut auf­brin­gen muss, um jeman­den zu belei­di­gen, ist die Hemm­schwel­le im Inter­net für vie­le deut­lich gerin­ger. Doch wäh­rend sich gespro­che­ne Wor­te im „ech­ten“ Leben leicht leug­nen las­sen, ver­schwin­den belei­di­gen­de oder dis­kri­mi­nie­ren­de Kom­men­ta­re im Inter­net nicht ein­fach wie­der und las­sen sich als Beweis­mit­tel sichern. Um sich der Trag­wei­te bewusst zu wer­den und um sich vor dem Abset­zen eines Postings bes­ser selbst zu reflek­tie­ren, gibt die Rich­te­rin den Her­an­wach­sen­den fol­gen­de Kon­troll­fra­gen an die Hand: „Wür­de ich wol­len, dass mir das pas­siert?“ und „Wür­de ich mich in der ana­lo­gen Welt genau­so ver­hal­ten?“ In die­sem Zusam­men­hang nennt die Juri­stin auch die häu­fig­sten Straf­ta­ten, die mit dem Han­dy began­gen wer­den. So ist es bei­spiels­wei­se bereits Besitz von Kin­der­por­no­gra­phie, wenn man in einer Whats­App-Grup­pe ein ver­meint­lich lusti­ges Video in die­ser Art emp­fan­ge. Eben­so ver­hält es sich mit Mate­ri­al von ver­fas­sungs­wid­ri­gen Orga­ni­sa­tio­nen oder auch Gewalt­dar­stel­lun­gen, die oft in sol­chen Chat-Grup­pen auftauchen.

Was ist in einem sol­chen Fall zu tun? Die ein­zig rich­ti­ge Reak­ti­on dar­auf ist das umge­hen­de Anzei­gen sol­cher Inhal­te und nach der Beweis­si­che­rung das Löschen die­ser, um sich nicht selbst des Besit­zes straf­bar zu machen. Kon­se­quen­zen, die die Rich­te­rin benennt, sind: Durch­su­chung, Sicher­stel­lung aller digi­ta­ler Spei­cher­me­di­en in einer Fami­lie (incl. jedes USB-Sticks, Play­Sta­ti­on, Han­dy, PC, etc.) und der Ver­neh­mung von Zeugen.

Mög­li­che Sank­tio­nen im Jugend­straf­recht haben aller­dings immer das Ziel, den straf­fäl­lig gewor­de­nen Her­an­wach­sen­den auf den rich­ti­gen Pfad zu brin­gen, sodass neben einem Jugend­ar­rest auch ein Ent­schul­di­gungs­brief als Maß­re­ge­lung mög­lich ist. Aller­dings wird das Tat­werk­zeug Han­dy ver­nich­tet – mit allen Kon­tak­ten, per­sön­li­chen Fotos und Nach­rich­ten. Auch ein Ein­trag in das Bun­des­zen­tral­re­gi­ster, der die mög­li­che spä­te­re Berufs­wahl ein­schrän­ken kann, fin­det statt.

Nach­dem die Jugend­li­chen den Vor­trag gespannt ver­folgt haben, erfrag­ten sie bei der Rich­te­rin die recht­li­che Lage zu hypo­the­ti­schen Fäl­len, die jedoch gar nicht so unrea­li­stisch erschie­nen. Chri­stia­ne Hansl­bau­er schaff­te es, durch ein­zel­ne Fall­bei­spie­le und ihren per­sön­li­chen Wer­de­gang das Inter­es­se für ihren oder ähn­li­che juri­sti­sche Beru­fe zu wecken. Vor allem ver­mit­tel­te sie den Zuhö­ren­den aber ein tie­fe­res Ver­ständ­nis und Bewusst­sein dafür, wie schein­bar harm­lo­se Äuße­run­gen in sozia­len Medi­en zu ernst­haf­ten recht­li­chen Kon­se­quen­zen füh­ren können.

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